Verlegung in Hilden Auch ein Stolperstein erinnert jetzt an Leo Meyer

Hilden · Bereits vor einiger Zeit wurde eine Erinnerungs-Stele für den jüdischen Kaufmann aus Hilden aufgestellt.

Ab sofort erinnert ein Stolperstein an der Gerresheimer Straße 189/191 an den 1953 verstorbenen Leo Meyer.

Foto: Karl Hubert

(tobi) Ein Stolperstein an der Gerresheimer Straße 189/191 erinnert ab sofort an Leo Meyer. Um das Andenken an den jüdischen Kaufmann aus Hilden hatten Politik und Verwaltung jahrelang gerungen. Vor Kurzem wurde erst eine Erinnerungs-Stele neben der Reformationskirche enthüllt, nun folgt der Stolperstein.

Ein Buch erzählt die Geschichte von Leo Meyer.

Foto: Christoph Schmidt

Leo Meyer stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie (Vieh- und Futtermittelhandel) in Hilden. Vier Jahre lang kämpfte er im Ersten Weltkrieg als Soldat für Deutschland. 1917 wurde er Ortskommandant in Oost-Malle, einer Kleinstadt in Belgien. Dort litten Hunderte französische Flüchtlinge große Not. Meyer half: Mehrfach ließ er heimlich Lebensmittel in ein Kloster schaffen, das die Spenden verteilte. Mehr noch: Er bat seinen Vater um Geld. Dieser schickte ihm 5000 Goldmark. Er gab das Geld der Oberin und bat sie, damit die Flüchtlinge zu versorgen. Die Nonnen nannten ihn „le bon boche“, „den guten Deutschen“. Nach dem Krieg kehrte er nach Hilden zurück.

In der Pogromnacht am 9. November 1938 wurden Leo Meyer und seine Familie Opfer des Nazi-Mobs. Die Täter verletzten ihn schwer, sein Vater Nathan starb einige Tage später an den Misshandlungen. Anstifter der Mörderbande war der NS-Ortsgruppenleiter Heinrich Thiele – ein Nachbar. Leo Meyer floh 1939 nach Belgien und bat mittellos im Kloster von Oost-Malle um Hilfe. Die Oberin erkannte „le bon boche“ und half. Als die Wehrmacht Belgien überfiel, wurde Leo Meyer interniert. Ohne die Lebensmittelpakete von Oberin Beatrix wäre er verhungert. 1941 erhielt er „Erholungsurlaub“. Der Bruder der Äbtissin nahm ihn bei sich zu Hause auf. Dort konnte sich der deutsche Jude bis Kriegsende verstecken. Obwohl viele in dem kleinen Dorf Antisemiten waren, wurde er nicht verraten.

1949 kehrte Meyer nach Hilden zurück, kämpfte um Wiedergutmachung. Nazi-Nachbar Thiele hatte sich die fünf Häuser der Meyers samt dem dazu gehörigen Land unter den Nagel gerissen. Gerichte sprachen Thiele frei. Leo Meyer fand keine Gerechtigkeit und starb – krank und zermürbt – 1953 mit 58 Jahren.

Die Hildenerin Therese Neuhaus bemühte sich jahrelang, einen Stolperstein für Leo Meyer verlegen zu lassen. Aber der Arbeitskreis Stolpersteine tat sich damit schwer, weil Leo Meyer nicht während des Nationalsozialismus starb oder ermordet wurde. Der Arbeitskreis begrüßte aber „andere Arten des Erinnerns“ – und unterstützte einen vor rund vier Jahren eingebrachten Bürgerantrag, der in der Gedenkstele mündete. Dann passierte lange Zeit gar nichts. Doch die Politik machte Druck. Die Suche nach einem geeigneten Standort begann. Gefunden wurde er neben der Reformationskirche. Parallel dazu änderten sich die Vorgaben für die Verlegung der Stolpersteine. Daher gibt es nun zwei Orte des Erinnerns an Leo Meyer in Hilden.