Nach Umstellung in Hilden Kleiderspenden brechen massiv ein
Hilden · Seit zwei Jahren dürfen die Kleidercontainer nicht mehr im öffentlichen Raum stehen. Seitdem beklagen Johanniter, Malteser und DRK massive Einbrüche an Kleiderspenden. Wirkt sich das auf das Angebot der Hilfsorganisationen aus?
Rund 80 Container standen bis Ende 2021 an verschiedenen Stellen in Hilden, in der Regel in direkter Nähe der Glascontainer. Doch dann kam ein Gerichtsurteil. Und nun dürfen die Container nicht mehr überall stehen, was für massive Altkleider-Spendeneinbrüche bei den Hildener Hilfsorganisationen gesorgt hat.
Hintergrund der Anpassung: Altkleider sind ein Wertstoff. Bis 2022 hatte die Stadt dem Deutschen Roten Kreuz (DRK), den Johannitern und den Maltesern ohne Gebühr gestattet, rund 80 Container im öffentlichen Straßenraum in Hilden aufzustellen und Altkleider zu sammeln. Mit der Sammlung und Verwertung beauftragten die drei karitativen Vereine ein Unternehmen und erlösten mit den Altkleidern rund 24.000 Euro pro Jahr, mit denen sie ihre gemeinnützige Arbeit finanzierten. Etwa Sanitätsdienste für große Feste in Hilden. Die Firma Eurocycle begehrte 2019 eine Sondernutzungserlaubnis von der Stadt für das Aufstellen von 26 Altkleider-Containern. Als die Kommune den Antrag abwies, zog das Unternehmen vor Gericht. Die Richter stellten fest: Die Sammelpraxis in Hilden verstoße gegen geltendes Recht. Die Erteilung einer Sondernutzungserlaubnis dürfe sich nicht an der Gemeinnützigkeit orientieren. Um einen Wildwuchs und Container im gesamten Stadtgebiet zu verhindern, musste die Verwaltung alle Altkleidercontainer im öffentlichen Raum verbieten.
Seit 2022 stehen nur noch wenige Altkleidercontainer in Hilden, und zwar auf städtischen Grundstücken beispielsweise auf Parkplätzen von Turnhallen. Auch der Bauhof nimmt Kleidung an. „Das Spendenaufkommen hat sich seit 2021 um mehr als 50 Prozent reduziert“, erklärt Johanniter-Sprecherin Saskia Koll. 2021 hätten die drei Hilfsorganisationen in Hilden noch 280 Tonnen Altkleider verwerten können, 2022 waren es 110 Tonnen, 2023 werden es rund 120 Tonnen sein. DRK-Geschäftsführer Jürgen Kuhn bestätigt diese Entwicklung und sagt: „Für uns bedeutet das Mindereinnahmen.“
Zu Angebotseinschränkungen führten diese Verluste aber nicht, so Kuhn. Saskia Koll ergänzt: „Wir versuchen, die Lücke im Rahmen unserer regelmäßigen Spendenaufrufe zu kompensieren, was recht gut gelingt.“ Die Johanniter in Hilden seien weiterhin im Sanitätsdienst und Katastrophenschutz, im Schulsanitätsdienst und in der Jugendarbeit aktiv.
Das DRK bietet seit der Umstellung einen neuen Service für Menschen an, die spenden möchten, aber nicht mehr so mobil sind, um die Kleidung in die verbliebenen Container zu werfen. Sie holen die Altkleider bei den Spendern ab (Telefon 02103 8494). „Vieles davon ist noch sehr gut erhalten, das kommt in die Kleiderkammer des SKFM“, sagt Jürgen Kuhn. Alles andere werde als Kiloware verkauft. „Dieses Geld nutzen wir, um Menschen in größeren Schadenslagen finanziell zu unterstützen.“
Kleidung, die in den Altkleidercontainern landet, werde „von einem beauftragten Unternehmen abgeholt und unter Beachtung der Grundsätze der ,Fairwertung’ sortiert und weiterverwendet“, erklärt Saskia Koll.
Aber warum nutzen die Hilfsorganisationen nicht – wie kommerzielle Anbieter – Haussammlungen, um Altkleiderspenden zu erhalten? „Bis vor zirka 20 Jahren haben die Hilfsorganisationen diese sogenannten Straßensammlungen angeboten. Dies ist jedoch nur mit einem sehr großen Personal- und Fahrzeugaufwand möglich, der so heute nicht mehr geleistet werden kann“, erklärt Johanniter-Sprecherin Saskia Koll. Hinzu käme, dass das „Verteilen der Flyer oder Plastiksäcke im Vorfeld, die Kfz- und Personalkosten am Sammeltag, so hoch geworden sind, dass sich dies nicht mehr rechnet. Früher wurden bei Straßensammlungen in Hilden 25 bis 40 Tonnen Altkleider erfasst. Dies entspricht bei vier Straßensammlungen pro Jahr in etwa der Menge, die aktuell noch durch die Altkleidercontainer erfasst wird. Allerdings war der Verkaufspreis pro Tonne damals um ein Mehrfaches höher als dies heute der Fall ist.“