Wuppertals OB-Kandidaten Andreas Mucke fährt mit dem E-Bike durch die Stadt

Wuppertal · Der Oberbürgermeister Andreas Mucke möchte weiter im Amt bleiben. Seine Konkurrenten sagen, es fehle ihm an Duchsetzungskraft. Mucke sagt, er suche lieber den Kompromiss, um ans Ziel zu kommen.

Amtsinhaber Andreas Mucke will noch einmal Oberbürgermeister werden.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Andreas Mucke hat sein E-Bike im Büro stehen - damit der Akku nicht geklaut wird. Wenn er raus muss, trägt er das Rad die Treppen herunter auf den Johannes-Rau-Platz. Er sagt selbst, er versuche so viele Wege und Termine mit dem Rad wahrzunehmen. Das gehe aber nicht immer. Zum Foto auf der Nordbahntrasse geht das aber ganz gut.

Er ist kein Hardliner, sondern gibt sich pragmatisch. „Auto oder Fahrrad?“ - „Wenn’s geht, Fahrrad, geht aber nicht immer“. Wenn’s nicht geht, dann nicht, dann anders. Ihm wird wegen einer solchen Haltung nachgesagt, er sei nicht klar genug positioniert, nicht entscheidungs- und durchsetzungsstark.

Aber durchgesetzt hatte er sich – jedenfalls auf dem Weg zum Amt des Oberbürgermeisters. 2015 gegen Peter Jung, der elf Jahre im Amt war. Und jetzt will er nochmal.

Andreas Mucke wurde am 18. September 1966 in Wuppertal geboren – und er hat die Stadt nie verlassen. Als Kind hat er am Arrenberg gewohnt, wo sein Vater die Firma Sanitär Heizung Mucke hatte. Später ist er ins Briller Viertel gezogen, Richard-Wagner-Straße. Er war dann an der Grundschule Marienstraße – „immer noch eine klasse Schule“ – und am Gymnasium Bayreuther Straße, hat an der Gesamthochschule Wuppertal Sicherheitstechnik mit dem Schwerpunkt Umweltschutztechnik studiert – nebenbei vier Semester Philosophie, bevor er in Remscheid und dann bei den WSW gearbeitet hat. Später zog er nach Oberbarmen, Nächstebreck.

Mucke ist hier verwurzelt. Das wissen auch seine politischen Konkurrenten. Und das wissen sie zu schätzen. „Mucke liebt diese Stadt“, sagt etwa einer, der lange mit ihm gearbeitet hat, wenn auch in einer anderen Partei. Dafür mag man ihn. Und für seine ehrliche Art. Keiner würde sagen, dass er nicht authentisch ist. Nur wenn er gestresst ist, dann merke man, dass er auch Schauspieler war, heißt es. Dann performe er über. Dann drehe er auf.

Mucke hat lange Jahre am Theater in Cronenberg gespielt. Als Oberbürgermeister fehlt ihm dafür die Zeit. Er hat lange Tage. Er spricht von 80-Stunden-Wochen. Von Arbeitslektüre für den kommenden Tag vor dem Schlafen. Bücher liest er nur im Urlaub.

80 Stunden Wochen
und Urlaub in den Bergen

Und dann ist er gerne in den Bergen. Alpines Wandern. Auspowern. Abschalten. Ruhe haben. Wenn jemand anruft, ist er trotzdem da. „Ich habe immer Bürgersprechstunde“, sagt er scherzhaft. Das Amt macht keine Pause. „Das muss man mögen und wollen“, sagt er.

Mucke hat immer einen Scherz parat. Kaum eine Pressekonferenz oder Ratssitzung ohne einen Spruch. „Mit Humor lässt sich manches besser ertragen“, sagt er. Alles eigentlich. Vielleicht auch die Hiebe, die das politische Geschäft mitunter mit sich bringt. „Ich habe gelernt, das nicht persönlich zu nehmen. Die meinen das Amt, nicht mich.“ Aber das Amt und die Person lassen sich kaum trennen. Jedenfalls wenn man im Chefsessel sitzt. Mucke sagt, er könne gut abschalten. Um nicht doch noch vor dem Schlafen von der einen oder anderen Attacke zu lesen, guckt er erst morgens in die Zeitung, nicht schon am Abend.

Der dreifache Vater hat seine Söhne vor dem ersten Antritt als OB-Kandidat 2015 gefragt, ob es für sie in Ordnung sei, dass er kandidiere. Sonst würde das nicht gehen, sagt er. Aber seine Partei hatte er nicht gefragt, bevor er in der WZ 2018 sagte, er werde wieder antreten. „Ich wurde im Gespräch gefragt. Dann gebe ich auch eine Antwort. Ich mag keine unklaren Politiker-Antworten“, sagt er. Mittlerweile ist er aber auch offiziell aufgestellt. Den Rückhalt in der SPD hat er.

Und das obwohl er doch als „Grüner“ gelte, wie er scherzt. Warum er dann nicht bei den Grünen sei? Weil dort die Soziale Gerechtigkeit gefehlt habe, als er 1982 in die SPD eingetreten ist. Böse Zungen sagen, er sei auch in die SPD eingetreten, weil die Möglichkeiten aufzusteigen größer gewesen seien. Trotzdem, Mucke fühlt sich den Grünen näher als der CDU. Und in der Bewertung der Verkehrswende ist er den Grünen auch näher als Teilen der eigenen Partei. „Wir brauchen einen durchgehenden Radweg auf der B7“, sagt er.

Mucke, machtbewusst, aber nicht entscheidungsstark? Das sagt die Konkurrenz. Mucke lächelt, wenn er das hört. Er weiß das einzuordnen. Und sagt, dass in den Sitzungen und in den Gesprächen, die er täglich führe, gemeinsames Arbeiten wichtiger sei, um Lösungen zu finden, als der Vorschlaghammer. Er sagt selbst, er möge keine brachialen Entscheidungen. Keine „Basta-Methode.“

Extreme sind nicht das Seine. Mucke mag es harmonisch, ausgeglichen. Der gesunde Mittelweg. Gesund ist da privat auch ein Schlüsselwort. Er trinkt nicht, hat er nie. Er raucht nicht. Er trinkt keinen Kaffee, lieber Tee. Er isst nichts Scharfes. Er ist „Flexitarier“, isst also wenig Fleisch. Mucke arbeitet an einem langen Leben, wie es scheint. Ein paar Jahre davon möchte er noch Oberbürgermeister sein. Wenn er bei der Kommunalwahl am 13. September gewählt wird.