Patricia Aillaud ist die neue Chefin der Polizei in Hilden „Polizisten haben ein Helfersyndrom“

Hilden · Ihre neue Position trat sie Ende März an: Patricia Aillaud ist die Leiterin der Polizeiwache an der Kirchhofstraße. Ihre Karriere begann die Beamtin auf Streife und zwar in den Neunzigern auch in Hilden.

Trat Ende März den Dienst als Leiterin der auch für Erkrath und Haan zuständigen Wache in Hilden an: Patricia Aillaud.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Wenn Patricia Aillaud in ihrem Büro das Fenster öffnet, hört sie den Lärm des Verkehrs auf der Kirchhofstraße. Wenn das Martinshorn eines Streifenwagens aufheult, könnte sie über den Einsatz im Bilde sein, denn die 50-Jährige ist die neue Leiterin der Polizeiwache in Hilden.

Ihren Dienst in der Itterstadt trat die Erste Polizeihauptkommissarin am 25. März an. Ihre Laufbahn in Uniform begann die Leverkusenerin 1994. Familiär vorbelastet sei sie übrigens nicht gewesen, merkt sie an. „Keiner meiner Verwandten war bei der Polizei.“ Vielleicht war das ihre Motivation: „Die meisten Polizisten haben ein Helfersyndrom.“ Nach der Ausbildung 1997 ging sie zunächst in Erkrath und Umgebung auf Streife, also auch in Hilden. Im Anschluss war sie vier Jahre lang Wachdienstführerin in Langenfeld.

Gefahrenabwehr lautete Aillauds Aufgabenbereich auf der Straße im Polizeijargon. Heißt: Die Beamtin wurde zu Einbrüchen, Verkehrsunfällen und Randale gerufen. Vielfältig sei der Alltag im Streifendienst gewesen, geprägt von ganz unterschiedlichen Menschen und Situationen, sagt Aillaud. „Es ist wichtig, dass wir dem Gegenüber Professionalität vermitteln, aber auch Einfühlsamkeit.“ Ein Beispiel: Wer an einem Unfall beteiligt sei, erlebe eine Ausnahmesituation, die „für uns Alltag ist“.

Trotz aller Begeisterung für den Streifendienst sei es von Beginn an ihr Ziel gewesen, in eine Führungsrolle zu wachsen und damit von der Straße ins Büro zu wechseln. Nur bei größeren Einsätzen wird sie noch auf Streife gehen, möglicherweise am Rande der Fußball-Europameisterschaft mit gleich vier Spielorten in Nordrhein-Westfalen.

Aillaud ist zu jung, um bei ihrem Einstieg in den Polizeidienst als Exotin gegolten zu haben. Ab den Achtzigerjahren gingen Frauen in den Streifendienst. Schon in den Neunzigern habe man sich nichts mehr erkämpfen müssen, nur weil man eine Frau ist, blickt die 50-Jährige zurück. „Es gab nie blöde Sprüche.“ Dass Frauen über die Jahre auch bei der Polizei in Führungsaufgaben hineinwuchsen, sei eine normale Entwicklung gewesen. Insgesamt dürfte das Geschlechterverhältnis mittlerweile ausgeglichen sein, vermutet sie.

Vorher Leiterin der Wachen in Heiligenhaus und Monheim

In Hilden ist sie die erste Frau an der Spitze der Wache und folgt damit auf Sven Kraemer, der sich derzeit im Aufstieg für den höheren Dienst befindet. Eine Premiere ist diese Position für Aillaud jedoch nicht, leitete sie doch schon die Wachen in Heiligenhaus und Monheim. Waren diese Stationen aufgrund besonderer Umstände – in Monheim trat Aillaud kurzfristig die Nachfolge des verstorbenen Wachleiters an – von kurzer Dauer, könnte es in Hilden durchaus eine längere Etappe geben. Vielleicht bis zur Rente? „Das will ich gar nicht ausschließen“, sagt die neue Leiterin der Wache.

Aillaud ist lange genug im Dienst, um erkennen zu können, dass sich die Gesellschaft wandelt; aus Sicht der Polizei nicht unbedingt zum Besseren. Der Respekt vor den Beamten habe im Laufe der Zeit abgenommen, schildert sie einen prägenden Eindruck. „Im Streifendienst wird es immer so sein, dass wir gefährdet sind“, betont Aillaud, jedoch hätten Handgreiflichkeiten zugenommen. Und es sei auch in der Tat so, dass immer mehr Menschen ein Messer bei sich haben und bereit seien, dieses auch einzusetzen. Besonders bedenklich: Mittlerweile hätten schon Kinder eine solche Waffe in der Tasche, um sich notfalls verteidigen zu können. Alltäglich seien solche Begegnungen zwar noch nicht, aber der Trend sei eindeutig.

Sie selbst dürfte mit solchen Situationen kaum noch direkt konfrontiert werden. Eine von Aillauds wesentlichen Aufgaben ist die Kommunikation mit den anderen Dienststellen im Kreis Mettmann zu Problemlagen. Auch die Personalentwicklung unterliegt ihrer Obhut. Darüber hinaus will der Kontakt zu den Verwaltungen in Hilden, Haan und Erkrath – diese drei Städte bilden ein Revier – gepflegt werden. Teil davon sei der enge Austausch mit den Ordnungsämtern.

Für Patricia Aillaud steht fest: „Verbrechen wird immer wachsen, da muss die Polizei mitwachsen.“