Das Reiten soll künftig im Naturschutzgebiet verboten sein
Stadt, Kreis und Naturschützer wollen die Nutzung einschränken.
Haan. Seit 30 Jahren betreibt Familie Reiter einen Pferdehof in Haan-Gruiten. Zwölf Pferde leben dort aktuell, mit denen sie häufig und gerne auf direktem Weg durch die Grube 7 reiten. Denn die liegt praktisch neben dem Hof und eignet sich optimal für lange Ausritte, aber auch für die kurze Runde nach Feierabend. Seit 30 Jahren kein Problem, sagen die Reiter. Schon immer gesetzlich verboten, sagt der Kreis Mettmann.
Ende Mai hatte dieser rund 20 Hofbesitzer aus der Umgebung zu einem Treffen eingeladen und die Reiter aufgefordert, den direkten Weg durch die Grube nicht weiter zu nutzen. „Dadurch würden viele kurze Runden wegfallen“, bedauert Souris Reiter.
Nur die große Runde um die Grube 7 oder Ausritte entlang der Straße blieben dann. Als Begründung habe die Untere Landschaftsbehörde zunehmende Beschwerden von Wanderern genannt, sagt die 29-Jährige. Das Treffen wurde einberufen, um die „seit fast seit 30 Jahren bestehenden Irritationen beziehungsweise Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Freizeitnutzergruppen beizulegen“, erklärt Friedhelm Reusch von der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Mettmann. Außerdem soll ein kreisweites Reitwegenetz geschaffen werden.
Dabei sei auch um Vorschläge zur Entspannung aus der Reiterschaft gebeten worden. Jedoch ändere es nichts an der gesetzlichen Regelung, „dass das Reitverbot seit vielen Jahren immer wieder missachtet wird. Dadurch entsteht kein Gewohnheitsrecht“, stellt Reusch klar. Die Idee, gemeinsam eine Lösung für alle Nutzer der Grube zu finden, finden die Pferdebesitzer grundsätzlich gut. Wenn sie den Weg über die Obstwiese nutzen dürften, um auf den Rundweg um die Grube zu kommen, wäre das eine gute Alternative, sagt Reiter. Oder wenn die Fußgängerschranke auch für Reiter geöffnet würde.
Seit dem Treffen jedoch fühlen sich die Reiter im Stich gelassen. Rückmeldungen zu ihren Vorschlägen habe es keine gegeben. Briefe mit der Bitte um Information an Stadt und Kreis seien unbeantwortet geblieben. Stattdessen war die Obstwiese plötzlich von einem Zaun umgeben. Dies sei nach Rücksprache mit der Stadt, dem Forstamt und den Naturschutzverbänden geschehen, da es seit längerem zu Beschädigungen der Flächen gekommen sei, heißt es seitens der Stadtverwaltung. „Das Einzäunen war notwendig“, sagt Sven Kübler von der Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt Haan (Agnu): Die Ausweisung der Grube 7 als Naturschutzgebiet bedeute, dass die Natur Vorrang habe.
Anja Lorenz, deren Stute auf dem Hof der Familie Reiter steht, wandte sich mit einem Brief an Bürgermeisterin Bettina Warnecke. Eine Antwort erhielt sie von Stadtgartenbaumeister Peter Kannemann. Diese sei „frustrierend gewesen“ und voll von „haltlosen Vorwürfen“: Nur 40 Prozent der Reiter würden laut Kreisverwaltung die Reitabgabe zahlen, die die Finanzierung von Bau und Unterhaltung von Reiteinrichtungen sichere. Nur 20 Prozent der Pferde würden das Abzeichen tragen. Die Reiter würden Springparcours aus eigens dafür gefällten Bäumen bauen und dabei Orchideenbestände stark beschädigen. „Es gibt sicherlich überall schwarze Schafe, aber wir zahlen alle unsere Reitabgaben“, sagt Souris Reiter.