Hilden Corona macht Feuerwehr zu schaffen

Hilden. · Verdachtsfälle in den eigenen Reihen, ausgelagerte Rettungswachen und keinen regulären Übungsbetrieb – Corona hat die Feuerwehr stark gefordert. Doch die Einsatzkräfte sind bislang gut durch die Krise gekommen. Dabei half ein Zufall.

Die Hildener Feuerwehr hat sich gut auf die Corona-Krise eingestellt.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Hans-Peter Kremer und seine Kollegen haben sich auf ihr Bauchgefühl verlassen. Zum Glück. Der Feuerwehrchef hat mit seinem Team Anfang des Jahres die Nachrichtenlage verfolgt und schnell reagiert, als die ersten Corona-Fälle in Deutschland auftraten: „Wir haben uns sofort mit Schutzausrüstung eingedeckt“, erklärt Kremer. Unter normalen Umständen wären die Masken, die Handschuhe und die Anzüge erst nach anderthalb Jahre zur Neige gegangen. Nachdem die Corona-Krise Hilden erreicht hatte, war der Vorrat jedoch nach vier Wochen aufgebraucht. „Aber das waren die entscheidenden vier Wochen, in denen wir uns um Nachschub kümmern konnten“, sagt der Feuerwehrchef. So gab es in Hilden keinen Engpass.

Die Corona-Krise hat die Feuerwehr vor große Herausforderungen gestellt – und sie wird die Einsatzkräfte noch lange beschäftigen. „Wir sind aber gut aufgestellt“, sagt Kremer. Die beiden ausgelagerten Rettungswachen im Jugendtreff am Weidenweg und im Area 51 (wir berichteten) mussten allerdings geräumt werden, als die Jugendförderung ihre Arbeit wieder aufgenommen hat. „Wir sind sehr dankbar, dass wir in der heißen Phase dort untergekommen sind und hatten vorher vereinbart, dass wir wieder ausziehen, wenn dort wieder der normale Betrieb stattfindet“, erklärt der Feuerwehrchef.

Der Rettungsdienst arbeitet nun wieder zentral, jedoch sind die Wachabteilungen strikt getrennt. So hat sich auch die Feuerwehr organisiert. „Die Gruppen werden nicht gemischt, bei der Übergabe halten wir ausreichend Abstand“, erklärt Kremer. Besucher werden auf der Wache nur in absoluten Ausnahmen empfangen. „Wir sind nach außen abgeschottet.“ Selbst die Freiwillige Feuerwehr kommt nur im Alarmfall auf die Wache. Übungsbetrieb, Sport oder Theorieunterricht fallen komplett weg. „Das belastet uns alle sehr, ist momentan aber nicht anders möglich“, erklärt Kremer. Wann sich die Situation ändert, kann der Feuerwehrchef nicht abschätzen. „Die Vorgaben sind klar. Von der Normalität, wie wir sie von früher kennen, sind wir noch sehr weit entfernt.“

Die Arbeit der Feuerwehr hat sich in der Corona-Krise ebenfalls geändert. Nachdem anfangs die Einsatzzahl abgenommen hat, weil die Menschen kaum noch Auto gefahren sind oder überhaupt an die frische Luft gingen, haben sie nun wieder altes Niveau erreicht. Vor Ort tragen die Einsatzkräfte nach Möglichkeit einen Mundschutz, die Sanitäter treten nach dem Klingeln einen Schritt von der Haustür zurück und schauen erst einmal aus der Ferne, ob ein Patient Corona-typische Symptome zeigt. „Trotzdem ist das alles für uns nicht neu – wir haben einen Katalog für infektiöse Krankheiten, den wir abarbeiten. Und den gab es schon vor Corona“, erklärt ­Kremer.

Nur selten werden
Verdachtsfälle transportiert

Während zu Beginn der Krise viele Corona-Verdachtsfälle transportiert worden sind, hat die Zahl deutlich abgenommen. Heute sind Corona-Verdachtsfälle die Ausnahme. „Wir bleiben aber wachsam“, sagt der Feuerwehrchef. Für den Fall einer zweiten Welle sucht die Feuerwehr nach Möglichkeiten, den Rettungsdienst auf mehrere Standorte zu verteilen. „Wir brauchen eine Unterkunft mit vernünftigem Sanitärbereich, Ruhezonen, einen hohen Carport und die Möglichkeit, dort unseren Rettungswagen mit Strom zu versorgen“, sagt Kremer. Es sei aber nicht einfach, solche Örtlichkeiten zu finden. „Eine Lagerhalle bringt uns leider nicht weiter.“

Ganz unvorbereitet traf die Corona-Krise übrigens nicht auf die Feuerwehr. „Wir haben uns im Stab für außerordentliche Ereignisse der Stadt kurz vorher damit beschäftigt, wie wir uns für ähnliche Situationen aufstellen müssen“, erklärt Kremer. „Aus der Theorie wurde plötzlich Praxis.“