Der Brexit hinterlässt auch in Hilden und Haan seine Spuren
EU-Austritt hat keine Auswirkungen auf die Städtepartnerschaften.
Hilden/Haan. „Jetzt ist es absolut wichtig, dass die anderen Länder die Einigkeit der EU zeigen“, sagte Fritz Köhler, Vorsitzender der Europa-Union Haan, der die Brexit-Entscheidung „sehr enttäuschend“ fand. Folgen für die seit 1982 bestehende Städtepartnerschaft befürchtet Köhler indes nicht. „Das war immer schon schwierig“, stellt der langjährige Kulturamtsleiter fest. Die Europäische Union habe letztlich auch zu über 70 Jahren Frieden beigetragen, betont er. In Northumberland, wo Haans Partnerstadt Berwick-upon-Tweed als nördlichste Stadt Englands liegt, votierten 54,11 Prozent der Wähler für einen EU-Austritt.
Nina Ressle, Unternehmerin
Nur wenige Kilometer weiter nördlich, in den Scottish Borders lag der Anteil der EU-Gegner dagegen bei nur bei 41 Prozent. Auch die Wähler in Hildens Partnerstadt Warrington sind mit gut 54 Prozent für einen Brexit. Die Partnerschaft mit Warrington sei ohnehin in einer schwierigen Situation, sagt Hildens Bürgermeisterin Birgit Alkenings: „Warrington hat nur sehr wenig Geld zur Verfügung. Der Staat hat den Gesamtetat der Gemeinde um mehr als 33 Prozent zusammengestrichen. Daher sind die Kontakte von offizieller Seite sehr zurückgefahren worden.“
In diesem Jahr waren drei Begegnungen geplant. Vom 22. bis 29. Oktober hat die Musikschule das „Warrington & District Youth Orchestra“ zu Gast. Für solche Begegnungen gab es bisher EU-Gelder. Ob das auch nach dem Austritt der Briten noch so sein wird — wer weiß? Die seit mehr als 50 Jahren bestehende Partnerschaft aufgeben will die Bürgermeisterin aber auf keinen Fall: „Jetzt erst recht nicht.“
Nina Ressle ist in Deutschland und in Großbritannien zu Hause: Vater Bayer, Mutter Engländern. Sie hat in Buckingham in der Nähe von Oxford studiert, an der Londoner Börse gearbeitet. Heute ist die 44-jährige Hildenerin Geschäftsführerin der Ressle Spedition: „Der Brexit ist ein Paukenschlag und hat uns alle überrascht.“ Welche Folgen der Austritt der Briten aus der EU haben wird, ist für die Unternehmerin noch gar nicht abzusehen: „Gut ist das nicht. Entscheidend für uns Spediteure ist, ob sich dadurch die Mengen des Handels zwischen Great Britain und Deutschland/der EU ändern.“
„Für uns ist der Austritt der Briten aus der Europäischen Union erst einmal gut“, merkt Piet Küppers, Geschäftsführer des Vereins Interaktiv Reisen an. Denn durch den Absturz des Pfundes um mehr als 20 Prozent spart der Veranstalter von Sprachreisen nach Torquay richtig viel Geld.