Krankenhaus-Schließungen in Hilden und Haan Bündnis lädt Gesundheitsminister zu Demo ein
Hilden/Haan · Ob Karl-Josef Laumann kommt, steht noch nicht fest. Ein überparteiliches Bündnis hat ihn jedoch zur Demonstration kommende Woche Samstag in Haan eingeladen. Unterdessen scheint es einen Standort für die „Stroke Unit“ zu geben.
Wenn die Haaner (und wahrscheinlich auch viele Hildener) nächste Woche Samstag, 14. Oktober, auf die Straße gehen, um für den Erhalt der Krankenhäuser in unserer Region zu demonstrieren, soll auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann in die Gartenstadt kommen – das wünschen sich zumindest die Veranstalter auf dem Neuen Markt und haben den Spitzenpolitiker eingeladen. Das überparteiliche Bündnis plant nicht nur eine Demonstration, sondern möchte auch mit den Menschen ins Gespräch kommen und Unterschriften für den Erhalt der Kliniken sammeln.
„Wir wissen, dass im Rettungsdienstbedarfsplan des Kreises Mettmann das St.-Josefs-Krankenhaus Hilden (...) und das St.-Josef-Krankenhaus Haan (...) für die Städte Erkrath, Haan und Hilden überlebensnotwendig sind im Notfall“, erklärt Meike Lukat von der Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan. Sie hatte Karl-Josef Laumann stellvertretend für das Bündnis schriftlich zu der Demo eingeladen: „Bitte stellen Sie sich der Diskussion vor Ort, denn uns geht es um die Rettung von Menschenleben!“ Eine Antwort aus dem nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerium steht noch aus.
Die Kplus-Gruppe hatte am Mittwoch bekannt gegeben, dass sie nicht nur die Lukasklinik in Solingen, sondern auch die beiden Krankenhäuser in Hilden und Haan schließen wird. Als Grund gab der Einrichtungsträger an, dass ihm nach dem Wechsel der kompletten Neurologie mit „Stroke Unit“ ans Städtische Klinikum Solingen nun die Geriatrie – eine spezielle Abteilung für Krankheiten, die vor allem ältere Menschen treffen – nicht zugesprochen worden sei: „Nach dem Verlust der Neurologie ist das der zweite schwere Schlag. Das können wir wirtschaftlich nicht kompensieren“, sagte Stefan Denkhaus, Generalbevollmächtigter der Kplus-Gruppe: „Das bedeutet ganz konkret: Wir müssen weit über 1500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen, darunter 150 Auszubildende in der Pflege.“
Bürgermeister Claus Pommer hat seinen Urlaub abgebrochen und ist nach Bekanntwerden der Schließungspläne nach Hilden zurückgekehrt. Seitdem führen er und andere Verwaltungs- und Kreisvertreter viele Gespräche. „Wir möchten nach den Herbstferien gemeinsam auf das Ministerium zugehen und noch einmal die aus unserer Sicht überzeugenden Argumente vorbringen.“ Dazu zählt unter anderem die Versorgungslage in Hilden und Haan, die aus seiner Sicht nicht gegeben ist: „Wir kennen die Verkehrsverhältnisse – 20 Minuten Rettungsweg sind je nach Uhrzeit oder Jahreszeit nicht realistisch.“ Doch diese Zeiten müssten eingehalten werden. Pommer und seine Mitstreiter hoffen, dass es im Ministerium einen Sinneswandel beim Thema Geriatrie gibt. Für diesen Samstag, 7. Oktober, hat er eine Demonstration in Hilden angekündigt. Treffpunkt ist um 11.30 Uhr vor dem St. Josefs (siehe Info-Kasten).
Bürgeraktion: Die Schließung
ist ein tiefer Einschnitt
Ludger Reffgen von der Hildener Bürgeraktion gibt der Politik eine Mitschuld: „Was angesichts der sich aktuell überschlagenden Nachrichten zur Zukunft der regionalen Klinik-Landschaft für die Bevölkerung wie ein Schock wirkt, ist das Ergebnis eiskalter politischer und wirtschaftlicher Interessen. In der Angelegenheit brodelt es seit vielen Wochen. Über den Sommer hat sich die künftige stationäre medizinische Versorgung in Hilden und Haan zum Drama erster Ordnung entwickelt – für die Bevölkerung, die Ärzte und das Pflegepersonal. Von den lokalen Landespolitikern ist nichts zu hören. Es ist zu befürchten, dass sie nicht verstanden haben, wie ernst die Lage ist.“
Die Schließung sei ein tiefer Einschnitt für die lokale Gesundheitsversorgung in Hilden und den gesamten Südkreis, erklärte FDP-Fraktionschef Rudolf Joseph. Patienten müssten sich auf weitere Wege und eine schlechtere Notfallversorgung einstellen. „Das schwächt die Sicherheit und Attraktivität unserer Stadt.“ Weil durch die Schließung der beiden Krankenhäuser die Gesundheitsversorgung im gesamten Mettmanner Südkreis betroffen sei, setze sich Joseph auch im Kreistag für eine Lösung ein. „Wir fordern den Landrat und den Bürgermeister auf, zeitnah weitere politische Gespräche mit dem NRW-Gesundheitsministerium zu führen. Das Ziel muss eine Umkehr der Schließungsentscheidung sein.“
Die SPD im Kreis Mettmann bringt eine neue Idee in die Diskussion ein: die kommunale Trägerschaft. Jens Geyer, Vorsitzender der Kreis-SPD, erklärt: „Wir werden prüfen lassen, ob wir die Gesundheit der Menschen nicht wieder besser in die öffentliche Hand legen und müssen dabei auch Krankenhäuser in Trägerschaft des Kreises denken. Denn wir erleben gerade, dass die Renditeorientierung in vielen Bereichen der Daseinsvorsorge nicht funktioniert. Dies betrifft nicht nur Schließungen von Krankenhäusern und Seniorenheimen, sondern ist ebenso bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum der Fall. Die öffentliche Hand darf nicht nur als Reparaturbetrieb für privatwirtschaftliches Scheitern herhalten.“
Unterdessen gibt es gute Nachrichten für die Schlaganfallversorgung im Kreis Mettmann. Wie das evangelische Krankenhaus (EVK) in Mettmann mitgeteilt hat, soll dort eine Spezialabteilung für Schlaganfallpatienten, eine „Stroke Unit“ entstehen. Diese hat die Aufgabe, bei einem Schlaganfall schnellstmöglich eine geeignete Therapie einzuleiten: Geschieht das innerhalb der ersten vier Stunden, können Langzeitfolgen wie Lähmungen verringert oder gar ausgeschlossen werden.
Jetzt wurde, mit dem Segen des Düsseldorfer Gesundheitsministeriums, ein Kooperationsvertrag des EVK mit dem Städtischen Klinikum Solingen geschlossen. Demnach teilen sich das EVK und das Klinikum die Schlaganfall-Versorgung im Kreis Mettmann, bestätigte das EVK. Zudem hieß es, dass das Haus weiterhin Leistungen der Geriatrie für den Kreis anbieten wolle. Die Infrastruktur habe das EVK aufgebaut. In diesem Teilbereich warte das EVK auf das „finale Ergebnis“ des Ministeriums. Das Klinikum Solingen hatte mitgeteilt, dass das Ministerium grünes Licht für die Geriatrie in Solingen gegeben habe.