Stimmen zu Krankenhaus-Schließung in Hilden und Haan „Ich sehe die medizinische Versorgung nicht mehr gesichert“
Hilden / Haan · Landrat Thomas Hendele, Haans Bürgermeisterin Bettina Warnecke und ihr Hildener Amtskollege Claus Pommer waren am Freitagabend nach einem Treffen im Ministerium noch zuversichtlich. Was sie zu den aktuellen Entwicklungen sagen.
(tobi) „Ich sehe die medizinische Versorgung im Südkreis ohne die drei Krankenhäuser nicht mehr gesichert“, sagt Landrat Thomas Hendele unverblümt, nachdem er von der Entscheidung der Kplus-Gruppe, neben der Lukasklinik in Solingen-Ohligs auch die beiden Krankenhausstandorte in Hilden und Haan schließen zu wollen, erfahren hat. „Das ist eine absolute Katastrophe.“ Der Kreis organisiert den Rettungsdienst – und Hendele erklärt, dass er nicht möchte, „dass unsere Rettungswagen auf der Straße stehen und überlegen müssen, welches Krankenhaus den Patienten noch aufnehmen kann“. Ihm fehle jede Fantasie, wie die 11.000 Notfallpatienten in den verbliebenen Krankenhäusern des Kreises unterkommen sollen. Für ihn sei es „völlig unverständlich“, wie eine Geriatrie mit 300 Plätzen ausschlaggebend für so eine Entscheidung sein könne. Am Vorgehen von Kplus kritisiert er, dass es keine Absprache gegeben hätte: „Wie kann man seinen Unterstützern so vor den Kopf stoßen?“, fragt er. Durch das Vorpreschen von Kplus sei die Politik nun vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Hendele stellt sich auch die Frage, wie die Belegschaft mit dieser Nachricht jetzt umgeht. Wird es viele Kündigungen geben? „Wir müssen mit dem Ministerium reden, wie es jetzt weitergeht“, sagt er.
Hildens Bürgermeister Claus Pommer spricht von einer „katastrophalen Nachricht für die Stadt und die komplette Region – der Alleingang von Kplus macht mich fassungslos. Alle Bemühungen, auf politischer Ebene eine Lösung zu finden, werden dadurch zunichtegemacht“, erklärt er. Bereits die Entscheidung, den Antrag für die Stroke Unit zurückzuziehen, habe Kplus getroffen, ohne die Politik einzubeziehen. Die Nachricht der bevorstehenden Schließung mache Pommer sehr betroffen. Er wolle gemeinsam mit seinen Mitstreitern noch einmal das Gespräch mit dem Insolvenzverwalter suchen, um zu schauen, ob es noch Möglichkeiten gebe, andere Investoren anzusprechen. „Wir werden uns zusammensetzen und uns intensiv abstimmen“, sagt Pommer, der durch die Geburt seiner Söhne im St.-Josefs-Krankenhaus eine ganz persönliche Bindung zu der Klinik hat. „Es ist für mich aktuell noch kaum vorstellbar, dass Hilden bald kein Krankenhaus mehr haben soll.“
Haans Bürgermeisterin Bettina Warnecke erklärt: „Die in der Mitarbeiterversammlung verkündete Entscheidung der Kplus, die Krankenhäuser in Haan und Hilden Anfang kommenden Jahres zu schließen, ist für mich zu diesem Zeitpunkt absolut nicht nachvollziehbar und verhindert ein weiteres Werben um die Leistungsgruppe der Geriatrie. Den Begründungstext habe ich soeben auf der Homepage der Kplus gefunden. Die beiden Krankenhäuser in Hilden und Haan sind unverzichtbar für die wohnortnahe medizinische Versorgung. Noch am Freitag hat das Ministerium für beide Häuser sogenannte Leistungsgruppen zugewiesen und ihnen wichtige und grundlegende medizinische Angebote zugesprochen, zum Beispiel in der Chirurgie, Inneren Medizin und Orthopädie. Kämpfen wollten wir gemeinsam um die Geriatrie. Sollte die Kplus sich nun tatsächlich im Alleingang für die Schließung der Häuser Hilden und Haan (zusätzlich zu Solingen) entschieden haben und sollte es tatsächlich kein Zurück dieser Entscheidung mehr geben, so muss schnellstens geklärt werden, welche Krankenhäuser kapazitätsmäßig in der Lage sind, die medizinische Versorgung der Haaner Bürgerinnen und Bürger wohnortnah sicherzustellen.“