Geringes Interesse am Windhövel

Nur wenige der 30 Besucher bei der Diskussion um das Einkaufszentrum waren Bürger.

Haan. Den Hauptanteil machten Ratsmitglieder und einige Planer von Seiten der Stadt aus. Viel Neues hatte die ihnen gegenüber sitzende elfköpfige Delegation aus Stadtverwaltung, Planungsbüros und Gutachtern nicht zu berichten. Die vorgestellten Pläne sind bereits seit geraumer Zeit auf der Internetseite der Gartenstadt („www.haan.de“) einsehbar, nach denen das Einkaufszentrum einen Lebensmittelvollsortimenter (rund 3000 Quadratmeter), einen Drogeriemarkt (rund 1000 Quadratmeter) beherbergen und auf weiteren 500 Quadratmetern Platz für ergänzenden Einzelhandel bieten soll.

Nach Aussage von Bürgermeisterin Dr. Bettina Warnecke sei es „absolut notwendig an zentraler Stelle einen Vollsortimenter anzusiedeln.“ „Eine Potenzialfläche mitten in der Innenstadt gilt es zu bespielen“, formulierte es Jan Roth vom Stadtplanungsbüro ISR aus Haan. Denn der Bedarf sei da, da viel Kaufkraft in die Nachbarstädte Hilden und Solingen, aber auch nach Mettmann fließen würde. „Neue Angebote beleben die Innenstadt“ und auch bestehende Geschäfte würden von Synergieeffekten profitieren, betonte Roth.

Um die anwesenden Bürger im Bilde zu wissen, erklärten die Planer noch einmal im Detail den Planungsstand hinsichtlich des Baus und legten erste Gutachtenergebnisse bezüglich der Verkehrsentwicklung und der schalltechnischen Untersuchung vor. Diese zeigte, dass es Bereiche geben wird, wo eine Erhöhung der Lautstärke entsteht — jedoch „im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben“, erklärte Axel Hübel von der Peutz Consult GmbH, die sich unter anderem mit Schallschutz auseinandersetzt.

Hauptsächlich hieran fanden dann auch vor allem Anwohner der Kaiserstraße 5 bis 17 Anstoß, da zum bereits bestehenden Lärm der Kaiserstraße der Anlieferverkehr für das Einkaufszentrum auf der anderen Häuserseite hinzukommen wird. Der soll nämlich über die Verlängerung der Königstraße, vorbei am jetzigen Woolworth-Gebäude, auf der Rückseite der genannten Häuser an das Einkaufszentrum herangeführt werden. „Subjektiv als unzumutbar“ wurden diese Pläne hinsichtlich heranfahrender Lastwagen von Bürgerseite betitelt, außerdem fühle man sich als Anwohner übergangen. In einem solchen Bereich seien Lärmemissionen von „60 dB gemittelt über 16 Stunden am Tag“ erlaubt, sagte Hübel. Dies lasse im gesetzlichen Rahmen sogar teilweise einige Überschreitungen zu. Eine Lösung war hierzu zunächst einmal nicht zu finden.

Horst Jütte von der ITG Immobilien-Treuhand versuchte zu vermitteln. „Wir sind hier, um Sorgen und Anregungen aufzunehmen“, sagte der Investor, um sie nach Möglichkeit mit in die Planungen aufzunehmen. „Ein Beleben der Innenstadt ohne Verkehr und Lärm“ gehe allerdings nicht, betonte Jütte. Rund 2700 Kunden täglich erwarten die Planer, davon 60 Prozent, die mit dem Auto anreisen. Die Tiefgarage Schillerstraße (150 Plätze) soll nach den derzeitigen Plänen als Zufahrt zur Tiefgaragenerweiterung mit noch einmal gut 160 Plätzen fungieren. Dadurch wird eine Mehrbelastung der Schillerstraße erwartet, die dann zu einer Vorfahrtsstraße umfunktioniert werden soll. Bisher gilt an der Einmündung der Talstraße noch Rechts vor Links. Tempo 30 soll bestehen bleiben.

Seit weit mehr als 30 Jahren wird in Haan über das Windhövel-Center diskutiert in der ein oder anderen Form diskutiert. Anfang der 1980er Jahre war es eine Ladenpassage. Beim Neubau der Deutschen Bank wurde ein Torbogen vorgesehen für einen Anlieferweg der neuen Geschäfte. Es gab in den 1990er Jahren sogar einen Workshop hochkarätiger Stadtplaner, die sich mit diesem Stadtbereich befassten. 2005 kamen die Ideen zum Windhövelcenter auf den Tisch, die in den Folgejahren höchst kontrovers diskutiert wurden. Die „Bürgerinitiative Innenstadt Haan“ wehrte sich dagegen. Kritiker forderten ein Gesamtkonzept. 2009 und 2011 erklärte das Oberverwaltungsgericht Münster nach einer Normenkontrollklage der Bürger zwei Bebauungspläne für unwirksam. Noch 2005/2006 wurde über ein großes Einkaufszentrum mit rund 11 000 Quadratmetern Verkaufsfläche nachgedacht. Zwischenzeitlich haben Stadt und Investor die Pläne jedoch abgespeckt. Nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass seit Planungsbeginn in Haan im Umland mehrere Einkaufscenter entstanden.