Erinnerung ans verkalkte Gruiten
Vor 50 Jahren ging der Kalkabbau zu Ende. Eine neue Ausstellung im Gruitener Haus Am Quall erinnert ab Freitag an diese alte Zeit.
Gruiten. Die schroffen Felsen in der Grube 7 sind heute zum Teil von Baumkronen verdeckt. Am Düsselberg erinnern Straßennamen an die Zeit des Kalkabbaus. Und im Düsseltal steht mit dem alten Brennofen der wohl älteste Zeuge. „Total verkalkt“ ist eine Ausstellung überschrieben, die — 50 Jahre nach Schließung der Kalkwerke — an Gruitens weiße Vergangenheit erinnert.
Es ist schon lange her, da nahm sich eine Gruppe aus dem „Förderverein Haus am Quall“ der Kalkgeschichte Gruitens an. Vier Jahre lang recherchierten die Initiatoren und stellten eine Ausstellung zusammen, die vor zehn Jahren mehr als 1400 Besucher lockte.
Der Kern der Gruppe rekrutierte sich aus engagierten Gruitener Bürgern, die nicht etwa nostalgische Kindheitserinnerungen aufleben ließen, sondern erstaunlicherweise erst nach der Schließung der Kalkwerke in Gruiten zugezogen waren: Sonnia und Peter Menke, Wolfgang Wahle, Manfred Janssen, Herbert Wagner und Arnold Leister interviewten Zeitzeugen und stöberten in Archiven. Im Verlauf der Vorbereitungen stießen die Ureinwohner Norbert Julius und Rolf Feldbrügge zum Team. Gemeinsam trugen sie Bilder, Zeitungsausschnitte, Lohnabrechnungen, Bauzeichnungen aber auch originale Werkzeuge und alte Filme zusammen, die nach aufwendiger Aufbereitung in der Ausstellung zu sehen waren. Die Vorbereitung verlangte im Wesentlichen Fleißarbeit zum Beispiel bei der Erstellung von Texten oder der Interpretation alter Fotos, an der alle gleichermaßen beteiligt waren. Zehn Jahre danach — und somit 50 Jahre nach der Schließung des letzten Kalkwerks in Gruiten — hat die Gruppe die alten Ausstellungsstücke gesichtet und überarbeitet. Am 24. Juni — einen Tag vor dem Gruitener Dorffest — wird die neue Ausstellung mit geladenen Gästen eröffnet und ist dann bis zum 8. Juli im „Haus am Quall“ zu sehen. Im Nachgang der Ausstellung vor zehn Jahren entstand ein Wanderführer, der an den Spuren der Kalkgeschichte entlang führt. In diesem Jahr soll zeitgemäß eine App — ein digitaler Wanderführer — Interessierte durch die Gruitener Geschichte führen. Die Ausstellung vermittelt einen Überblick über die Entstehung des devonischen Kalks vor 340 Millionen Jahren, und die Geschichte seiner industriellen Ausbeutung über rund 100 Jahre. Sie zeigt die technische Entwicklung beim Abbau und bei der Verarbeitung des Kalks und gibt einen Eindruck von den jeweiligen Arbeitsbedingungen.
Ein Stück Gruitener Sozial- und Kulturgeschichte wird in die Erinnerung zurückgerufen. Der Besucher erfährt etwas über die vielfältige Bedeutung des Kalks und auch über die Besonderheiten des Gruitener Kalks, des Dolomits, die schließlich zum Ende seines Abbaus führten. Die Ausstellung präsentiert ein Stück Heimatgeschichte. Denn bereits das Gruitener Wappen ist mit Hacke und Steinen ein Hinweis auf die Vergangenheit. Wer schon vor dem Ausstellungsbesuch schauen möchte, findet etwas im Internet.
www.historisches-dorf-gruiten.de/index_kalkabbau.htm