Das Pablo Held Trio bietet einen feurigen Auftakt
Die etablierten Musiker eröffneten die Hildener Jazztage.
Hilden. Als Pablo Held mir kurze Zeit nach dem Konzert zur Eröffnung der Hildener Jazztage gegenüber sitzt, scheint er körperlich völlig ausgelaugt. Seine geistigen Fähigkeiten jedoch sind nach dem fast zweistündigen musikalischen Austausch, den er mit zwei guten Freunden — Jonas Burgwinkel am Schlagzeug und Robert Landfermann am Kontrabass — hatte, von messerscharfer Präzision; und so mag man sich gerne den Ausführungen des 32-Jährigen zu Fragen seines inneren Antriebs für das, was da auf der Bühne passierte, hingeben.
Wie funktioniert das, fragt man sich also schon zu Beginn des Konzertes der drei Kölner Jazzer, die es sich zum Ziel gemacht haben, alte Grenzen des instrumentalen Zusammenspiels zu überschreiten, indem sie sich diese erst gar nicht zu eigen machen und sie einfach auf Seite schieben. „Wir wissen selbst nicht, wohin diese Reise heute Abend führen wird, aber wir nehmen Sie gerne mit“, kommentiert der international sehr gefragte Jazzpianist und Komponist noch einmal nebenbei sein musikalisches Rezept zwischen Komposition und Improvisation, bevor er Platz nimmt und — zusammen mit Jonas und Robert — in einen beinahe tranceartigen Zustand verfällt.
Dabei entsteht eine Art akustische Symbiose aus Harmonie und Disharmonie, Jonas Burgwinkels Schlagzeugspiel scheint eine Art Verschmelzung von Körper und Geist zu sein. Dynamik, Lautstärke, Akzentuierungen, Melodien und Tempi stehen in den Räumlichkeiten der Brüder Braun in ständigen Wechselbeziehungen, die Dramaturgie der Arrangements übertrifft sich trotz angekündigter Spontaneität regelmäßig in der schwülen Maisommernacht.
Wer klinisch sauberen Jazz im Operationssaal erwartet, hat sich geschnitten. Es ist vielmehr das Leben selbst, das hier auf dem OP-Tisch musikalisch seziert wird, und so hört es sich auch an: technisch brillant, zwischenmenschlich feinfühlig und grenzenlos offen. kle