NRW Eine Warnung war nicht möglich

Hilden · Die Warn-App Nina hat zwar am 14. Juli um 19.52 Uhr vor der Gefahr gewarnt, aber kurz nach 20 Uhr trat die Itter schon über die Ufer. Zu wenig Zeit, um die Anwohner mit Lautsprecherwagen zu warnen, sagt der Feuerwehrchef.

Die Itter trat am 14. Juli über die Ufer und setzte einen Teil der Hildener Innenstadt unter Wasser.

Foto: Uwe Kuhlmann

„Warnung für die Bürger der Stadt Hilden: Im Bereich des Flusses Itter besteht akute Überflutungsgefahr. Verlassen Sie umgehend den gefährdeten Bereich. Denken Sie auch an ihre direkten Nachbarn. Helfen Sie Kindern, Älteren und Behinderten.“ Diese Meldung hat „Nina“, die Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes, am 14. Juli um 19.52 Uhr verbreitet. Es gab mehreren Warnungen. 8,8 Millionen Menschen haben „Nina“ auf dem Smartphone installiert – von rund 83,1 Millionen Einwohnern in Deutschland. Kurz nach 20 Uhr trat am 14. Juli die Itter über die Ufer.

Hätte die Überflutung verhindert werden können?

Nein, sagt Hans-Peter Kremer, Leiter der Hildener Feuerwehr. Die Nina-Warnung sei auch in der Kreisleitstelle der Feuerwehr eingegangen und sofort an die Feuerwehr Hilden weitergegeben worden.

Hätte die Feuerwehr die Hildener nicht mit Sirenen warnen können?

Die Hildener Sirenen können nur den Warnton „Feuer“. Der Kreis lässt das Sirenensystem erneuern, auch in Hilden. Das macht eine Firma für alle Städte. „Wir warten auf die Baumaßnahmen“, sagt Kremer: „Wenn es die neue Anlage schon gegeben hätte, hätten wir sie eingesetzt. Es sollen auch Sprachdurchsagen möglich sein.“

Hätte man Lautsprecherwagen losschicken können, um die Anwohner der Itter zu warnen?

Das sei nicht machbar gewesen. sagt der Feuerwehr-Chef. Die Feuerwehr war bereits in einem Großeinsatz. 188 Einsätze abgearbeitet, 235 ausstehend hat die Wehr am 14. Juli um 1.38Uhr auf ihrer Facebook-Seite dokumentiert. Um 20.38 Uhr heißt es: 151 abgearbeitet und 40 ausstehend. Da war die Itter schon über die Ufer getreten. Die Zeit für eine Warnung per Lautsprecherwagen sei auch zu kurz gewesen, meint Kremer. Die Itter sei schon kurz nach der Nina-Warnung (19.52 Uhr) kurz nach 20 Uhr am 14. Juli über die Ufer getreten. Ein „Sichter“ der Feuerwehr sei zur Tiefgarage Nove-Mesto-Platz geschickt worden und habe dort Menschen davon abgehalten, in die Tiefgarage zu gehen.

Wie kann sich jeder Hildener schützen?

Die Bezirksregierung hat Überschwemmungsgebiete festgesetzt. Dazu gehören auch die Itter in Hilden und Haan sowie die südliche/ungeteilte Düssel und Nebengewässer in Haan und Hilden. Grundstückseigentümer sind gehalten, auch selbst für Hochwasserschutz zu sorgen. Hierzu gehört beispielsweise, dass in Kellern keine hochwertigen Geräte aufgestellt werden, Hausinstallationen mit Rückschlagklappen gegenüber der städtischen Kanalisation geschützt werden oder Außentüren von Kellerräumen abgedichtet werden.

Welche Rolle spielt das große Regenrückhaltebecken Schönholz an der Stadtgrenze Hilden/Haan?

„Mit absolut außergewöhnlichen flächendeckenden Niederschlägen von mehr als 200 Millimetern/pro Quadratmeter in 24 Stunden sind unsere Bäche und alle Hochwasserentlastunganlagen an ihre Grenzen gekommen“, sagt BRW-Geschäftsführer Engin Alparslan: „Ein solches Starkregenereignis hat es seit Beginn der Aufzeichnungen im Verbandsgebiet vor 70 Jahren noch nie gegeben.“ Der Damm des Beckens Schönholz drohte zu brechen, so Feuerwehr-Leiter Kremer (Eine Stellungnahme des BRW dazu steht noch aus). Weil weitere, starke Niederschläge angekündigt waren, musste Wasser abgelassen werden. „Ein Dammbruch ist der Worst Case, weil dann viel Wasser schlagartig und unkontrolliert frei wird.“ Der BRW habe die Feuerwehr Hilden informiert. „Wir haben Glück im Unglück gehabt, wenn man die Schäden in Hilden mit der Katastrophe im Ahrtal oder in der Eifel vergleicht“, sagt Hans-Peter Kremer: „Die vollgelaufenen Tiefgaragen in Hilden haben viel Wasser aufgenommen und die Flutwelle abgefedert.“