Grundschule Gruiten: Grundlagen der Ersten Hilfe im Unterricht

Schüler der Grundschule Gruiten lernen im Unterricht wie ein Verband angelegt wird.

Gruiten. Der Verband hängt locker am Handgelenk, die Schleife sieht aus wie die einer Geschenkverpackung — Vanessa Packeisen ist nicht zufrieden. „Schaut mal her“, fordert sie die 22 Mädchen und Jungen der Klasse 4b der Grundschule Gruiten auf. „Hält das wirklich gut?“, fragt sie in die große Runde. Catharina weiß die Antwort: „Der Verband muss breiter gewickelt und richtig festgeknotet werden.“ Vanessa Packeisen nickt zufrieden.

Die 23-Jährige zeigt den Kindern die Grundlagen der Ersten Hilfe. „Ich habe das Thema für meine Abschlussarbeit an der Universität gewählt“, sagt die gelernte Rettungssanitäterin aus Gruiten. Weil sie dafür acht Klassen benötigt, hat sie kurzerhand ihre alte Grundschullehrerin Valeska Zundler angerufen und ihr das Projekt schmackhaft gemacht. Seit 1986 ist sie Lehrerin an der Schule, einen Erste-Hilfe-Kurs für Viertklässler hat sie auch noch nicht erlebt. „Das ist in dieser Zeit doch eine gute Sache, da habe ich sofort zugesagt. Die Kinder nehmen das super an und sind sehr interessiert“, sagt sie.

Vanessa Packeisen verteilt blaue Handschuhe. „Die sind voll eklig“, findet Niklas. Dennoch lässt er sie an — auch wenn es nur für die Übung ist. „Wenn andere krank sind, könnten wir die Krankheit auch bekommen“, begründet er das Tragen der ihm etwas zu großen Handschuhe, während er seinem ebenfalls zehn Jahre alten Schulkameraden Manuel einen Verband anlegt.

Nele und Kati (beide 10) haben den Dreh mit dem Verband schon raus. Konzentriert wickelt Kati den weißen Mull um den Arm ihrer Freundin. „Das ist sehr schön hier“, lobt sie den Unterricht mit Vanessa Packeisen. Nele ergänzt: „Das macht uns viel Spaß. Wir lernen auch sehr viel.“ Einem richtigen Verletzten mussten sie allerdings noch nie helfen. Dass sie es können, haben sie mit Lisa und Kaio ihren Klassenkameraden gezeigt. Ein Mädchen wird bei einem Unfall verletzt und torkelt hilflos und verwirrt über den Bürgersteig. Was ist zu tun?

Die Kinder machen alles richtig. „Super“, lobt ihre Lehrerin, denn die Mädchen und Jungen haben auf den Straßenverkehr geachtet, sich also nicht selbst in Gefahr gebracht und sofort den Notruf gewählt. Das verletzte Mädchen haben sie zugedeckt, ihren Arm verbunden, ihre Füße hochgelegt und solange mit ihr gesprochen, bis der Rettungsdienst eingetroffen ist.

„Die Kinder haben zum Beispiel richtig geübt, was sie sagen müssen, wenn sie den Notruf gewählt haben“, sagt die Klassenlehrerin. Dafür hatte Vanessa Packeisen extra einen Freund engagiert, mit dem die Kinder am anderen Ende der Telefonleitung üben konnten. „In einer der kommenden Unterrichtsstunden lernen die Kinder auch noch, was sie machen, wenn es ihren Großeltern nicht gut geht, wenn der Großmutter zum Beispiel schwindelig ist“, sagt Zundler.

Weil alle 22 Mädchen und Jungen der Klasse 4b so fleißig mitgemacht haben, erhalten sie am Ende der Erste-Hilfe-Einheiten eine kleine Urkunde, mit der ihnen die erfolgreiche Teilnahme bescheinigt wird.