„Sie ist echt riesig – und schnell“ Nosferatu-Spinne auf Terrasse entdeckt
Hilden · Die Kräuselspinne ist im Hildener Norden aufgetaucht. Biologe Wolfgang Gettmann erklärt, warum trotzdem niemand in Panik verfallen muss.
Noch Tage nach der Begegnung mit der riesigen Spinne läuft es der Hildenerin kalt den Rücken herunter, wenn sie darüber spricht. „Gestern lief sie wieder an der Wand herum“, sagt sie. Zuvor hat sie die Spinne erstmals auf der Terrasse entdeckt: „Sie ist echt riesig – und schnell.“
Insgesamt sechs Sichtungen der Nosferatu-Spinne hat der Nabu seit Anfang Mai für Hilden registriert. In Haan gab es noch keine Meldung – was jedoch nicht heißt, dass sich die Nosferatu-Spinne dort noch nicht breit gemacht hat. „Sie ist eher scheu und flüchtet vor Menschen“, erklärt Wolfgang Gettmann. Der ehemalige Direktor des Aquazoos ist promovierter Biologe und lebt in Hilden. Seine Doktorarbeit hat er über eine Wolfsspinnen-Art geschrieben, die Nosferatu-Spinne ist eine Verwandte. Im Aquazoo habe zu seiner Zeit auch keine Vertreterin der Art Zoropsis spinimana gelebt. „Ich habe selber auch noch keine entdeckt. Leider“, sagt er. „Ich hätte mich sehr gefreut. Die Zeichnung ist beeindruckend.“ Er vermutet, dass es aktuell auch viele Fehlsichtungen gab und gibt.
Die Nosferatu-Spinne heißt so, weil die Zeichnung auf ihrem Vorderkörper wie ein Totenschädel oder der Kopf von Nosferatu aussieht. Die Zeichnung auf dem Hinterteil erinnert an einen Schmetterling. Der Körper eines Weibchens kann bis zu zwei Zentimeter große werden – mit Beinen misst die Kräuselspinne dann in etwa fünf Zentimeter.
„Der Name Nosferatu klingt geheimnisvoll und auch ein bisschen gefährlich“, sagt Gettmann. Außerdem hätten viele Menschen grundsätzlich ein wenig Angst vor Spinnen. „Die Tiere kommen meist aus dem Dunkeln, haben acht Beine und sind schnell.“ Aber Panik sei völlig unangebracht, sagt Gettmann. „Die Nosferatu-Spinne ist einfach nur groß. Sie greift Menschen nicht an – wenn sie allerdings in die Enge getrieben wird, kann sie zubeißen.“ Durch ihre Größe können die Beißwerkzeuge auch menschliche Haut durchdringen. Wer die Spinne also mit der Hand einfangen möchte, kann gebissen werden. „Mein Rat wäre: Die Spinne beobachten, mit einem Glas einfangen und in den Garten bringen“, sagt Gettmann. Auf keinen Fall zuschlagen: „Spinnen sind nützliche Tiere“, sagt er. Sie ernähren sich von anderen Insekten, beispielsweise Mücken. Im Garten braucht die Spinne ein Versteck, Holzstapel oder einen Schuppen.
Die Nosferatu-Spinne ist eine sogenannte Schleichjägerin. Sie pirscht sich an Insekten heran, überfällt und lähmt sie mit ihrem Gift. Dann pumpt sie Magensaft in ihr Opfer und saugt es aus. Die Spinne stammt aus Südeuropa und ist immer weiter nach Norden gewandert. „Die milden Winter spielen ihr in die Karten“, sagt Gettmann. So können Arten wie die Nosferatu-Spinne auch die Alpen überqueren.
So hat es übrigens auch eine weitere Spinnenart geschafft: Die Speispinne, auch Lehmschleuderspinne genannt, ist seit Jahren auch in unserer Region heimisch. „Ich habe sogar schon eine bei uns im Haus entdeckt“, sagt Wolfgang Gettmann. Sie stammt eigentlich auch aus Südeuropa, ist aber wesentlich kleiner als die Nosferatu-Spinne – „aber sie ist auch toll gezeichnet.“ Die Speispinne schleicht sich an ihr Opfer heran, bespuckt es mit einem klebrigen Faden und frisst es dann.
Wie alle Spinnen hat auch die Nosferatu-Spinne natürliche Feinde in unserer Region, beispielsweise Reptilien und Vögel. „Sie sucht sich daher geschützte Stellen“, sagt Wolfgang Gettmann. Mit ihren Rezeptoren könne sie unterschiedliche Temperaturen erkennen. Da sie es eher warm mag, wird sie oft in Häusern angetroffen. Richtig schützen kann sich niemand dagegen, sagt Wolfgang Gettmann: „Man kann ja nicht alles vergittern. Sie kommt durchs Kellerfenster oder durch kleine Lücken im Dach ins Haus.“
Die Anwohnerin im Hildener Norden, die auf ihrer Terrasse die riesige Spinne entdeckt hat, denkt nun jedenfalls über Insektenschutzgitter für die Lichtschächte am Haus nach.