Die Haaner CDU will eine Frauen-Union gründen
Die Christdemokraten wollen mehr Frauen in die Politik holen. Sie sollen eine eigene Stimme in der Öffentlichkeit haben.
Haan. Ein kurzer Blick auf die Mitgliederliste des Haaner Stadtrates genügt, um das Missverhältnis aufzudecken. Von 38 Ratsmitgliedern sind gerade mal elf weiblich. Das sind knapp 30 Prozent. In der CDU-Fraktion sind von 13 Ratsmitgliedern lediglich drei Frauen. Damit bilden sie einen Anteil von 23 Prozent. „Wir brauchen die Frauen“, stellt Ursula Greve-Tegeler also offenbar nicht ohne Grund fest: Die Vorsitzende der Frauen-Union Hilden, zugleich Vorsitzende der Frauen-Union Bergisches Land, hat angeregt, auch in Haan wieder einen solchen Zusammenschluss zu gründen.
Am 3. Juni wollen sie und die stellvertretende Vorsitzende der CDU Haan, Annette Braun-Kohl, bei einer „Happy Hour“ ergründen, ob es dafür genug Interessentinnen gibt. Auch Bundestagsabgeordnete Michaela Noll hat ihr Kommen zugesagt — und rund 100 Bekannte zum Gründungstreffen eingeladen. Das Echo der Haanerinnen auf den ersten Aufruf ist bislang geteilt. Während die einen Interesse signalisieren, gibt es andere, die in der heutigen Zeit einen Zusammenschluss von Frauen für überflüssig halten. „Wir sind gleichberechtigt, daher ist eine solche Vereinigung unnötig“, habe ihr eine Eingeladene geantwortet, berichtet Annette Braun-Kohl.
Welche Gründe also gibt es, dennoch eine Frauen-Union zu gründen? „Es ist immer noch wichtig, dass Frauen sich zusammenschließen und versuchen, ihre Themen selbst zu begleiten“, sagt Braun-Kohl und führt als Beispiel die Frauen-Union in Ratingen an, die sich aktuell intensiv an der Diskussion um die Gesundheitspolitik beteiligt.
Sind das also die „Frauenthemen“ — Gesundheit, Familie und Soziales, kurz „Gedöns“, wie einst Bundeskanzler Gerhard Schröder sie nannte? „Weiche Faktoren sind oftmals wichtiger als harte Faktoren“, kontert Annette Braun-Kohl. Tatsächlich sind beispielsweise Zahl und Qualität von Kindergärten und Schulen wichtige Kriterien für junge Familien, sich in einer Stadt niederzulassen. Sollten dies also überhaupt noch typische Frauenthemen sein, so sind sie heute so aktuell wie selten zuvor.
Denn zugleich führen moderne Frauen aufgrund der Doppelbelastung durch Familie und Beruf heute ein anderes Leben. „Ich bin seit 1982 in der CDU. Damals waren nicht so viele Frauen berufstätig und konnten sich intensiv dem Ehrenamt widmen“, erinnert sich Ursula Greve-Tegeler. Dieser Umstand birgt aber auch das Risiko für das Vorhaben der Christdemokratinnen, denn aufgrund eben dieser Doppelbelastung haben viele für ein politisches Engagement nur noch wenig Zeit. Zugleich aber wählen mehr Frauen als Männer die CDU — ein nicht zu unterschätzender Pool für politischen Nachwuchs also, der über eine Frauen-Union aktiviert werden könnte.
Umso gespannter sind die Christdemokratinnen, ob es ihnen gelingt, eine Frauen-Union in Haan wiederzubeleben. Bis vor 20 Jahren gab es einen solchen Verband im Ort, so Greve-Tegeler. Doch als die damalige Vorsitzende die Stadt verließ, „fand sich keine mehr, die übernehmen wollte.“ Das soll nun anders sein.