City kann gegen Outlet-Center bestehen
In Wuppertal und Remscheid sollen Outlets Ende 2017 eröffnen. Auch Solingen plant.
Hilden. Im City Outlet am Döppersberg in Wuppertal-Elberfeld entstehen 150 Läden mit 30 000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Ende des Jahres sollen die ersten 65 Shops mit 10 000 Quadratmetern eröffnen. Das Designer Outlet Remscheid soll bis zu 130 Shops mit 20.000 Quadratmetern beherbergen. Voraussichtliche Eröffnung: Ende 2017. In Solingen sind die Pläne für ein „Urban Outlet“ ins Stocken geraten. Ein Investor hat das Handtuch geworfen und die Clemens-Galerien verkauft.
Der neue Eigentümer, die Frankfurter ICG Real Estate Developement, hat auch das benachbarte Kaufhof-Gebäude nebenan erworben, bestätigte Geschäftsführer Jochen Stahl: „Die Idee, eine Art Outlet-Center in den Galerien zu realisieren, ist nach wie vor aktuell.“ Da müsste es Norbert Danscheidt, Wirtschaftsdezernent der Stadt Hilden, eigentlich angst und bange werden um die Einkaufsstadt Hilden. Dem ist nicht so, versichert Danscheidt. Er sieht sich durch die aktuelle bundesweite Kundenbefragung des Instituts für Handelsforschung in Köln bestätigt — und das sensationelle Abschneiden Hildens (die RP berichtete). Hilden hat danach die attraktivste deutsche Innenstadt in der Größe 50.000 bis 100 000 Einwohner — und setzte sich gegen 31 Konkurrenten durch.
120 Städte nahmen an der Untersuchung teil. Hilden punktete als einzige (!) Stadt Nordrhein-Westfalens. Die Sieger in den anderen Größenklassen liegen mit Ausnahme von Heidelberg alle im Osten Deutschlands (Leipzig, Erfurt, Wismar, Quedlinburg). Das wird den Stadtmarketing-Leuten im ganzen Land zu denken geben. Das tut es auch in Hilden. „Hildens Abschneiden hat mich überrascht“, gibt Danscheidt zu: „Aber auch riesig gefreut.“ Vor 30 Jahren hätten Stadtrat und Verwaltung gemeinsam beschlossen, Einzelhandel nur im Stadtzentrum und nicht auf der grünen Wiese zuzulassen.
Davon profitiere Hilden heute: „Eine solche Angebotspalette und überdurchschnittlichen Handelsbesatz gibt in keiner anderen Stadt unserer Größe.“ Die IFH-Studie zeigt: In Hilden kaufen überdurchschnittlich viele ältere Kunden ein. Sie schätzen auch die Gastronomie und das Ambiente. Das sei kein Nachteil, meint Danscheidt — im Gegenteil: „Viele Senioren haben gute Einkommen und wollen auch ein anderes Einkaufserlebnis als junge Menschen.“ „Junge Leute kaufen gern in Nachbarstädten wie Düsseldorf ein, weil sie dort ihren Eltern nicht begegnen“, hat Bürgermeisterin Birgit Alkenings beobachtet. Die Stadt werde sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, betont der Wirtschaftsförderer: „Wir treiben gerade das integrierte Innenstadtkonzept voran, wollen das Einzelhandelskonzept fortschreiben und eine neue Satzung für Werbeanlagen beschließen, um Auswüchsen gegenzusteuern.“ Viele Besucher der Innenstadt sitzen gerne draußen, ist zu beobachten. „Die Außengastronomie ist ein Trend, den müssen wir fördern“, meint Danscheidt: „Mit unserer Gastronomie sind wir relativ gut aufgestellt. Ich hoffe, dass das Eiscafé vor dem Itterkarree bald wieder öffnet. Das fehlt dort.“ In der Studie haben die Befragten auch die zahlreichen Veranstaltungen in der Hildener Innenstadt gelobt (Schulnote 2,2). Zusätzliche Feste und Events hält Danscheidt aber für nicht gut: „Da sind wir schon gut aufgestellt, aber auch ausgereizt. In Hilden wohnen auch viele Bürger in der Innenstadt. Die dürfen wir nicht überfordern.“
Das Stadtmarketing wird sich in diesem Jahr auf vier Einkaufssonntage in der Innenstadt beschränken, bestätigt Geschäftsführer Volker Hillebrand. Dann sei man rechtlich auf der sicheren Seite und müsse keine Klage von der Gewerkschaft Verdi fürchten. Und was ist mit den Outlet-Centern, die Hilden geradezu umzingeln? „Sie werden untereinander, mit dem Handel in den Stadtzentren und mit dem Internet-Handel konkurrieren und sich gegenseitig die Kunden wegnehmen“, glaubt Danscheidt.