Hilden So weckt man die Bewegungslust

Hilden · Die „Fit & Aktiv“-Gruppen von Eva Knoche sind mehr als simple Gymnastikkurse. Für die meist älteren Teilnehmer ist es vor allem auch ein Ort der Gemeinschaft und Begegnung, den sie während der Lockdowns vermisst haben.

Eva Knoche bietet Gymnastik für Ältere unter dem Titel Fit & Aktiv in Hilden an.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Von Cristina Segovia-Buendía

Gemütlich trudeln die gut gelaunten Damen nacheinander im Multifunktionsraum im Haus des Kreisgesundheitsamtes an der Kirchhofstraße 33-35 in Hilden ein. Ein herzliches „Hallo“ geht ihnen allen über die Lippen. „Was ist das heute bloß für ein Wetter?“, schnauft eine von ihnen beim Vorbeigehen durch die Umkleide. Und schon beginnt das Geklöne zwischen den Frauen, während sie sich ihrer Alltagskleidung entledigen und in ihr bequemes Sportoutfit schlüpfen. Ganz gleich, ob es regnet oder schneit oder wie an diesem Tag tropisch schwül ist, ihre Gymnastikstunde verpassen die Damen offenkundig ungern und schon gar nicht nach der langen Durststrecke im Lockdown. „Es tut einfach gut, hier zu sein“, sagt Dörte Hoffmann. „Man fühlt sich danach einfach besser und die Gemeinschaft ist sehr schön.“

Die körperliche Leistung litt
in dem Lockdown besonders

Seit über zwei Jahrzehnten kommt die mittlerweile 83-Jährige regelmäßig. Die Wochen und Monate ohne Gymnastikstunden seien in der Pandemie für sie nur schwer zu ertragen gewesen: „Man hat die Bewegung vermisst und natürlich auch das Klönen“, sagt die Rentnerin und lächelt. Lieselotte Blind (71) nickt zustimmend. „Die lieben Freunde hier habe ich besonders vermisst. Die körperliche Fitness ist aber natürlich auch ein wichtiger Aspekt“, sagt sie mit einem kecken Augenzwinkern.

Das körperliche Leistungsvermögen habe im siebenmonatigen Lockdown bei allen Teilnehmern gelitten, bestätigt Übungsleiterin Eva Knoche: „Man merkt schon, dass die Beweglichkeit nicht mehr so ist wie vor Corona.“

Langsam führt sie ihre Schützlinge daher seit wenigen Wochen wieder an die Übungsroutinen heran. Um wieder auf den Leistungsstand vor Corona zu kommen, werden einige Monate ins Land ziehen, sagt Knoche. Sie ist froh, dass sie wieder die Teilnehmer sehen kann. „Im Lockdown haben wir telefonisch den Kontakt gehalten, mit einigen habe ich mich dann einzeln zum Spazierengehen verabredet.“

Einfach war die Zeit auch für die Übungsleiterin nicht. „Normalerweise treffen wir uns ja nicht nur für die Gymnastikstunde, sondern unternehmen auch viel zusammen.“ Regelmäßige Ausflüge, Theater- und Museumsbesuche gehören ebenfalls zu Knoches Rundum-Sorglos-Paket, das vor über 22 Jahren im Wartezimmer einer Arztpraxis begann. „Ich habe damals beim Arzt gearbeitet und festgestellt, dass viele ältere Patienten nicht kamen, weil sie krank oder schmerzen hatten, sondern oft einfach nur um zu reden.“ In Absprache mit dem Arzt begann Knoche daher nach Feierabend kleine Trainingskurse mit vier bis fünf Patienten im Wartezimmer zu
leiten.

Daraus sind die „Fit & Aktiv“-Kurse gewachsen, mittlerweile mit vier Gruppen zu je bis zu 13 Teilnehmern im Alter zwischen 60 und 90 Jahren. Mit den nicht mehr so gelenkigen, aber dennoch geselligen Teilnehmern trainiert Knoche in einer speziellen Sitzgruppe. Anders als andere Sportvereine oder Trainingsgruppen hat sie durch den Lockdown keine Teilnehmer verloren, berichtet Knoche. „Die Gemeinschaft ist hier sehr stark.“ Mittlerweile haben sich die Damen mit ihren Matten um die Übungsleiterin versammelt. Sanfte Musik summt aus dem CD-Spieler. Das Handtuch wird ordentlich auf der Matte ausgebreitet und schon geht es mit den ersten Aufwärmübungen los: Arme und Oberkörper müssen als Erstes in Schwung gebracht werden. Danach sind Bauch, Beine und Po dran.

Seitlich liegend heben die Frauen das obere Bein in die Luft. „Aua“, stöhnt eine Teilnehmerin und fasst sich an die Hüfte. „Etwas eingerostet“, murmelt sie verstohlen und grinst dabei. „Das sieht einfacher aus als es ist“, sagt eine andere Teilnehmerin japsend. Doch sie beißen die Zähne zusammen und ziehen die Übungsstunde gemeinsam durch, lachend, klönend, schwitzend. Zusammen macht es eben doch mehr Spaß als alleine – wie so vieles im
Leben.

Es gibt noch einige Plätze, auch für Herren. Trainiert wird jeden Dienstag und Donnerstag im Gebäude des Kreisgesundheitsamtes.