Debatte im Bürgerhaus Hilden Europa-Politiker zeigen sich kämpferisch
Hilden, Haan · Eine Wahlarena hatte die Europa-Union in drei Städten aufgebaut. Dort stellten sich Politiker den Fragen der Bürger.
Wer sich am Donnerstagabend in dem zur Wahlarena umfunktionierten Ratssaal in Hilden den kritischen Fragen von Bürgern und Veranstaltern stellte, blieb für die etwa 40 Gäste bis zuletzt eine Überraschung. Peter Wahl, Landesvorsitzender der Europa-Union, verriet den Anwesenden vorab nur die Antworten der Politiker auf fünf Fragen. Anschließend konnten die Zuhörer auf Zetteln ankreuzen, welcher Partei der Kandidat ihrer Meinung nach angehört. „Es ist eine Pilotveranstaltung“, sagte Wolfgang Jegodowski, Vorsitzender der Europa-Union Haan. In Kooperation mit der Volkshochschule organisierte die Bürgerinitiative vor der Europa-Wahl im Juni Diskussionsrunden mit Kandidaten in Hilden, Haan und Monheim.
Als erster von vier Politikern betrat Christian Arnd (Die Linke) die Arena. Er plädierte bei seinem Auftritt vor allem für einen Wechsel in der europäischen Migrationspolitik: „Die Linke möchte das strikte Grenzregime an den EU-Außengrenzen zurückbauen.“ Deutschland sei wegen seines Arbeitskräftemangels auf Migration angewiesen.
Zu dem 2013 in Bocholt erfundenen Konzept der Wahlarena gehört, dass sich die Zuhörer an der Diskussion beteiligen. Wenn die Besucher dem vorne stehenden Kandidaten eine Frage stellen wollten, konnten sie das durch Aufstehen ankündigen. „Ich bin begeistert, wenn ich das Durchschnittsalter zusammenrechne“, sagte Mit-Veranstalter Wolfgang Jegodowski in Anbetracht der vielen jüngeren Zuschauer. Bei der Wahlarena standen auch die Ideen der Kandidaten für die zukünftige Gestaltung der Europäischen Union im Mittelpunkt. „Wir müssen das Einstimmigkeitsprinzip abschaffen. Aber dafür brauchen wir Einstimmigkeit“, sagte Moritz Körner. Der FDP-Generalsekretär in Nordrhein-Westfalen sprach sich bei seinem Auftritt für die Einführung einer europäischen Armee und gegen höhere Steuern für die Wirtschaft aus.
Liliane Pollmann (Die Grüne) wurde vor allem nach der Verteidigungs- und Umweltpolitik befragt. „Ist Atomkraft grün und brauchen wir Atomkraft?“, lautete die Frage eines Zuschauers. Die kurze Antwort sei nein, so die Politikerin: „Ein Problem bei Atomkraft ist, dass man das nicht so schnell hochfahren kann wie oft dargestellt.“ Pollmann plädierte außerdem für weitere Waffenlieferungen an die Ukraine.
Als letzte Kandidatin betrat Nina Gaedike (SPD) die Wahlarena. „Das Einstimmigkeitsprinzip blockiert massiv und macht die europäische Ebene erpressbar“, sagte die Vorsitzende der Jungsozialisten (Jusos) NRW. Beim Thema Migration müsste verstärkt auf die Fluchtursachen, etwa den Klimawandel geschaut werden, so die SPD-Politikerin.
Nach zwei Stunden ging die Wahlarena zu Ende. Mitnehmen durften die Kandidaten das Ergebnis der Zettel der Bürger. Dort können die Politiker nachschauen, ob die Zuhörer sie anhand ihrer Antworten vor dem Auftritt auch der jeweiligen Partei zugeordnet hätten.