Feuerwehr-Bilanz So viele Einsätze musste die Feuerwehr in Düsseldorf während des Sturmtiefs fahren
Düsseldorf · Sturmtief Bernd sorgt für zahlreiche vollgelaufene Keller und Tiefgaragen, überschwemmte Straßen und Unterführungen. Ein Mensch ist während der Katastrophe in seiner Wohnung ums Leben gekommen.
Fünf Tage Dauereinsatz für die Feuerwehr Düsseldorf und über 1.900 Einsatzstellen verteilt auf das gesamte Stadtgebiet sind die Auswirkungen des Sturmtiefs Bernd, das am Mittwoch, 14. Juli, über das Stadtgebiet zog und für ergiebige teils unwetterartige Regenfälle sorgte. Diese Bilanz hat die Feuerwehr am Dienstag veröffentlicht.
Bereits in kürzester Zeit meldeten die Bürgerinnen und Bürger über die Notrufnummer 112 vollgelaufene Keller, Tiefgaragen und hohe Pegelstände an den innerstädtischen Gewässern wie Düssel, Anger und Kittelbach. Zur Abarbeitung der Einsatzmeldungen waren in Spitzenzeiten bis zu 500 Einsatzkräfte von Berufsfeuerwehr, Freiwilliger Feuerwehr und den Hilfsorganisationen sowie des THW und der DLRG im Stadtgebiet unterwegs.
Für einen Anwohner in Vennhausen kam jede Hilfe zu spät, der 57-Jährige verunglückte tödlich in seiner Souterrainwohnung. Als die ersten Einsatzkräfte an der gemeldeten Adresse eintrafen, war die Wohnung bereits bis zum Erdgeschoss überschwemmt. Die Todesursache wird aktuell durch die Kriminalpolizei untersucht.
Neben der Wohnung des Toten waren weitere 40 Keller auf der Straße betroffen, die alle bis zur Geschossdecke mit Wasser vollgelaufen waren, sodass die Wassermassen auch mehrere zentimeterhoch auf der Straße standen. Hier arbeitete die Feuerwehr Düsseldorf unter Hochdruck mit mehreren Hochleistungspumpen - darunter eine Spezialpumpe, die rund 7.000 Liter in der Minute fördern kann - daran, die Wassermassen schnellstmöglich zu entfernen. Trotz der intensivsten Bemühungen der Einsatzkräfte konnte der 57-jährige Bewohner nur noch tot geborgen werden.
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch meldeten bereits kurz nach Mitternacht die ersten Anrufer über die Notrufnummer 112 der Leitstelle der Feuerwehr viele vollgelaufene Keller und Tiefgaragen, sodass am Mittwochmorgen bereits über 300 Schadensmeldungen bei der Feuerwehr eingingen. Durch die zunehmenden Anruferzahlen in der Leitstelle der Feuerwehr Düsseldorf ließ der Einsatzleiter umgehend die Notrufüberlaufplätze durch weitere Einsatzkräfte besetzen, sodass möglichst schnell alle Hilfeersuchen angenommen werden konnten.
Frühzeitig wurden auch alle Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr zur Unterstützung der Berufsfeuerwehr alarmiert. Im Verlauf der nächsten Tage sollten die Schadensmeldungen auf über 1.900 Einsätze steigen. Für eine schnelle Bearbeitung die Einsätze stufte die Feuerwehr die Schadensmeldung nach ihrer Dringlichkeit ein, um so die Einsatzstellen nach Prioritäten anzufahren.
Am Morgen des 14. Juli trat ebenfalls das Krisenmanagement der Landeshauptstadt frühzeitig zusammen und koordinierte alle notwendigen städtischen Maßnahmen. Neben den zahlreichen vollgelaufenen Kellern und Tiefgaragen standen die hohen Pegel der innerstädtischen Gewässer wie Düssel, Anger und Kittelbach unter besonderer Beobachtung. Dazu wurde die Feuerwehreinsatzleitung durch einen Spezialisten der Stadtentwässerungsbetriebe ergänzt, der als Fachberater die Einsatzleitung zur Entwicklung und Einschätzung der Pegelstände beriet.
Bei anhaltend steigendem Pegel schützte die Feuerwehr Düsseldorf einen rund 700 Meter langen Düsselabschnitt entlang der Zweibrückenstraße mit zusätzlichen rund 25.000 Sandsäcken, die die Einsatzkräfte vor Ort zu einem Damm verbauten. Im Laufe des Mittwochs entwickelte sich der Pegel der Düssel zu einem Jahrtausendhoch und verzeichnete in der Spitze einen Pegel von über drei Metern. Hier konnte der zusätzliche errichtete Damm den Wassermassen nicht standhalten, sodass die Düssel im Laufe des Mittwochs über die Ufer trat.
Vorsorglich informierte die Feuerwehr Düsseldorf bereits am Vortag zu dem bevorstehenden Unwetter über die sozialen Medien. Zusätzlich zu diesen Informationen entschied sich der Krisenstab bereits am Mittwochmittag, den stark gefährdeten Bereich der Ostparksiedlung vorsorglich zu evakuieren. Neben der Information über das modulare Warnsystem des Bundes (NINA, KatWarn etc.) und den Aufrufen in den sozialen Medien, befuhren Warnfahrzeuge mit Lautsprecherdurchsagen die betroffenen Bereiche. Zusätzlich patrouillierten Fußstreifen des Ordnungs- und Sicherheitsdienstes die Straßen und informierten so die Menschen direkt vor Ort.
Um die überschwemmten Bereiche schnellstmöglich von den Wassermassen zu befreien, setzte die Einsatzleitung einen massiven Kräfteeinsatz ein. Neben den örtlichen Einsatzkräften wurde die Feuerwehr Düsseldorf ebenfalls vom Technischen Hilfswerk, der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft sowie den vier Hilfsorganisationen Arbeiter-Samariter-Bund, Deutsche Rote Kreuz, Johanniter Unfallhilfe und Malteser Hilfsdienst unterstützt.
Durch austretendes Heizöl kam es auch stellenweise zu Verunreinigung des Wassers. Hier standen Feuerwehr, Umweltamt und Stadtentwässerungsbetriebe in engem Kontakt und beschlossen alle Maßnahmen gemeinschaftlich, um eine weitere Umweltgefährdung einzudämmen. Zur Absaugung des Ölfilmes setzten die Stadtentwässerungsbetriebe mehrere Saugwagen ein, um so das kontaminierte Wasser aufzunehmen und im Anschluss einer sachgerechten Entsorgung zuzuführen. Dort wo notwendig, wird das Umweltamt in eigener Zuständigkeit weitere Maßnahmen ergreifen.
Nach intensiven Einsatztagen konnte die Feuerwehr Düsseldorf am Montag, 19. Juli, bis auf wenige Orte die unwetterbedingten Einsätze abarbeiten. Zurzeit stehen noch wenige Keller im Bereich der Ostparksiedlung unter Wasser. Hier können aufgrund der aktuellen Grundwassersituationen keine weiteren Pumparbeiten stattfinden, da ansonsten Schädigungen an der Gebäudestruktur beziehungsweise des Erdreiches entstehen könnten. Dazu steht die Feuerwehr in einem engen Austausch mit dem Umweltamt, den Stadtentwässerungsbetrieben und der Bauaufsicht. Zusätzlich verschafft sich die Feuerwehr Düsseldorf in regelmäßigen Abständen eine Übersicht vor Ort. Sofern sich hier die Situation positiv entwickelt, werden die letzten Pumparbeiten weiter fortgeführt.