Kultur in Hilden Neanderland Tunes: Gute Musik vor zu wenigen Fans im Area 51

Hilden · Lara Hansen aus Mettmann gewinnt die Neanderland Tunes vor Coredai (Ratingen) und der Leander Machan Band (Haan). Leider verfolgten im Kulturzentrum Area 51 nur wenige Fans die Auftritte der Musiker aus der Region.

Dritter bei den Neanderland Tunes: Die Leander Machan Band aus Haan musste Lara Hansen und Coredai den Vortritt lassen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Raus aus dem Proberaum und rauf auf die Bühne heißt es für die musikalische Pop-Szene nach den Corona-Jahren, die insbesondere für junge Acts mit vielfältigen Problemen verbunden waren. Mit dem Neanderland-Tunes-Contest bietet der Kreis Mettmann daher Musikerinnen und Musikern der Region nicht nur die Möglichkeit, ihre Songs und Lieder einer größeren Öffentlichkeit zu präsentieren, sondern auch Preisgelder für die Bandkasse einzuspielen.

Dass es mit der größeren Öffentlichkeit – lediglich knapp 60 Fans fanden sich im Hildener Jugendtreff Area 51 ein – nicht so geklappt hat, dürfte nicht allein dem regnerischen Wetter zuzuschreiben sein. Wenn es vier teilnehmenden Bands und zwei Solo-Künstlerinnen trotz kreisweiter Werbung sowie individuellen Social-Media-Kanälen nicht gelingt, ein Mehr an Fanbase zu generieren, läuft da etwas falsch.

Immerhin winkten dem Sieger 500 Euro und auch die übrigen Platzierten durften sich über Preisgelder freuen. Über die Gewinnerinnen oder Gewinner entschieden sowohl eine Jury mit Vanessa Vieto, Gesangsdozentin für Pop- und Jazz-Gesang, Jan Volkenstein, Schlagzeug-Lehrer und im Event-Management tätig, sowie Peter Stark, aktuell involviert in das landesweite Pop-Förderprojekt „Create Music NRW“, als auch das Publikum, das mittels Stimmkarten für seine Favoriten abstimmen konnte.

Den Anfang machte die Leander Machan Band aus Haan. Der 19-jährige Namensgeber ist ein fraglos talentierter Musiker und Songwriter. Songs wie „Inner Voice“ oder „Later“ offenbaren als Inspirationsquelle unüberhörbar Rockgiganten wie beispielsweise Toto. Mit dem letzten Song „Ready now“ zaubert die vierköpfige Band sogar die explosive Energie von Boss Bruce Springsteen auf die Bühne. Am Ende konnten sich die Haaner über den dritten Platz freuen.

Mit einem hypnotischen Drum-Solo startet der Auftritt des Power-Trios Paranotic. Sänger und Bassist Leo Karrenberg erinnert sich mit nostalgischer Freude daran, dass vor acht Jahren Paranotic den ersten Auftritt im Area 51 hatte. Die Musik ist ein hoch komprimierter Mix aus Hard Rock und Post Wave, bei dem auch kurz Reggae-Rhythmen durchschimmern dürfen. In manchen instrumentalen Passagen, etwa bei „Like the Ocean“, scheint sich das Trio in unterschiedlichen Strömungen auseinander zu driften.

Einen Auftritt der besonderen Art legt hingegen Loviana hin. Die junge Rapperin begeistert nicht nur mit reifen, zu Herzen gehenden Rap-Texten, sondern auch mit einer Tanz-Performance, in die sie Elemente des Street Dance aufnimmt. Vielleicht weil ihr Auftritt vergleichsweise kurz war, konnte sie nicht auf den Siegerplätzen landen.

Mit Chase The Line präsentiert sich eine Band, die bereits eine EP veröffentlicht hat, und deren Soundprofil klanglich Gegensätzliches zu einer homogen Musik vereint. Sängerin Zoe, deren Gesang anfangs etwas zaghaft klingt, intoniert dann lauter und souveräner. Ihr Wechsel zwischen temperamentvoll und beschwörend lässt Melissa Etheridge oder auch Sheryl Crow als Vorbilder vermuten. Ihr klanglicher Gegenpart Antoine umspielt ihren Gesang mit seiner Gitarre ebenso kreativ wie einfühlsam.

Mit „Lego-Herz“ startet Lara Hansen, Singer und Songwriterin aus Mettmann, ihren ausgesprochen intimen Auftritt. Mit dem Lied über ein gebrochenes Herz, das sie aus Lego-Steinen während ihres Liebeskummers immer wieder ohne Riss zusammenfügt, erobert sie auf jeden Fall die Herzen des Publikums. Viel Intimes verströmt auch „November“, das sie am E-Piano begleitet und ihrem verstorbenen Vater gewidmet hat. Doch trotz reichlich Traurigkeit, oder besser, wegen der großen Authentizität, wird Lara Hansen auf den ersten Platz gewählt.

Eine spritzige Mischung aus verschiedenen rockigen sowie jazzigen Einflüssen präsentiert zum Schluss Coredai, ein Ratinger Quartett von Studenten der Essener Folkwang Universität der Künste. In Songs wie „You and I“ wird dann auch schon mal eine punkige Attitüde mit einem intellektuellen Twist wie beim frühen Elvis Costello verwoben. Die Mischung kam beim jubelnden Publikum an und belohnte Coredai mit dem zweiten Platz bei den Neanderland Tunes.