Folgen für die Wirtschaft Corona-Krise: Jörg Heynkes schließt seine Villa Media in Wuppertal

„Es geht nicht mehr“, sagt der Unternehmer und Vizepräsident der Bergischen Industrie- und Handelskammer (IHK). Das Corona-Virus hat damit ein erstes prominentes Opfer in der Wuppertaler Wirtschaft.

Die Villa Media während der Night of Light am Montagabend, die auf die schwierige Situation der Veranstaltungsbranche hinweisen sollte.

Foto: Villa Media/Jorg Heynkes

Das Corona-Virus hat ein erstes prominentes Opfer in der Wuppertaler Wirtschaft. Jörg Heynkes schließt seine Villa Media. „Es geht nicht mehr“, sagt der Unternehmer und Vizepräsident der Bergischen Industrie- und Handelskammer (IHK). Heynkes führt hohe Fixkosten an, die weit über die Lohnzuschüsse hinausgehen, die er seinen Angestellten in Kurzarbeit bezahlt. „Wir haben in diesem Jahr ein Drittel des Umsatzes und 80 Prozent der Kosten“, sagt der Unternehmer.

Noch am Dienstag hatte Heynkes sich am bundesweiten Hilferuf der Veranstalterbranche beteiligt und auch den ehemaligen Schlachthof an der Viehhofstraße rot beleuchtet, in dem er seit 22 Jahren die Villa Media betreibt. Und das mit großem Erfolg. In seiner Schlussbilanz führt Heynkes privat finanzierte Investitionen über fünf Millionen Euro an, spricht von 7,5 Millionen bezahlten Steuereuro, von 500 Mitarbeitern und 1,25 Millionen Gästen über den Betriebszeitraum. Das sind in der Unterhaltungs- und Veranstaltungsbrache allesamt Parameter für einen wirtschaftlich gesunden Betrieb. Und Heynkes ist es tatsächlich auch gelungen, seine Villa Media über die Stadtgrenzen hinaus bekannt zu machen. Eines der herausragenden Ereignisse war im vergangenen Jahr die Bürgersprechstunde mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Wuppertalern sowie Schweriner.

Eines der ersten Kommunikationszentren

Mit dem Ende des Villa Media wird vermutlich das letzte Kapitel des ehemaligen Schlachthofes als Veranstaltungsort und Treffpunkt geschrieben. In den 1970er Jahren war das Haus an der Viehhofstraße als „Die Börse“ eines der ersten Kommunikationszenten in Deutschland. Es diente politisch interessierten und engagierten Jugendlichen als Treffpunkt und war Heimstatt des legendären Wackeltreffs, der donnerstags das Ausgehwochenende einläutende und über viele Jahre eine Pflichtveranstaltung in Wuppertal war.

Eine Adresse für
hochwertige Veranstaltungen

Vor gut 20 Jahren kaufte Heynkes das Haus, die Börse zog in ihr neues Domizil an der Wolkenburg, konnte dort aber nie an die gute alte Zeit anknüpfen.

Die Villa Media entwickelte sich schnell zu einer der ersten Adressen für hochwertige Veranstaltungen, zu denen auch insgesamt 2000 Hochzeiten zählten. Parteien und Verbände waren regelmäßig zu Gast. Und bis zum Beginn der Corona-Pandemie sprach nichts dafür, dass sich daran in Zukunft etwas ändern würde. „Ich habe schon 160 000 Euro für Buchungen im nächsten Jahr auf dem Geschäftskonto“, sagt Heynkes. „Die Leute müssen ihr Geld zurückbekommen.“ Auch deshalb will der Villa-Media-Macher eine Insolvenz unter allen Umständen verhindert und nimmt nun die letzte Ausfahrt. Bisher habe er die Kosten aus seinen privaten Rücklagen gedeckt. Aber die seien auch endlich.

So endlich wie die Geschichte der Villa Media. Was aus dem imposanten Gebäude im heute lebhaften Stadtteil Arrenberg wird, steht noch in den Sternen. Heynkes ist nach eigenem Bekunden in ersten Gesprächen mit neuen Nutzern. Möglich, dass die Viehhofstraße 125 Adresse für Altenpflege wird, vielleicht zieht aber auch eine Bildungseinrichtung ein. Heynkes favorisiert etwas, dass sich mit Wirtschaft und Transformation beschäftigt. Er selbst ist im Nebengeschäft als sogenannter Speaker unterwegs und erklärt seinen Zuhörern zwischen Flensburg und Passau, wie die Digitalisierung die Gesellschaft binnen zehn Jahren verändern wird.

Für die Villa Media und vermutlich noch einige weitere Veranstaltungsorte nicht nur in Wuppertal hat ein winziges, aber lebensgefährliches Virus alles verändert. Und Jörg Heynkes sieht kein Licht am Ende des Tunnels. „Vor Januar kriege ich hier doch keine Hochzeit genehmigt“, sagt er und rechnet damit, dass die Einschränkungen mit Abstandsgebot und Mund-Nase-Schutz-Pflicht noch das gesamte nächste Jahr überdauern wird.

Dann sind öffentliche Veranstaltungen an der Viehhofstraße vermutlich längst Geschichte. Und das sehr zum Bedauern auch von Oberbürgermeister Mucke. „Das ist ein großer Verlust für die Stadt und eine Folge der Corona-Krise.“ Er erneuert seine Forderung danach, dass das Land und der Bund die Veranstaltungsbranche unterstützen müssten. Der Stadt habe just am Mittwoch beschlossen, der Gastronomie die Gebühren für Außengastronomie zu erlassen und mehr Außenflächen zu genehmigen.

Mucke war als junger Erwachsener regelmäßiger Gast in der Börse an der Viehhofstraße und trat dort später mit dem heutigen Sozialdezernenten Stefan Kühn als Kabarett-Duo „Don Promillo & Pepperoni“ auf.