Hauptfriedhof: Ein Paradies für Blumendiebe
Angehörige klagen: Auf dem Hauptfriedhof verschwindet immer wieder Grabschmuck.
Hilden. Geklaute Blumen, ausgegrabene Sträucher, verschwundene Grablaternen: Die Palette dessen, was von den Gräbern auf Hildens Friedhöfen gestohlen wird, ist groß. Besonders betroffen ist der Hauptfriedhof an der Kirchhofstraße. Er liegt mitten in der Innenstadt und lädt mit seinen weitläufigen Alleen zum Spazierengehen ein. „Es herrscht immer Betrieb“, sagt Friedhofsleiterin Bettina Rech. „Möglicherweise ist das auch der Grund, warum hier am meisten geklaut wird: Weil es in dem Gewusel von Friedhofsbesuchern, Hobbygärtnern und Spaziergängern am wenigsten auffällt, wenn jemand mit einer Schubkarre voller Blumen vorbeimarschiert.“
Erst in der vergangenen Woche ist wieder eines der Gräber geplündert worden. Fassungslos hatte die Besitzerin vor der Ruhestätte ihres Mannes gestanden, die sie seit seinem Tod hegt und pflegt. Täglich kommt sie zu Besuch — und dann dieser Schock.
„Das Blumenarrangement mit weißen Edellieschen war nahezu komplett verschwunden“, sagt Bettina Rech. „Nicht einfach herausgerissen, sondern fein säuberlich ausgebuddelt, so dass sie woanders problemlos wieder eingepflanzt werden können.“ Wenn Blumenschmuck, Gestecke oder Vasen verschwinden, habe das nichts mit Vandalismus zu tun, so Rech, „sondern damit, dass die Leute auf diese Weise billig an Pflanzen kommen“. Nicht selten lande das Grün auf dem heimischen Balkon, im eigenen Garten oder auf der Fensterbank.
„Es ist schon unglaublich, was sich manche Zeitgenossen herausnehmen“, schimpft Bettina Rech. „Von Pietät scheinen diese Leute nichts gehört zu haben. Zumal für die Betroffenen meist eine Welt zusammenbricht.“
Besonders schlimm sei die Pflanzzeit im April und Mai, sagt der stellvertretende Leiter des städtischen Betriebshofs, Bernd Kunckler. „Dann werden die Frühlings- und Sommerpflanzen gesetzt — und das lassen sich die Blumendiebe nicht entgehen. In dieser Zeit wird jeden Tag geklaut.“ Danach ebbe das illegale Treiben zwar etwas ab. Rund um Allerheiligen — der Zeit der Gestecke — jedoch gehen die Fallzahlen wieder drastisch nach oben.
„Letztlich sind uns die Hände gebunden“, sagt Bettina Rech. „Schließlich können wir nicht jeden, der mit Blumen unterm Arm über den Friedhof spaziert, fragen, ob es auch wirklich seine sind.“ Daher appelliert die Friedhofsleiterin an alle Besucher, aufzupassen, ob sich irgendwo etwas Verdächtiges tut.
Wie viel Schaden alljährlich durch den Schmuck- und Blumenklau entsteht, kann Bettina Rech nicht beziffern. „Darüber wird nicht Buch geführt. Die Dunkelziffer wäre sicher höher, weil viele Betroffene sich gar nicht melden. Sie kaufen neue Pflanzen und wollen die letzte Ruhestätte ihrer Lieben so schnell wie möglich wieder herrichten.“