Gruitener feiern auf dem Dorfanger

Gruiten. Das Geheimnis eines über Jahrzehnte erfolgreichen Dorffestes ist das Dorf selbst und sicherlich auch die Arbeit seines Dorffest-Vereins. Der Dorfcharakter bleibt bewusst erhalten. Es ist familiär, gemütlich.

Foto: Olaf Staschik

Die mancherorts geübte Praxis von „höher, weiter, schneller“ verliert hier ihre Gültigkeit.

Die Gruitener feiern, und die anderen dürfen kommen. Bei herrlichstem Festwetter — die Chronisten behaupten, das sei ungewöhnlich — kamen also Gruitener und Freunde zusammen, um gemeinsam nicht nur Bier und Grillwurst zu verzehren. Zum Auftakt wurde auf dem Dorfanger ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert, mit den Geistlichen Pater Thomas (katholische Pfarrgemeinde St. Chrysanthus und Daria, St. Nikolaus) und Pfarrer Hanno Nell (Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Gruiten) und unter Mitwirkung des Posaunenchors der evangelischen Gemeinde und den Chören der katholischen Gemeinde. Für die Kinder hieß die Ankunft auf dem Dorffest: So schnell wie möglich Enten angeln oder Dosen werfen, als ob die Spiele gerade erfunden wären. Die kinderfreundliche Närrische Zelle Haan weiß das und bietet an, was es immer schon gab.

Eine Attraktion aber sind die Mineralogen um den Mettmanner Herbert Orzechowski. „Ich bereite die Tütchen für die Sandwaschaktionen so vor, dass jedes Kind gleich viele Halbedelsteine sammeln kann“, sagte der Kinderfreund.

Aber auch Stockbrot backen, Ponyreiten oder Küken beim Schlüpfen beobachten gehören zum zünftigen Dorffest-Spaß für die Kinder. Fast 40 Vereine, Aktive und Caterer sorgten für Spaß und Unterhaltung. Die Feuerwehr ließ die Kinder nach Herzenslust spritzen und am Samstagabend spielte die Coverband uPtoDate. Mit ihren Freundinnen war Erika Bracht zum Dorfanger gekommen. „Seit 57 Jahren lebe ich in Gruiten“, sagt die Rentnerin. „Und damals war auch ich Flüchtling“, erinnert sich die gebürtige Brandenburgerin. Ehemalige Klassenkameraden treffe man auf dem Fest, vorausgesetzt man erkennt sie wieder. Denn von den ehemaligen Gruitenern wird berichtet, dass das Dorffest jährlich immer wieder ein Grund zum Heimkommen ist.

Das 36. Dorffest wurde in diesem Jahr gefeiert. Im ersten Jahrzehnt organisierte der Bürger und Verkehrsverein das bunte Treiben. Im Jahr 1992 gründete sich der Verein „Dorffest Gruiten“, der sich fortan hauptsächlich um dieses Ereignis kümmert. Die Vereinsmitglieder rund um den Vorsitzenden Joachim Raitor stemmen Jahr für Jahr ein Fest für Bürger, Dorfbewohner und auch für Haaner. Nur ein Problem gibt es: Wer aus Haan kommt und das eigene Auto zu Hause lässt, muss das Fest frühzeitig verlassen, denn um 21 Uhr fährt der letzte Bus nach Haan. Aus Mettmann kommt dann schon seit nachmittags kein Bus mehr.