Haan Haans Ex-SPD-Chefin Werner verlässt die Partei

Haan. · Grund ist die Abwahl der Kämmerin Dagmar Formella. SPD-Krise verschärft sich.

Zum alljährlichen Frühlingsempfang hatte die Monheimer SPD-Fraktion unter Leitung von Werner Goller in den Veranstaltungssaal des italienischen Restaurant „Gran Duca“ geladen, um den traditionellen Ingeborg-Friebe-Preis für ehrenamtliches Engagement zu verleihen. Neben der Ehrenbürgermeisterin Ingeborg Friebe als Namensgeberin des Preises, begrüßte Werner Goller den amtierenden Landtagsabgeordneten Jens Geyer und die neue Hildener Bürgermeisterin Birgit Alkenings vor den gut 60 Gästen aus Politik, Wirtschaft, Verbänden und Vereinen. In ihrem Grußwort zeigte Birgit Alkenings den Wandel des Ehrenamtes in den letzten 200 Jahren auf: Entstanden aus den ehrenamtlichen Richtern, Schöffen und Feuerwehr als Unterstützung von staatlichen Aufgaben bis zum heutigen vielfältigen bürgerschaftlichen Engagement auf allen Ebenen der Gesellschaft und in sämtlichen Lebensbereichen. Kritisch hinterfragte Birgit Alkenings das Ausweiten staatlicher Fürsorge und das eigenverantwortliche Handeln unserer Zivilgesellschaft, deren Übergänge fließend sind und in zeitlichen Abständen immer wieder neu beantwortet werden müssen. In nachfolgenden Festakt verlieh Werner Goller den diesjährigen Ingeborg-Friebe-Preis für ehrenamtliches Engagement an Willi Bolten. Zu Ehren des Preisträgers wird im Herbst ein Baum gepflanzt, um so eine Würdigung von bleibendem Wert zu schaffen. In ihrer Laudatio zeigte Renate Bugey den Lebensweg und das damit verbundene Lebenswirken des inzwischen 80jährigen Willi Bolten auf: neben politischem Engagement im Stadtrat und Kreistag, trommelte er unentwegt bei den Panikern im Monheimer Karneval, wirkte er beim Aufbau der Biologischen Station mit und begründete und etablierte „JiM“, Jazz in Monheim. In den letzten Jahren wurde Willi Bolten durch sein offensives Eintreten im Umgang mit Demenzkranken überregional bekannt. Durch diverse Begebenheiten und persönliche Erinnerungen, ließ Renate Bugey das Wirken Willi Boltens lebendig werden. In seiner Dankesrede verwies Willi Bolten darauf, dass diese Ehrenämter sein Leben begleitet haben, zuletzt durch die Demenzerkrankung seiner verstorbenen Frau Rose. Viele persönliche Erfahrungen haben ihn stark gemacht, weiterzumachen und so auch andere informieren und helfen zu können. Willi Bolten betonte, dass ehrenamtliches Engagement unverzichtbar sei, gerade in Bereichen, die sich anders nicht tragen und weiterentwickeln können. Werner Goller ermunterte nach der Preisübergabe die Anwesenden, den Gedanken des Ehrenamtes weiterzutragen. Ein jeder könne sich nach seinen Möglichkeiten und Bedürfnissen in unserer Gesellschaft einbringen. Musikalisch wurde die Feierstunde von Ellen Fischer auf ihrem Akkordeon begleitet.

Foto: SPD

Sie hat ihre Mitgliedsnummer gleich mitgeliefert, um zu zeigen, wie ernst sie es meint: Renate Werner hat mit sofortiger Wirkung gekündigt. „Nach 49-jähriger Mitgliedschaft in der SPD, davon 43 Jahre im Haaner Ortsverein, knapp 30 Jahre im Stadtrat, in verschiedenen Funktionen in der SPD-Fraktion, sehe ich aufgrund der Vorfälle in der Haaner SPD keine politische Heimat mehr”, teilt sie in ihrem Austritts-Schreiben mit. Dabei gehe es ihr nicht um die Person Dagmar Formella, die sie kaum kenne, sondern um „die Art und Weise, wie hier agiert wird. Und solch ein Vorgehen einer SPD-Fraktion ist für mich nicht vereinbar mit den Statuten”.

Udo Carraro war mit ähnlicher Begründung ausgetreten

Bereits in der Woche zuvor war der langjährige Haaner Vizebürgermeister Udo Carraro, mit einer ähnlichen Argumentation aus dem Ortsverband ausgetreten. Dagmar Formella war in der Ratssitzung am 9. April mit einer 29-Stimmen-Mehrheit abgewählt worden. Das Verwaltungsgericht Düsseldorf hatte Tage zuvor ihre Suspendierung als „unzulässig“ beurteilt und aufgehoben. Trotz der geheimen Wahl ist davon auszugehen, dass weite Teile von CDU und SPD für die Abwahl gestimmt hatten.

„Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht“, versicherte SPD-Fraktionsvorsitzender Bernd Stracke jetzt im Gespräch mit unserer Redaktion. Sieben Stunden habe man in drei verschiedenen Sitzungen über das Thema debattiert.

Aus dem Protokoll der Mitgliederversammlung gehe zudem kein klarer Enthaltungs-Auftrag hervor. Wörtlich heiße es dort: „Der Ortsverein der SPD Haan bittet die Mitglieder der SPD-Ratsfraktion, die Entscheidungsgrundlage für die vorgesehene Abwahl ... erneut zu überprüfen mit dem Ziel, festzustellen, ob bei der anstehenden Ratsentscheidung eine Stimmenthaltung möglich ist und einer Abwahl erst dann zuzustimmen, wenn die Staatsanwaltschaft Wuppertal über das gegen Frau Formella eingeleitete Ermittlungsverfahren entschieden hat.“

Der Austritt Renate Werners, die er persönlich sehr schätze, tue ihm sehr leid, betont Stracke: „Gleichwohl hätte ich mir auch hier gewünscht, dass wir mehr miteinander reden, statt über die Medien den Austritt anzukündigen.“