Vorhaben im Wuppertaler Westen Pläne für Schöller-West lassen in Haan aufhorchen
Haan · Die Stadt Wuppertal plant an der Grenze zu Haan und Mettmann die Ausweisung eines neuen Gewerbegebietes. In Haan befürchtet man negative Auswirkungen auf den Abfluss der Düssel. Auch aus der Bürgerschaft regt sich Widerstand.
Eine anmutige Landschaft vor der Kulisse des alten Dorfes Schöller: Hier, ganz im Wuppertaler Westen, kann man inmitten einer dicht besiedelten und stark beanspruchten Landschaft so etwas wie Beschaulichkeit erleben. Noch. Denn die Stadt Wuppertal hegt den Plan, genau an dieser Stelle ein neues Industriegebiet zu errichten: Schöller-West. Ein Blick auf die Planungsskizze gibt eine Vorstellung von den Dimensionen. Schöller-West würde sich in einem Gebiet rechts der Düssel auf beiden Seiten der Bahnstrecke Mettmann-Vohwinkel ausbreiten – rund 500 Meter vom Golfplatz Haan-Düsseltal entfernt.
Die Stadt Wuppertal hat ein rechnerisches Flächendefizit für Gewerbe von 120 Hektar. Daher hat sie sechs neue Potenzial-Standorte ermittelt. Schöller-West würde 22 Hektar umfassen. Die Fläche befindet sich im Besitz mehrerer Privatpersonen, mit denen die Stadt bereits im Gespräch ist. Die Lage beurteilen die Planer als „sehr verkehrsgünstig“, allerdings müssten aufgrund des bewegten Geländes „koordinierte Bodenumlagerungen“ stattfinden. Darüber hinaus wären vorab ein „stadtklimatisch-lufthygienisches Gutachten“ sowie „umweltrelevante Untersuchungen“ notwendig.
Weiter heißt es: „Aufgrund der Topografie ist das Niederschlagwasser vor Ort soweit möglich zu versickern. Es muss ein Entwässerungsgutachten erstellt werden.“ Zusätzliche versiegelte Fläche unmittelbar an der Düssel oberhalb von Gruiten-Dorf, das ohnehin unter Hochwassergefahr leidet? Burkhardt Ibach, Kirchbaumeister der evangelischen Gemeinde Gruiten-Schöller, schreibt auf Facebook: „Wer an den 14./15.7. 2021 zurückdenkt, wird Sorgenfalten bekommen!“
Auch die Haaner Politik ist alarmiert. Die CDU etwa erwartet „negative Auswirkungen auf die Wasserführung der Düssel“. Bürgermeisterin Bettina Warnecke setzte ein Schreiben an den Oberbürgermeister sowie die Bezirksregierung ab. Darin legt sie dar, warum die Stadt Haan Schöller-West ablehnend gegenübersteht. Unumwunden heißt es: „Es ist bereits jetzt offensichtlich, dass die geplante Entwicklung im Bereich Schöller-West unter den Leitvorstellungen einer nachhaltigen Raumentwicklung nicht zielführend sein kann.“
Amtsleiter spricht von
„frühem Stadium“ der Planung
Alles hängt nun vom Wuppertaler Stadtrat ab. In einer Sitzung am 1. Juli müsste er grünes Licht geben, damit die Stadt die Planungen zu Schöller-West forcieren und bei der Bezirksregierung eine entsprechende Änderung des Regionalplans beantragen könnte. „Zu diesem Zeitpunkt würden wir auch mit den Nachbarkommunen in Kontakt treten und uns mit Unterer Naturschutzbehörde und Wasserbehörde zusammensetzen“, bestätigt Sven Macdonald, Leiter des Wuppertaler Stadtentwicklungsamtes. Er spricht von einem „frühen Studium“ der Planung und nennt die anvisierten 22 Hektar einen „Suchraum“, dessen letztendliche Fläche – etwa durch den Bau von Regenrückhaltebecken oder die Schaffung von Ausgleichsflächen – kleiner als in den ersten Entwürfen ausfallen würde.
Doch auch aus der Zivilgesellschaft werden Stimmen laut, die die Planungen bereits im Keim ersticken wollen. Zahlreiche Schilder, die rund um das geplante Gelände aufgestellt sind, machen darauf aufmerksam, dass Anwohner eine Online-Petition gestartet und bereits über 2500 Unterschriften gesammelt haben. Ihre Argumente, auf die sich auch Bettina Warnecke in ihrem Anschreiben beruft: Ein Industriegebiet an dieser Stelle würde den Erholungswert der Landschaft schmälern, eine regionale Frischluftschneise unterbrechen, Natur und Umwelt in Mitleidenschaft ziehen, die Landwirtschaft schädigen, eine erhöhte Verkehrsbelastung mit sich bringen und die Existenz benachbarter Reiterhöfe gefährden.
Ein Zwischenerfolg der Projektgegner: In einer Sitzung der Bezirksvertretung Vohwinkel wurde das Bauvorhaben vor wenigen Tagen mit elf gegen eine Stimme abgelehnt. Diesem Beschluss kommt jedoch nur der Charakter einer Empfehlung zu. Ob der Stadtrat dem Wunsch der Bezirksvertretung folgen wird, ist alles andere als sicher. Auch die bangen Blicke vieler Gruitener werden sich also am 1. Juli in die benachbarte bergische Metropole richten.