Landesweiter Anstieg Mehr Einbrüche in Haan, Rückgang in Hilden
Hilden, Haan · 120 Prozent mehr Einbrüche im Vergleich zum Vorjahr hat die Polizei in Haan registriert. In Hilden ist die Zahl jedoch leicht rückgängig.
Um kurz nach 23 Uhr klingelt das Telefon. Die Familie aus dem Hildener Norden macht Urlaub, die Kinder schlafen schon lange, die Eltern sitzen noch beisammen und unterhalten sich. Die ersten Anrufe haben sie nicht gehört. Die Nachbarin meldet sich, ein Fenster stünde offen – ob das so richtig sei. Sie habe auch schon die Polizei alarmiert.
Die Beamten rücken mit einem Großaufgebot an, entdecken Einbruchspuren, durchsuchen das Haus nach den Einbrechern. Selbst ein Hund wird eingesetzt. Doch die Täter sind bereits geflohen.
In diesem Fall ist es bei einem Einbruchsversuch geblieben: Der Hund der Nachbarin war in den Garten der Familie im Hildener Norden gelaufen und hat dabei offenbar die Täter vertrieben. Der Schock über die Tat jedoch sitzt tief. Die Familie beschließt, die Fenster auszutauschen und in Sicherheitstechnik zu investieren. Ausgaben im fünfstelligen Bereich. Jetzt schlafen alle wieder deutlich ruhiger.
Die Zahlen der Polizei für Hilden und Haan zeigen unterschiedliche Entwicklungen bei den Einbruchszahlen. Während in Hilden von Januar bis Ende Juli 2022 noch 34 Einbrüche registriert wurden, waren es im gleichen Zeitraum in diesem Jahr 32 – ein Rückgang um knapp 6 Prozent. In Haan stieg die Zahl von 15 im vergangenen Jahr (Januar bis Ende Juli) auf nun 33 – ein Anstieg von 120 Prozent. Im Kreis Mettmann wurden der Polizei im Vorjahreszeitraum 307, in diesem Jahr 407 Einbrüche gemeldet. Kreisweit steigt die Einbruchsrate um 32,5 Prozent an. „Wichtig zu erwähnen ist, dass zwar auch wir im Kreis Mettmann den landesweiten Anstieg bei den Einbruchszahlen registrieren, sich die Zahlen aber nach wie vor auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau bewegen“, erklärt Polizeisprecher Daniel Uebber.
Das Strafmaß bei Einbruch
wurde 2017 erhöht
In den 2010er-Jahren hatten Einbrüche in Deutschland zugenommen und ein besorgniserregendes Niveau erreicht. Ermittler und Politiker waren unter Druck geraten, ihren Kampf gegen Einbrecher zu verstärken. Die damalige schwarz-rote Bundesregierung sorgte für eine Strafverschärfung, die seit Sommer 2017 gilt: Beim Einbruch in eine Privatwohnung ist seitdem eine Mindeststrafe von einem Jahr Haft statt von sechs Monaten fällig.
Der Rahmen reicht bis zu einer zehnjährigen Freiheitsstrafe. Aber auch Haus- und Wohnungsbesitzer rüsteten auf: Neue Fenster, sichere Türen, Gitterrost-Ketten für Lichtschächte. Die Polizei erhöhte den Druck auf die Tätergruppen. Und führte auf politischen Wunsch ein Einbruchsradar ein, auf dem die Taten wöchentlich aktuell eingezeichnet werden sollten. Diese Maßnahme war durchaus umstritten, da die Erstellung des Radars Zeit kostet, die nach Meinung der Kritiker besser in polizeiliche Ermittlungsarbeit gesteckt werden sollte.
Seit 2016 sinken die Zahlen wieder: „Im Jahr 2015 hatten wir am Ende des Jahres im Kreis insgesamt 1699 vollendete Wohnungseinbrüche“, berichtet Daniel Uebber. Danach ging es bergab: 2016 registrierten die Beamten in unserer Region 1492 Einbrüche, 2017 noch 1063, seit 2018 ist die Zahl nur noch dreistellig (787, 2019: 619). Die Corona-Pandemie brachte noch einmal eine Entspannung der Lage, da die Menschen plötzlich zu Hause bleiben mussten und den Einbrechern so weniger Chancen ließen. 2020 wurden der Polizei im Kreis Mettmann 557 Einbrüche gemeldet, 2021 waren es sogar nur 417. „Im Jahr 2022 erlebten wir dann, nach Ausklingen der Corona-Pandemie, erstmalig wieder einen Anstieg“, berichtet Daniel Uebber. 540 Einbrüche wurden kreisweit gemeldet.
Der Trend im Kreis Mettmann ist überall im Land zu beobachten: Von Januar bis Juni haben die Ermittler einen Anstieg der Fallzahlen um 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr registriert. 15 800 Einbrüche und Einbruchversuche gab es im ersten Halbjahr dieses Jahres in Wohnungen und Häuser in NRW. 2022 waren es 12 300. Diese Zahlen hat das Landeskriminalamt veröffentlicht.
Unter dem Titel „Riegel vor“ kämpft die Kriminalprävention der Polizei gegen Einbrecher – und gibt drei Tipps: „Achten Sie auf verdächtige Personen und Situationen. Rufen Sie im Verdachtsfall sofort die Polizei über 110.“