Familie kritisiert die Kita-Platz-Vergabe

Katja Wessel ist sauer, dass sie eine Betreuung von 45 Stunden buchen soll, die sie gar nicht braucht. Das Jugendamt will jetzt vermitteln.

Foto: Köhlen

Hilden. Die ersten Zusagen für die Kitaplätze im Sommer sind bei den Familien angekommen, der zweite Durchgang folgt in zehn Tagen. Familie Wessel, die im Hildener Süden wohnt und sucht, befürchtet, dass ihr zweijähriger Sohn Florian das Nachsehen hat und er nicht in einer der Kitas unterkommt, die die Eltern für ihn ausgesucht haben. „Wie soll ich als Mutter, die nur das Beste für ihr Kind will, damit umgehen?“, fragt Katja Wessel in einem offenen Brief an Landes-Familienminister Joachim Stamp (FDP).

Katja Wessel

Die Software, die die Stadt Hilden für die Platzvergabe nutzt, heißt „Little Bird“ und bringt Bedarf und offene Plätze zusammen. Theoretisch. Das geht so: Die Eltern melden sich nach persönlichen Vorstellungen in den Einrichtungen über die Plattform bei ihren bis zu fünf Wunschkitas an und erhalten in einem definierten Zeitraum eine Zusage bei freien Plätzen. Die nimmt die Familie verbindlich an — wodurch die anderen Anfragen nicht mehr blockiert sind. Die so frei werdenden Plätze werden dann in der zweiten Runde erneut vergeben und so weiter.

Wenn das Verfahren abgeschlossen ist, und in Hilden läuft es derzeit noch, schaut das Jugendamt auf die dann Unversorgten und bietet ihnen, dazu ist die Stadt verpflichtet, einen Platz an. Wo, darauf haben die Eltern keinen direkten Einfluss mehr.

In Hilden gibt es im Moment 1448 Kitaplätze für über Dreijährige, davon sind derzeit alle besetzt, was sich zum Sommer natürlich ändert. Für unter Dreijährige gibt es 352 Plätze, von denen 240 belegt sind, außerdem kommen noch die Plätze bei Tageseltern hinzu. Auch Florian wurde und wird seit seinem ersten Lebensjahr von einem Tagesvater versorgt — und soll als dann Dreijähriger in diesem Jahr in eine Kita wechseln.

Katja Wessel, die in Teilzeit arbeitet, ist sich sicher, dass sie bisher keine Zusage von ihren Wunschkitas erhalten hat, weil sie nicht den höchsten Stundenbedarf von 45 in der Woche angegeben hat, sondern für Florian nur 35 Stunden braucht. Kita-Leiterinnen hätten ihr empfohlen, 45 Stunden zu buchen — das Abrechnungssystem bringt den Kitas entsprechend mehr Geld, wenn sie voll gebucht sind. „Für uns würde das aber bedeuten, dass ich monatlich 80 Euro für eine Leistung zahle, die ich nicht in Anspruch nehme“, sagt die Mutter, und sie ist sauer: „Wer kann sich das leisten? Und was ist das für ein System, in dem man ehrlich seinen Bedarf anmeldet und keine Chance auf seinen Wunschkindergarten hat?“

Jugenddezernent Sönke Eichner findet ebenfalls, „dass so eine Aussage seitens der Kitaleitungen gar nicht gut ankommt“ und versteht die Eltern. Darum werde er sich gern kümmern, sofern Katja Wessel und Florians Vater Markus Pott das Jugendamt direkt über die handelnden Personen informierten. Grundsätzlich sei es nicht verwerflich, dass die Kitas die volle Belegung gern sehen, „aber sie müssen dafür ja auch mehr tun, sie brauchen zum Beispiel mehr Personal“.

Im Falle von Florian sei es „unglücklich“, dass die Eltern nur zwei Wunschkitas angegeben hätten. Die Erste der beiden nehme jedoch nur unter Dreijährige und Geschwisterkinder auf, und die Zweite nehme bevorzugt Kinder mit Handicap, weshalb es schon sein könne, dass Florian bisher nicht berücksichtigt wurde.

Eichner bietet an, dass das Jugendamt sich vermittelnd einschaltet: „Wir versuchen alles, um möglichst vielen Familien ihre Wünsche zu erfüllen oder doch eng an ihren Kriterien zu bleiben.“ Auch von anderen Eltern ist zu hören, dass sie nicht genau wissen, wie „Little Bird“ genau funktioniert.