Nach Anschlag in Solingen Tag der offenen Tür in Gruiten weniger feierlich

Gruiten · Der Tag der offenen Tür der Freiwillige Feuerwehr Gruiten stand am Samstag unter dem Einfluss des Anschlags in Solingen. Er war weniger feierlich als sonst. Die Feuerwehr nutzte ihn, um für ihre Arbeit und fürs Ehrenamt zu werben.

Brandinspektor Achim Klein (rechts) erklärt Gary und Sohn Russell (3) die Technik eines Einsatzfahrzeugs.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Der heimtückische Anschlag auf einem Stadtfest in Solingen, den laut mutmaßlichem Bekennerschreiben der IS für sich reklamierte und Menschen in ganz Deutschland schockierte, hatte auch Einfluss auf den Tag der offenen Tür der Freiwilligen Feuerwehr in Gruiten. Das Fest feiern traditionell die ehrenamtlich engagierten Feuerwehrleute zusammen mit dem Kinder-Trödel, den die Gruitener Werbegemeinschaft veranstaltet.

Nach Feiern war bei dem Löschzug Gruiten angesichts des Einsatzes des Rettungsdienstes der Feuerwehr Haan in der Nachbarstadt Solingen eigentlich nicht zumute, dennoch hatte man sich entschlossen, den Tag der offenen Tür an der Wache Bahnstraße nicht abzusagen, aus guten Gründen.

„Einerseits geht es darum, gerade auch in solch` einer belastenden Situation das Zusammenstehen einer dörflichen Gemeinschaft zu zeigen, andererseits ist dieses Fest für uns eine wichtige Möglichkeit, Menschen für die Feuerwehr zu interessieren und Nachwuchs für die Sicherheit aller zu generieren“, sagte Joachim Schultes, stellvertretender Wehrleiter der Haaner Feuerwehr. „Die Gewinnung und Stärkung von Ehrenamtlichen ist enorm wichtig, nicht zuletzt weil die Stadt dadurch Geld spart“, so Schultes. Wie sehr das Engagement der Freiwilligen seitens der Stadt geschätzt wird, macht er in dem Ratsbeschluss für neues Feuerwehrhaus an der Düsselberger Straße, das fünf Stellplätze umfassen wird, fest.

Bei strahlendem Sonnenschein, der viele Besucherinnen und Besucher veranlasste, den Schatten der Gerätehalle aufzusuchen, war die Resonanz auf die Angebote sehr gut. Erwachsene konnten sich eingehend über die Arbeit des Löschzugs, der vor Ort über zwei umfassend ausgestattete Löschgruppenfahrzeuge sowie ein Kleineinsatzfahrzeug, das für logistische Aufgaben eingesetzt wird, verfügt, informieren. Insgesamt 28 Einsatzkräfte, darunter drei junge Frauen, gehören dem Löschzug an und stets werden neue Freiwillige gesucht. „Wir leben hier eine tolle Gemeinschaft, jeder hilft und man hat das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun und sich nicht auf dem Sofa zu langweilen“; sagte Hans Löhr, Löschtruppführer und seit 44 Jahren bei der Feuerwehr.

Rundfahrt im Einsatzfahrzeug durch den Ort

Auch spät Berufene können sich jederzeit melden und erhalten dann eine Art Grundausbildung, die sich über eineinhalb Jahre erstreckt und jeweils an Wochenenden stattfindet. Niemand muss fürchten, jenseits der Grenzen der eigenen physischen und psychischen Belastbarkeit eingesetzt zu werden.

„Der Fokus der Nachwuchsakquise liegt jedoch auf Kindern und Jugendlichen, die möglichst früh für die umfassende Tätigkeit von Feuerwehrleuten interessiert werden sollen, was mit der Kinder- und Jugendfeuerwehr in Haan beispielhaft funktioniert“, erklärte Stefan Longerich, seit knapp zwei Monaten Chef der Brandbekämpfer in Haan. Erst geht es noch spielerisch in die Hüpfburg, doch dann lockt eine Rundfahrt im Einsatzfahrzeug durch den Ort. „Ich will auch mal zur Feuerwehr“, sagte Erik bestimmt. Vermutlich entspringt sein Berufswunsch des Dreijährigen jedoch der Idee, dann mit seinem Papa Stefan Longerich zusammenarbeiten zu können. Seine Schwester Tessa hat jedoch andere Vorstellungen. „Ich will Tierärztin werden“, so die Sechsjährige, für offenbar aber auch gern Hilfe leisten möchte. Völlig begeistert ist Max nach seiner Fahrt im Feuerwehr-Lkw. „Die haben auch Blaulicht und Sirene angemacht“, so der Dreijährige schwer beeindruckt. So gut wie schon dabei ist Janosch, der bereits begeisterter Feuerwehrmann ist, was einige T-Shirts und sein Karnevalskostüm belegen. „Schon zweimal bin ich dem Feuerwehrwagen gefahren und will noch mal“, so der Fünfjährige. Die Wartezeit in der Schlange nutzt Joachim Schultes, geht in die Knie und spricht auf Augenhöhe mit dem Jungen und erklärt den Eltern, dass er ab sechs Jahre die Möglichkeit hätte, der Kinderfeuerwehr beizutreten. „Ich würde mich freuen, dich bei der Feuerwehr zu sehen, wenn du so weit bist, kann es sein, dass ich auch noch dabei bin, ich werde mich anstrengen“, so Joachim Schultes. Die Chancen stehen nicht schlecht.