Die Drei haben das Kino im Visier

Am Filmset für eine Diplomarbeit lernten sich drei Regie-Studenten näher kennen — und gründeten eine Firma.

Foto: Stephan Köhlen

Haan. Für den jungen Regisseur Jan Oberdick ist Folgendes gewiss: um Gefühle auf andere Personen zu übertragen, eignet sich kein Medium besser als das Bewegtbild, der Film. Der gebürtige Haaner schrieb schon als Dreizehnjähriger seine ersten Drehbücher. Und er war sich schon damals sicher: „Ich muss als Erwachsener in der Filmbranche Fuß fassen“. Für den inzwischen 27-Jährigen gab es nie eine Alternative. Er studierte an der Ruhr-Akademie in Schwerte sein Wunschfach Regie und legte mit dem halbstündigen Spielfilm „Nina“ seine Diplomarbeit vor. Schon am Filmset richtete er den Blick nach vorn. Oberdick lernte zwei Kommilitonen näher kennen, die im Hintergrund mitgewirkt hatten: Max Siegmund und Florian Steidel. „Menschlich und filmisch sind wir auf einer Wellenlänge“, erklärt Oberdick und deutet auf seine jüngeren Mitstreiter.

Siegmund (25) und Steidel (24) haben beide den Rest ihres Studiums noch vor sich, konnten aber Oberdicks Wunsch nach weiterer Zusammenarbeit nicht ablehnen. Anfang 2018 gründeten die drei jungen Männer in Haan eine eigene Filmproduktionsfirma, die den Namen Look Forward Productions trägt. Die Produktion von Werbe-, Image- und Messefilmen ist das Hauptaugenmerk des Haaner Start-up-Unternehmens. Von der ersten Idee bis zum finalen Schnitt: Oberdick, Siegmund und Steidel möchten gemeinsam den Spagat zwischen Werbung und Filmkunst hinbekommen. Florian Steidel stellt klar: „Auf erzählenden Bewegtbild-Content mit künstlerischer Qualität kommt es uns an. Wir bringen uns in die Vorstellungen des Kunden ein und klären mit ihm ab, wie sein Werbefilm gut funktioniert. Am Ende muss er eine Wirkung spüren — und später auch der Zuschauer.“

Werbefilme zu konzipieren stand nicht in den Lehrplänen der Ruhr-Akademie: „Unser Tätigkeitsfeld unterscheidet sich auch von Mediengestaltern für Bild und Ton“, erklärt Steidel, „immerhin sind wir Regisseure, die im Studium Fachkenntnisse erworben haben, wie man eine Idee fiktional-narrativ umsetzt“. Sein Kollege Max Siegmund ergänzt: „Nicht mehr zu machen, als Bewegtbilder aneinanderkleben, entspricht nicht unserer Philosophie“. Die Geschichte im Werbefilm sei das Wichtigste. Erst danach kommen technische Ausstattung und künstlerische Stilmittel in der Nachbearbeitung hinzu. „Ob die Geschichte 95 Sekunden dauert oder nur eine halbe Minute, spielt keine Rolle“, meint Oberdick. Kürzlich realisierte das Trio einen Werbefilm für den Hersteller eines Reinigungsgranulats. Dafür holten sie Schauspieler, Sprecher und helfende Hände mit an Bord.

Warum konzentrieren sich ein Absolvent und zwei Beinahe-Absolventen eines Regie-Studienganges auf Werbefilme? „Weil es das Sprungbrett schlechthin in der Filmbranche darstellt“, pflichtet das Trio bei: „Es gibt unzählige Filmemacher, die aus der Werbung kommen. Die brachten ihre Erfahrungen mit in ihre Kinofilme“. Jan Oberdick ist der Meinung, dass Werbung für junge Filmemacher ein „überlebensnotweniger Schritt“ sei. Hat man einen guten Auftraggeber am Haken, seien diese bereit, für „schicke Leistungen viel Geld zu bezahlen“. Kollege Florian Steidel fasst zusammen: „Werbung ist für Künstler nicht uninteressant, je nachdem, mit welchen Kunden man zusammenarbeitet “. Dass die Filmbranche knallhart sei, gibt das Trio ohne Zögern zu. Trotzdem bleibt als großes Ziel — Projekte für das Kino