Gefahr durch Raupen in Hilden und Haan Klein, kuschelig und dennoch gefährlich
Hilden/Haan. · Auch in Hilden und Haan breiten sich die Raupen des Eichenprozessionsspinners aus. Wegen ihrer giftigen Haare stellen sie ein Risiko für die Gesundheit dar.
Der Weg um den Menzelsee, die Kleingartenanlage am Stadtwald, die Schonung an der Grenze zu Langenfeld im Hildener Süden und das gesamte Haaner Stadtgebiet – der Eichenprozessionsspinner macht sich in der Region breit. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Was ist eigentlich ein Eichenprozessionsspinner?
Der Eichenprozessionsspinner ist eine Nachtfalterart. Die Vorderflügel sind grau mit dunklen Querlinien, die Hinterflügel sind weiss-gräulich. Die Raupen fressen die Blätter der Eichen. Mitte Juni wandern die älteren Raupen in einer Art Prozession in Gespinstnester am Stamm – dort häuten sie sich.
Woran erkenne ich die Raupen des Eichenprozessionsspinners?
Die behaarten Raupen sind anfangs orange-schwarz längsgestreift, später gelb-grau und bis zu fünf Zentimeter lang. Sie leben ausschließlich an Eichen. Finden sich spinnennetzartige Gespinste an anderen Baumarten, handelt es sich in der Regel um die für den Menschen harmlose Gespinstmotte.
Was sollte ich machen, wenn ich eine Kolonie entdeckt habe?
Bloß nicht selbst entfernen und am besten nicht in die Nähe gehen. Die Raupen besitzen bis zu 600 000 feine Brennhaare, die extrem leicht brechen und das Gift Thaumetopoein beinhalten. „Das ist mit dem der Brennnesseln verwandt“, erklärt der Leiter des Kreisgesundheitsamtes, der promovierte Mediziner Rudolf Lange. Die Haare werden auch durch den Wind verbreitet. Wer ein Gespinst an einer Eiche entdeckt hat, kann sich an die Stadtverwaltung wenden (siehe Infokasten). Die Stadt Haan bekämpft die Raupen dort wo eine unmittelbare Gefahr für Personen gegeben ist, also an Kindergärten, Schulen, öffentlichen Gebäuden oder wo sich Personen aufhalten. Der Betriebshof kontrolliert den städtischen Eichenbestand auf Raupenbefall. Auf Privatgrund ist der Eigentümer für die Beseitigung
zuständig.
Wie werden die Kolonien auf öffentlichem Grund entfernt?
In Hilden entfernt das Tiefbau- und Grünflächenamt die Raupen und Nester mittels Absaugverfahren. „Diese Methode richtet sich ausschließlich gegen den Prozessionsspinner und ist damit am umweltverträglichsten“, erklärt Elke Halm vom Tiefbau- und Grünflächenamt. In Haan wird der Eichenprozessionsspiner durch „Einhausung“ und Abnahme, thermische Behandlung, Spritzen des Bazillus-Thuringiensis-Präparats, das sich auf den Stoffwechsel der Raupe auswirkt,
bekämpft.
Was passiert, wenn ich mit dem Gift der Eichenprozessionsspinner in Berührung komme?
Das Gift ist stark reizend und entzündungsfördernd, erklärt Rudolf Lange vom Kreisgesundheitsamt. Die Haare verhaken sich in der Haut, im Auge und – wenn sie eingeatmet werden – auch im Bronchialsystem. „Das kann zu massivem Hautausschlag führen und zu allergischen Reaktionen bis hin zu Asthma“, sagt der Mediziner. Dazu kommen in der Regel Müdigkeit und Übelkeit. Auch wenn es angesichts stark juckender Bereiche schwerfällt, rät er: „Hände in die Taschen, ab nach Hause, Kleidung ausziehen und waschen, unter die Dusche, einseifen“, erklärt er. Antihistaminsalbe kann bei leichten Reaktionen helfen. „Halten die Beschwerden länger an, bitte zum Arzt gehen“, erklärt er. Auch bei asthmatischen Beschwerden rät er dazu.
Wie kann ich mich schützen?
Raupen oder Nester niemals berühren. Die Raupe kommt lediglich auf Eichen vor. Bevor Sie sich auf eine Bank setzen, am besten einmal kurz umschauen, ob Gespinste zu sehen sind. Auch bereits verlassene Kolonien stellen eine Gefahr dar, da dort durch die Häutungen Haare zurückbleiben können. Wer mit Kindern unterwegs ist, sollte besonders aufmerksam sein: Die Raupen wirken mit ihrem Pelz aus giftigen Haaren durchaus kuschelig.
Warum ist das Problem in diesem Jahr besonders groß?
Extrem starke Populationen gibt es laut Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, wenn die Frühjahresmonate wie in diesem Jahr mild sind und im Spätsommer mit Falterflug und Eiablage trockenes Wetter mit wenig Wind herrscht. Das war 2018 der Fall.