Fokustage: Kinderarmut in Hilden
In Hilden lebt jede fünfte Familie von weniger als 1400 Euro. Zwei „Fokustage“ sollen den Blick auf Kinder in Not lenken.
Hilden. 1400 Euro sind nicht viel. Wer davon Miete, Lebensmittel und Kleidung für einen dreiköpfigen Haushalt mit einem Kind unter 14 Jahren bezahlen muss, hat am Ende des Monats nichts mehr übrig für Extras wie Schulausflüge, Kinobesuche oder Geburtstagsgeschenke.
Wer so wenig — oder noch weniger — verdient, gilt als armutsgefährdet. Laut Familienbericht 2010 ist das in Hilden jede fünfte Familie. Davon betroffen sind 13 Prozent, also fast 1000 der etwa 9150 in Hilden lebenden Kinder. Auf diesem relativ hohen Niveau bewegt sich die Kinderarmut in Hilden schon seit Jahren.
„Kinderarmut ist aber nicht nur monetäre Armut“, sagt Ute Belz vom städtischen Jugendamt. Dazu gehören auch die geringere Bildungsgleichheit sowie die seelische Armut. Wer nur allein vor dem Fernseher oder Computer sitzt und nicht ins Kino oder zum Sport gehen kann, dem droht nicht nur die Vereinsamung, sondern auch ein Werteverlust.
Zehn Stunden ihrer wöchentlichen Arbeitszeit widmet die Diplom-Sozialarbeiterin der Koordination des Projekts „Pro-Te-Kt — Netzwerke gegen Kindarmut“. Das gibt es in Hilden seit August 2011 und wird vom Landschaftsverband Rheinland für drei Jahre finanziert.
Dieses Projekt soll nun in die bestehenden Präventionsnetzwerke in Hilden eingepflegt werden. Dazu plant das Familienbüro „Stellwerk“ für den 28. und 29. März zwei sogenannte Fokustage. Dabei soll der Blick aller Einrichtungen, die mit Kindern zu tun haben, für die Problematik der Kinderarmut geschärft werden.
Anregungen dazu wollen sich Belz und Hildens Bildungskoordinator Ulrich Brakemeier am Freitag und Samstag beim 17. Kongress „Armut und Gesundheit“ an der Technischen Universität Berlin holen.
Der Kongress steht unter dem Titel „Prävention wirkt“. Gleichzeitig werden die Hildener Modelle in Berlin vorgestellt. „Familiäre Armut — ein gesellschaftliches Problem“ ist das Thema, das Belz und Brakemeier den Kongressteilnehmern aus Hildener Sicht näher bringen wollen.
„Die Stadt Hilden begegnet den zahlreichen Fragen und Zuständigkeiten zu diesem komplexen Thema mit einem stadtübergreifenden Ansatz“, sagt Belz. Dabei gehe es auch um den hohen Stellenwert der Bildung im Bildungssystem, denn „Bildung ist der Schlüssel zum Erfolg, zur sozialen Teilhabe“, sagt sie.