Flüchtlingsunterkunft: Parteien scheuen sich vor Entscheidung
Eine weitere Unterkunft muss schnell gefunden werden, denn alle Quartiere sind belegt.
Haan. Etwas ratlos stehen die Vertreter fast aller Fraktionen in den Klassenräumen der ehemaligen Haaner Musikschule an der Dieker Straße. Die SPD hatte einen Ortstermin anregt, die Verwaltung entsprechend eingeladen.
Eignet sich das alte Gebäude für die Unterbringung von Flüchtlingen? Diese Frage muss zeitnah geklärt werden. Denn alle städtischen Unterkünfte sind belegt. Und die Politiker scheuen sich, eine Entscheidung zu treffen. „Alle Optionen müssen auf den Tisch“, forderten sie gestern. Nur welche sind das?
175.000 Euro müsste die Stadt in die alte Musikschule investieren, um deren Räume für Wohnzwecke nutzen zu können. 100.000 Euro bräuchte sie, um das ehemalige VHS-Gebäude an der Bachstraße für Flüchtlinge herzurichten. Diese Möglichkeit hatte die Verwaltung vorgeschlagen.
Aber beide Standorte, darin sind sich die Politiker einig, sind zum Wohnen eigentlich ungeeignet. Viel Auswahl hat die Stadt nicht, während weitere Flüchtlinge kommen. Mit acht Menschen pro Woche rechnet die Verwaltung. Sechs waren es in der vergangenen Woche. Die letzten freien städtischen Immobilien liegen an der Bach- und an der Dieker Straße. Die Stadt könnte Wohnungen mieten, beispielsweise über den Bauverein.
„Das prüfen wir zurzeit“, sagt Kämmerin Dagmar Formella. Auch Gewerbeimmobilien im Schallbruch und an der Landstraße wurden ins Auge gefasst, scheinen aber auch nicht geeignet zu sein. Bleibt die Option des Kaufs von passenden Gebäuden, dafür fehlt bislang ein politischer Auftrag — und auch die passende Immobilie.
An der Unteren Landstraße will die Stadt Container für insgesamt 60 Menschen aufstellen. Das Geld ist laut Formella eingeplant. Es muss von der Politik allerdings noch freigegeben werden. „Dafür müsste allein für 800.000 Euro eine Bodenplatte gegossen werden“, sagt Jörg Dürr (SPD). „Von diesem Geld können wir über einen sehr langen Zeitraum Wohnungen anmieten.“ Nur diese Wohnungen gibt es auch noch nicht.