Haan/Hilden Masern: Städte haben alles im Griff

Hilden/Haan. · Es läuft gerade die Impfkampagne des Gesundheitsamts in den vierten Klassen in Haan und Hilden.

 Kleiner Pieks mit großer Wirkung. Sich gegen Masern impfen zu lassen, ist empfehlenswert.

Kleiner Pieks mit großer Wirkung. Sich gegen Masern impfen zu lassen, ist empfehlenswert.

Foto: dpa-tmn/Karl-Josef Hildenbrand

Immer wieder brechen in Deutschland die Masern aus. Dann werden Fallzahlen veröffentlicht, Schulen geschlossen und es wird daran erinnert, wie wichtig es ist, dass möglichst jeder geimpft wird, um diese gefährliche Krankheit auszurotten: „Nur dann, wenn mindestens 95 Prozent der Bevölkerung geimpft sind, genießen die wenigen Nicht-Geimpften den Schutz der Gruppe. Leider gab und gibt es immer wieder Impfgegner, die schwer von der Notwendigkeit zu überzeugen sind“, erklärt der Amtsleiter des Gesundheitsamts des Kreises Mettmann, Dr. Rudolf Lange. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will die Impfverweigerer jetzt zum Impfen zwingen – durch die Androhung von Bußgeldern oder mit dem Ausschluss aus Kitas und Schulen.

Im Kreis Mettmann dagegen setzt man seit 15 Jahren auf die Impfschutzkampagnen. Zurzeit werden in allen zehn Städten des Kreises in den Grund- und Förderschulen die Impfbücher aller Viertklässler eingesammelt und auf Vollständigkeit nach den Impf-Empfehlungen der Ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Institutes überprüft. Anschließend werden die Eltern schriftlich über den Impfstatus und die gegebenenfalls noch nachzuholenden Impfungen informiert.

Mit Erfolg, wie der Kreis erst kürzlich mitteilte: „Im Schuljahr 2017/2018 legten von 4515 Viertklässlern 2600 (57,6 Prozent) ihre Impfausweise vor. Von diesen hatten 97,2 Prozent einen ausreichenden Masernschutz. Aus Sicht des Kreises ist damit das Ziel der Weltgesundheitsorganisation erfüllt, eine Quote von mehr als 95 Prozent zu erreichen.“ Wie das, wenn man bei gut 40 Prozent der Kinder nicht weiß, ob sie geimpft sind? Rudolf Lange kann besorgte Bürger beruhigen: „Die Kinder im Kreis werden schon ganz früh mit den jährlichen U 1 bis U 9-Untersuchungen begleitet. Auch da wird auf die erforderlichen Impfungen geachtet. Und bei der Eingangsuntersuchung müssen die Eltern ebenfalls die Impfbücher vorlegen. Daher wissen wir, dass die Impfquote bei den Kleinen bei fast 100 Prozent liegt.“ Bei der Kontrolle in den vierten Klassen gehe es bereits um die Auffrischungs-Impfung gegen Masern, die nicht jeder brauche, um sicher immunisiert zu sein. In einigen Schulen werden auch in der vierten Klasse fast 100 Prozent der Ausweise vorgelegt, in anderen dagegen nur um die 50 Prozent. Rudolf Lange will weder sagen, wie die Impfquoten der einzelnen Städte im Kreis aussehen, noch, an welchen Schulen genau genau darauf geachtet wird.

Die Impfquoten der einzelnen Städte sind etwa gleich hoch

Nur so viel: „Die Impfquoten der Städte sind alle ähnlich hoch. Unterschiedlich ist nur die Beteiligung der einzelnen Schulen.“ Nennen will er Ross und Reiter aber nicht: „Die sind ja nicht alle unkooperativ. Manchmal wird es einfach nur vergessen.“ Deswegen setze der Kreis ja auf seine Impfkampagnen. „Auf die Dauer wird die Durchimpfung so verbessert.“ So lange die rechtliche Handhabe fehlt, bleibt dem Kreisgesundheitsamt auch nichts anderes übrig. Die Verpflichtung zum Impfen sieht er zwiespältig: Einerseits bevorzugt er die Freiwilligkeit, andererseits sagt er: „Aus Sicht der Immunologie ist jedes Mittel zur hohen Durchimpfung recht.“ – Also auch Zwangsgelder und Betretungsverbote. „Die Pflicht, in der vierten Klasse wieder die Impfausweise vorzulegen, wäre schon ganz gut. Rechtlich haben Schulen dazu keine Handhabe, nicht-öffentliche Kitas aber schon, denn mit denen schließen die Eltern Verträge ab.“ Zwei Hildener Kinderärzte hatten seit Jahren keine an Masern erkrankten Kinder zu behandeln. Beide setzen auf Freiwilligkeit: Ulrich Geisler bescheinigt den Eltern, dass sie mit ihren Kindern kommen, wenn etwa bei der Impfbuchkontrolle festgestellt worden ist, dass noch Impfungen fehlen. „Impfgegner lassen übrigens spätestens dann ihre Kinder impfen, wenn diese etwa als Austauschschüler den Nachweis erbringen müssen.“