Hilden Die emotionale Anspannung ist hoch

Hilden/Haan. · Die Psychologische Beratungsstelle versucht trotz der Kontaktbeschränkungen Familien Hilfe anzubieten.

Der Diplom-Psychologe Friedhelm Topp leitet die Psychologische Beratungsstelle Hilden-Haan im Hildener Rathaus.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Angst vor einer Infektion, Einschränkungen, das Gefühl von Eingesperrtsein, Stress mit dem Homeschooling: Das zerrt an den Nerven vieler Kinder und Eltern.

Das spürt auch die Psychologische Beratungsstelle im Hildener Rathaus. Sie ist seit dem Lockdown im Frühjahr 2020 mit einer doppelten Herausforderung konfrontiert. Die Probleme in den Familien sind gewachsen, die Möglichkeiten für beratenden Kontakt reduziert. So hat insbesondere der niedrigschwellige Charakter des Beratungsangebots für Familien, Kinder und Jugendlichen sowie deren pädagogische Bezugspersonen unter den Kontaktbeschränkungen gelitten.

Das Team hat gegengesteuert, bei der Beratung aufs Telefon, teils mit Videoanwendung, gesetzt. „Online-Beratungen waren aufgrund der sensiblen Gesprächsinhalte und des Datenschutzes nicht möglich“, erklärt Friedhelm Topp, Diplom-Psychologe und Leiter der Psychologischen Beratungsstelle Hilden/Haan. So konnten bereits begonnene Beratungen fortgesetzt und durch die Corona-Lebenssituation entstandenen Neuanmeldungen berücksichtigt werden. „Neben den ökonomischen Konsequenzen der Pandemie sahen manche Eltern während der Schließzeit von Kita oder Schule sich nicht in der Lage, ihre Kinder so zu unterstützen, wie sie es gern getan hätten“, beschreibt Topp. Hinzu komme, dass der zwischenmenschlich familiäre Druck nicht durch soziale Kontakte oder Freizeitaktivitäten aufgefangen werden könne.

„Bei Kindern hingegen hatten wir im Frühjahr weniger Anmeldungen für Beratungen. Viele empfanden diese Phase noch als Verlängerung der Ferien, in denen es naturgemäß weniger Schulstress gibt“, so Topp. Er bietet für Schüler, die im Mai zu Prüfungen an die Schulen zurückkehrten, eine Akut-Sprechstunde an.

Auf der Homepage wurden konkrete Tipps für Eltern gepostet

Aktuell sei – parallel zum harten Lockdown mit Schließung der Kitas und Schulen – wieder ein Rückgang zu verzeichnen. Bei vielen Eltern sei der Grad der emotionalen Anspannung hoch, das Familienleben irgendwie zu organisieren.

Die Anspannung erhöhe sich gravierend, wenn Trennung oder Scheidung drohen. In Ruhe ein Beratungsgespräch zu führen sei nicht immer einfach. Man komme immer wieder an den Punkt, die bestehenden Schwierigkeiten mit den Eltern sortieren zu müssen. „Dazu brauchen die Eltern in der Regel einen Freiraum ohne Kinder, was unter den aktuellen Bedingungen nicht immer gelingt“, sagt Topp. „Hinzu kommt, dass ein Drittel der Beratenen alleinerziehend ist, und da wissen wir, dass viele vor mentaler Erschöpfung schon nicht mehr in der Lage sind, sich überhaupt um Hilfe zu kümmern“, weiß der Psychologe aus seiner Beratungspraxis. Aus dieser Erkenntnis heraus hat die Psychologische Beratungsstelle vermehrt auf ihr kooperierendes Netzwerk zurückgegriffen, in das Kita- und Schul-Leitungen sowie Lehrer eingebunden sind. „Wir wollen ein Signal geben, wo man konkrete Hilfe bekommen kann“, so Topp. Zwischenzeitlich wurde die Öffentlichkeitsarbeit verstärkt, damit nicht der Eindruck entstünde, Ratsuchende würden mit ihren Problemen allein gelassen. Auf der Homepage des Psychosozialen Dienstes wurden konkrete Tipps für Eltern gepostet, wie sie mit ihren Kindern gelassen durch die psychisch herausfordernde Zeit gelangen können.