Großes Abschiedskonzert des Bläser-Chefs
Thomas Volkenstein unterrichtet seit 31 Jahren und hat Generationen von Schülern geprägt.
Hilden. Sven Lorig gibt zu, wie aufgeregt er ist: „In Fernsehstudios sieht man Kameraleute und Kabelträger, aber nicht die Zuschauer. Hier in der Stadthalle werden gleich mehr als 400 Leute sitzen“, sagt der TV-Moderator aus Hilden, der diesmal nicht für ein Fernsehmagazin engagiert ist, sondern für ein besonderes Konzert — live und in Farbe.
Der Andrang zum Jubiläumskonzert des Sinfonischen Blasorchesters (SBH) der Musikschule ist tatsächlich groß. Viele Musikliebhaber möchten das letzte Konzert unter der Leitung von Thomas Volkenstein, dem stellvertretendem Leiter der Musikschule Hilden, erleben und zugleich das 30-jährige Bestehen des Blasorchesters feiern (siehe Info). Beide, sowohl der Leiter als auch das Ensemble, sind feste Bestandteile des kulturellen Lebens in der Stadt. „Seit vielen Jahren ist Thomas Volkenstein mein Freund und Weggefährte“, erklärt Lorig: „Wir haben viele Auftritte zusammen bestritten — er musizierend, ich moderierend.“
So bot es sich an, auch dieses Matineekonzert zu moderieren. Und der Moderator erzählt weiter, wie es in den letzten Minuten vor Konzertbeginn hinter den Kulissen aussieht: „Das Gewusel dort hinten kann man sich kaum vorstellen. 200 Musiker stehen bereit, und tausend Instrumente liegen herum.“ Mit der Backstage-Atmosphäre, kurz vor 11 Uhr am gestrigen Sonntagvormittag, fühlt sich Lorik aber pudelwohl: „Dieses Livemusik-Flair liebe ich einfach.“
Den Auftakt machen die „Blubbies“, es geht von Klein nach Groß an diesem Vormittag. Sven Lorik steht auf der Bühne und erklärt dem Publikum: „Die allerjüngsten Bläser sind die Einstiegsdroge in die Welt des Sinfonischen Blasorchesters.“ Die Blubbies sind allesamt in Rot gekleidet und tragen vier Stücke vor. Die Melodien klingen irgendwie schelmisch, die Geräusche schneidend. Die Blubbies beenden ihren Part mit einem Arrangement von „Fluch der Karibik“, das akzentuierter klingt als das Original. Applaus! Das Klarinettenensemble übernimmt und trägt das Stück „Spirit of Freedom“ von Michele Mangnai vor. Als der letzte Ton verklingt, murmelt ein älterer Herr im Publikum ein anerkennendes „Sehr gut.“ Bei der RZ-Percussion-Group geht es wieder heiß her. Es schwingen so viele Schlagstöcke, man kann sie kaum zählen. Das Publikum nickt zum Takt mit den Köpfen, und Füße werden gewippt. Hinterher bekommt die Gruppe Pfiffe und Rufe spendiert.
Im Foyer der Stadthalle trägt die Itterstädter Blasmusik zur Pause ein paar Stücke vor. Das Publikum steht in lockeren Gruppen zusammen, es wird gelauscht und geredet. Ein Vater hält sein Baby im Arm und tanzt. Dem Kind gefällt es wohl — hinter seinem Schnuller blitzt ein Lächeln hervor.
Nach der Pause dominieren die Farben Weiß und Grün die Bühne: Das komplette SBH mit mehr als 60 Musikern hat sich versammelt. Es beginnt mit „Also sprach Zarathustra“; die Ouvertüre schwenkt schnell in eine swingende Interpretation über, bei dem nicht nur das Publikum klatscht, sondern auch der Großteil des Orchesters. Bei Astor Piazollas „Oblivion“ kommt Solo-Saxofonistin Sarah Wünsche hinzu, eine ehemalige Schülerin Volkensteins, auf die er sich „riesig gefreut“ hat, wie er sagt. Oberstleutnant Michael Euler vom Ausbildungsmusikcorps der Bundeswehr ist ebenfalls ein Weggefährte Volkensteins und natürlich auch dabei — als Gastdirigent. Er schwingt den Taktstock zu „The Wizard of Oz“.
Sängerin Maya Lisa, in Rot gekleidet, singt schließlich ein Medley von Whitney Houston, Volkenstein dirigiert wieder. Das Publikum ist begeistert — und vergisst den beginnenden Starkregen, der an den Fenstern der Stadthalle hinab strömt.