Heino rockt vorm Altar

Der Volksmusik-Star wird ein Konzert in der Pfarrkirche geben. Die schaute er sich am Dienstag schon mal an — ohne Hannelore.

Haan. Heino ist alleine nach Haan gekommen. Hannelore hat es an der Hüfte. „Sonst macht sie die Vorreisen gerne“, sagt der Sänger mit der tiefen Stimme und der dunklen Brille. Er sitzt im Büro von Pfarrer Reiner Nieswandt, ist etwas erkältet, lässt es sich aber nicht nehmen, für seine Kirchentournee „Die Himmel rühmen“ und sein Konzert am 26. November in der Kirche St. Chrysanthus und Daria persönlich zu werben.

„Vor fünf Jahren, zu unserem 30. Hochzeitstag, hat sich Hannelore von mir ein Kirchenkonzert gewünscht“, sagt Heino. Das sei so gut angekommen, dass er daraus eine Tournee gemacht hat. Zum vierten Mal singt er im November und Dezember in unterschiedlichen Kirchen. „Und ich habe schon Konzertbesucher aus Freude weinen sehen“, sagt er.

Neben „wunderschönen alten Liedern“ singt er auch einige Hits von seiner neuen CD. „Es ist erstaunlich, wie viele Pastoren mich vor den Kirchenkonzerten anrufen und fragen, ob ich das mache“, sagt er und versichert: „Natürlich mache ich das.“ Rocksongs wie „Sonne“ von Rammstein oder „Junge“ von den Ärzten würden doch auch in eine Kirche passen. „Die Lieder sind für die Kirchenkonzerte abgespeckt, schön arrangiert, aber immer noch spektakulär“, wirbt er. „Ich möchte wieder junge Menschen in die Kirche bekommen. “ Und Rockmusik müsse ja nicht zwangsläufig laut sein.

Musikalische Unterstützung holt sich Heino bei Franz Lambert („Der hat alles in seiner Orgel — Cello, Bratsche — so brauche ich kein ganzes Orchester“), Werner Hucks, einem der besten Gitarristen Deutschlands, sechs weiteren Musikern sowie einem Chor. „Wir bringen eine Tonanlage vom Feinsten mit, so dass alle Besucher auf allen Plätzen gut hören können“, kündigt er an. Auch Licht hat er dabei. Bei jedem Lied werden sich die Farben verändern. „Ich will es schön haben, und das lasse ich mich auch was kosten“, sagt Heino. „Nach 50 Jahren muss ich mit den Kirchenkonzerten nichts mehr verdienen. Solange ich fit bin, mache ich das, weil es mir Spaß macht.“

Bei seinen Rockkonzerten habe sich sein Publikum inzwischen um 40 Jahre verjüngt. Und dass er es als 74-Jähriger noch einmal erleben würde, dass Dessous auf die Bühne fliegen, hätte er auch nicht gedacht. „Die passen der Hannelore gar nicht, aber die habe ich jetzt zu Hause. Die konnte ich ja auch nicht auf der Bühne liegen lassen“, sagt er.

Jungen Menschen die schönen alten Lieder näherbringen, das möchte Heino mit seinen Kirchenkonzerten erreichen. „Wenn ich nur zwei oder drei überzeuge, reicht mir das schon“, sagt er. Weil er aber generell für junge Leute singen wollte, hat er die Rocklieder einstudiert. „Das sind doch die Volkslieder der künftigen Generation“, sagt er. Und damit hat er alles geschlagen, was in Rock und Pop auf dem Markt ist, stürmte mit seiner CD „Mit freundlichen Grüßen“ von null auf Platz eins der Download-Charts. Nur im Dezember legt er eine Pause ein. Seine Frau Hannelore bekommt am 3. Dezember eine neue Hüfte. „Dann ist sie auch wieder einsatzfähig.“