Haaner Eltern möchten Gesamtschule
Die Eltern gaben bei einer Befragung ein klares Votum für eine Veränderung der Schulstruktur ab.
Haan. Das genaue Ergebnis wird gerade im Rathaus ermittelt. Aber nach einer ersten Meldung wünschen deutlich mehr als 100 Eltern pro Grundschuljahrgang die Einrichtung einer Gesamtschule in Haan. Nach Beratung des Resultats der großen Elternbefragung, die mit 90,1 Prozent Rücklaufquote sehr absolut aussagefähig ist, wird die Politik noch in diesem Frühjahr die Entscheidung zur neuen Schulstruktur in der Stadt schaffen.
Wird die neue Gesamtschule eröffnet — gesetzt den Fall, es gibt mindestens 100 Anmeldungen für das Schuljahr 2017/18 —, so wird es im Schulzentrum Walder Straße einen Wandel geben. Die bisher dort ansässige Hauptschule Zum Diek und auch die Emil-Barth-Realschule werden dann zum übernächsten Schuljahr keine Fünftklässler mehr aufnehmen und geordnet auslaufen. Nach und nach wird die Gesamtschule das Schulzentrum füllen und später Kinder nicht nur bis zum Sekundarabschluss, sondern bis zum Abitur führen.
„Ich finde das Elternvotum toll für Haan. Es ist die richtige Entscheidung für alle Kinder in Haan“, kommentierte Marcus Helf. Der Leiter der Hauptschule Zum Diek sieht als positiv an, „dass kein Kind mehr nach außerhalb wechseln muss.“ Und: Die Frage, wo „abgeschulte“ Schüler hingehen, habe sich dann erledigt. Denn „Abschulung“ gibt es in einer Gesamtschule nicht. Bisher nimmt die Hauptschule in jedem Jahr rund 40 Kinder und Jugendliche — auch aus Hilden, Wuppertal und Solingen — auf, die dort ihre bisherige Schule verlassen müssen, aber an ihrem Wohnort keine Hauptschule mehr besuchen können, weil es diese Schulform dort nicht mehr gibt.
Marcus Helf selbst wird noch aktiv am Eckpunkte-Programm für eine Haaner Gesamtschule mitarbeiten, deren Eröffnung aber nicht mehr im aktiven Dienst erleben; im Sommer 2017 tritt er in den Ruhestand. „Für uns Lehrer ist das eine ungemein reizvolle Aufgabe. Ich kann meinen Kollegen nur empfehlen, sich für die neue Gesamtschule zu bewerben.“
Ganz anders Reinold Mertens, der Leiter der Emil-Barth-Realschule. Er teilte dem Kollegium gestern das Vorab-Ergebnis der Elternbefragung mit — und erlebte Betroffenheit. Viele Kollegen hatten angenommen, dass der Erhalt der Realschule in Haan ein guter Weg gewesen werde. Die Eltern aber hätten jetzt eine Entscheidung getroffen, der genügend Anmeldungen folgen müssen. Seit etwa anderthalb Jahren befasst sich ein Arbeitskreis mit Fragen Schulstruktur in Haan und mit Konsequenzen einer Gesamtschul-Entscheidung. „Wir haben uns verschiedene Schulpreissieger angesehen“, berichtete Mertens, der bestrebt ist, das heutige Qualitätsniveau der Realschule bis zum Ende zu erhalten.
Ziel aller Planungen müsse sein, dass das, „was wir bekommen, besser sein muss als das, was wir haben“. Eine Gesamtschule für Haan sei die bessere Alternative zu einer Sekundarschule, in die Haupt- und Realschule auch hätten aufgehen können. „Dieses Modell war im Arbeitskreis sehr schnell als nicht relevante Option ausgeschieden.“
„Das Ergebnis hat niemanden sehr überrascht“, stellte Friederike von Wiser, seit neun Jahren Leiterin des Haaner Gymnasiums, fest. „Das Wichtigste ist, dass die in den letzten Jahren erarbeiteten Standards erhalten bleiben.“ Hauptschule, Realschule und Gymnasium pflegten eine sehr enge Kooperation. Und auch mit einzelnen Schülern werde intensiv gearbeitet. Inzwischen nehme das Gymnasium genauso viele Schüler von anderen Schulen auf, wie es selbst abgebe. Von Wiser: „Ich möchte, dass auch weiterhin alle Schüler einen sehr, sehr guten Weg machen können.“ Die jetzt anstehende Richtungsentscheidung sei eine „für die nächsten 50 Jahre“.
Für den Bildungsausschuss, der am 12. Mai das Ergebnis der Elternbefragung beraten wird, hat die CDU den Wunsch an die Verwaltung geäußert, noch vor der Sommerpause eine Exkursion zur Gesamtschule Barmen zu organisieren. Diese Schule wurde im Herbst 2015 als beste Schule Deutschlands mit dem Schulpreis ausgezeichnet. „Wir wollen von erfolgreichen Schulen lernen, um für unsere Kinder das beste Schulangebot an einem neugebauten Gymnasium und einer Gesamtschule in Haan vorzuhalten“, begründet CDU-Vorsitzender Wolfram Lohmar.