Krankenhausschließungen in Hilden und Haan „Nicht besser als andere Haifische in diesem System“
Hilden/Haan · Tausende gingen am vergangenen Samstag in Hilden auf die Straße, um gegen die Schließung des Krankenhauses zu demonstrieren. Und der Protest reißt nicht ab: Am kommenden Samstag werden die Haaner aufstehen.
Der Protest gegen die angekündigte Schließung von drei Krankenhäusern der K-Plus-Gruppe in Hilden, Haan und Solingen schlägt hohe Wellen. Am vergangenen Samstag gingen die Menschen auf die Straße, um gegen die Entscheidung zu demonstrieren: Wie die Polizei am Sonntag bestätigte, waren es 10.000 Personen, die an der Demonstration in Hilden teilnahmen. Diese war von der Stadt angemeldet worden. Die Masse versammelte sich vor dem St. Josefs Krankenhaus und zog über die Mittelstraße zum alten Markt. Nach Angaben der Polizei verlief der Protest ohne Zwischenfälle. Es habe keine besonderen Vorfälle gegeben, erklärte die Leitstelle.
Ein weiterer Protest wird nun für den kommenden Samstag in Haan angekündigt. Hier soll das St. Josef Krankenhaus schließen. Ab 13.30 Uhr wird an der Stadtbücherei, Neuer Markt 17 in Haan, demonstriert. Initiatoren sind SPD, WLH (Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan), GAL (Grün Alternative Liste), CDU und FDP. Die Organisatoren kündigten auf Facebook an, dass sie in den kommenden Tagen Plakate mit dem Aufruf zur Demonstration an die Geschäfte verteilen werden. Die Händler werden gebeten, diese in den Schaufenstern aufzuhängen. Es gilt die Devise: „Rettet unsere Krankenhäuser!“
Neben den beiden Krankenhäusern in Hilden und Haan ist die St. Lukas Klinik im Solinger Stadtteil Ohligs von der Schließung betroffen. Insgesamt droht 1500 Mitarbeitern spätestens Ende Januar der Verlust ihres Arbeitsplatzes. In den Sozialen Netzwerken richtet sich die Wut auch gegen das Gesundheitsministerium des Landes. Dieses teilte mit, dass auch nach der Schließung der drei Krankenhäuser alle Menschen in der Region innerhalb von 20 Minuten ein Krankenhaus erreichen könnten.
Das Ministerium bezieht sich mit dieser Zeitangabe auf den sogenannten Krankenhausplan. Dazu schreibt es: „Ein Krankenhaus zur Grundversorgung muss innerhalb von 20 Minuten mit dem Auto von 90 Prozent der Menschen in Nordrhein-Westfalen erreicht werden können. Zum Vergleich: Bundesweit gilt eine Orientierungsgröße von 30 Minuten.“
Zorn zieht sich auch die katholische Kirche zu. Die 1997 gegründete K-Plus-Gruppe ist laut Eigendarstellung mit mehr als 3200 Mitarbeitern einer der zehn größten katholischen Gesundheitsanbieter in Deutschland. „Gesundheit geht vor Profit“ stand auf einem Plakat beim Demonstrationszug in Hilden. Für viele Menschen steht die Entscheidung der Betreiberin, praktisch jeden zweiten Mitarbeiter auf die Straße zu setzen, nicht im Einklang mit christlichen Grundwerten. Das zeigten weitere Banner mit diesen Fragen: „Erzbistum Köln, wie tief wollt Ihr noch sinken?“ und „Wo ist Woelki?“, auch an die zu Beginn der Corona-Zeit betonte Systemrelevanz wurde erinnert: „Erst beklatscht! Und nun?“ Auf Facebook werden erste Stimmen laut, die ein Zeichen der Solidarität von der katholischen Kirche in Haan fordern. Diese solle doch ihre Glocken läuten lassen und damit Haltung zeigen.
Und auch aus der Lokalpolitik gibt es weitere Wortmeldungen. Die Haaner SPD spricht von einem „Supergau im Gesundheitssektor“. Gegenwärtig sei völlig unklar, wie dieses „Vakuum in der Gesundheitsversorgung“ aufgefangen werden könne. 20.000 stationäre und 32.000 ambulante Patienten seien betroffen. Die SPD sammelt seit Tagen Unterschriften für den Erhalt der Krankenhäuser und werde dies auch am kommenden Samstag tun, kündigte die Vorsitzende Simone Kunkel-Grätz an. Und auch hier lässt die Kritik an Betreiberin und Kirche an Deutlichkeit wenig zu wünschen übrig: Die Gruppe in katholischer Trägerschaft werfe alle moralischen und christlichen Grundüberzeugungen über Bord, wenn die Krankenhäuser geschlossen werden, das Bistum 2022 aber mehr als 84 Millionen Euro Gewinn erwirtschafte. Zitiert wird Gerd-Peter Heinrichs, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft 60 plus: „Wir sehen nun, wo kirchliche Unternehmen stehen. Sie sind nicht besser als andere Haifische in diesem System.“