Flurstraße ohne Telefon und Internet
Einige Anwohner können nur mit Glück telefonieren. Der Stadt ist das Problem bekannt, niemand könne aber helfen.
Haan. Es ging eigentlich um die Möglichkeiten des Breitbandausbaus in Haan. Im Mittelpunkt der Sitzung des Wirtschaftsförderungsausschusses aber standen plötzlich Bürger von der unteren Flurstraße, die froh wären, zuerst einmal verlässlich telefonieren zu können. Und wenn dann noch die Datenleitungen so schnell wären, wie sie von der Theorie längst sein sollten, dann wäre für sie das niedrigste Level der Zufriedenheit erreicht.
Bodenleger Dirk Kurtkowiak (Flurstraße 133) sagte, er könne im Büro keine Computerarbeit machen, nutze dafür stundenweise Räume bei einem Kunden. „Das ist doch peinlich!“ Michael Franz (Flurstraße 135) kämpft seit über einem Jahr um eine zeitgemäße Kommunikationsleitung. Der selbstständige Kfz-Meister kann kaum noch Ersatzteile bestellen, weil das nur online möglich ist. Und telefonisch ist er kaum zu erreichen — Kunden hören Freizeichen, bei ihm klingelt aber kein Telefon, und auch der Router meldet keine Anrufe in Abwesenheit.
Von den 16 Megabit, die seine Leitung eigentlich vertraglich liefern soll, werden an guten Tagen zwei bis drei Mbit im Download erreicht, im Upload nur bis zu 58 Kilobit. Da brechen immer wieder Telefongespräche ab. Thorsten Schmidt (Flurstraße 137) erhält immer öfter Hinweise, dass er als Sanitär-Großhändler nicht erreichbar sei. Sein Telefon klingele auf Festnetz jedoch teilweise nicht und Anrufer, die ihn per Kurzwahl anrufen, landeten bei anderen Unternehmen.
Die drei Gewerbetreibenden haben kein Verständnis für die Zustände. Zumal Schaltkästen für schnelle Datenleitungen nur etwa 70 Meter von ihren Firmen entfernt stehen und Anlieger auf der Nordseite der Flurstraße über 100-Mbit-Leitungen verfügen könnten und die meisten Häuser ringsum mit 50 Mbit und sogar Kabelanschluss versorgt sind.
Drei Grundstücke aber sind nach Aussagen von Messtechnikern auf 3,6 Kilometer langen Kupferdrähten angeschlossen (dürften also an der alten Vermittlungsstelle Kirchstraße hängen), die Leitungsverluste summieren sich auf 58 Prozent. Vermutlich steigt deshalb moderne Technik aus. „Zum Glück habe ich noch alte ISDN-Leitungen“, ist Thorsten Schmidt froh, obwohl ja auch bei ihm Probleme zunehmen. Die anderen sind auf Anraten der Telekom-Techniker auf Voice-over-IP-Technik umgestiegen — die braucht Bandbreite, die aber am Gewerbemischgebiet Ginsterweg nicht zur Verfügung steht. Die Anlieger fühlen sich von den Anbietern und auch von der Wirtschaftsförderung der Stadt im Stich gelassen. Für Kopfschütteln sorgte der Vortrag der Breitband-Gutachter, die vortrugen, nur 56 Grundstücke in Haan würden als unterversorgt gelten; der Aufwand, sie anzubinden, sei aber in Summe so gering, dass keine Bundeszuschüsse zu erwarten seien. Die Gutachter-Aussagen basierten aber auf Angaben der Telekom über ihre Ausbaupläne, die nicht unbedingt umgesetzt werden müssen.
Es wurde deutlich, dass das Bundesprogramm zum Breitbandausbau mit einem Umfang von 4,5 Milliarden Euro nicht zielführend sein dürfte; zumindest sind 30 Millionen Euro abgerufen. „Da sollte Bundestagsabgeordnete Michaela Noll in Berlin über zweckdienliche Förderbedingungen sprechen“, so Schmidt.