Haan Apotheker und Brauer in einem
Haan. · Matthias Gorny führt die Elefanten-Apotheke in Haan. Nebenbei braut er eigenes Bier.
Matthias Gorny (37) und seine Schwester Christina (35) leben in einem Einfamilienhaus in Haan. Hier, in der Hausbrauerei im Keller, produziert der gelernte Apotheker mehrmals im Monat Bier, das seine Schwester vermarktet. „2014 habe ich das erste Bier in einem Einkochkessel angesetzt. Das Wissen dazu hatte ich aus Büchern und aus meinem Studium.“ Ob nun Arzneimittel- oder Bierproduktion – das seien biologisch-chemisch vergleichbare Prozesse, findet der junge Pharmazeut.
Schon sein erster Versuch, Bier zu brauen, hat „halbwegs funktioniert“, sagt Gorny. Es war trinkbar, obwohl er statt des geplanten Alt- ein Starkbier gebraut hatte. Freunde ermunterten ihn, weiterzumachen. Ihnen schmeckte das Bier aus der „Hausbrauerei Zapfhaan“. Gorny kann inzwischen mehrere Sorten brauen: Alt, Pale Ale, Porter, India Pale Ale, Dubbel und Craft Bier. 200 Liter pro Jahr dürfen Hobbybrauer steuerfrei produzieren. Vorausgesetzt, es wird dort getrunken, wo es produziert wurde und nicht verkauft.
Gorny hat ein Gewerbe angemeldet und machte Prüfung
„Ich habe 2018 dann ganz offiziell ein Gewerbe angemeldet und bei der Handwerkskammer eine Prüfung abgelegt. Zum Glück gibt es beim Brauer keinen Meisterzwang mehr.“ Dann meldete Gorny sein „Nebengewerbe“ beim Zoll an. Als Gewerbetreibender stellt er jetzt circa 150 Liter Bier im Monat her. „Ich darf aber in unbegrenzter Menge brauen“, sagt er stolz. Gebraut wird meistens am Wochenende oder mittwochs, nachdem die Apotheke geschlossen hat. „Der Brauvorgang dauert acht bis neun Stunden, das Abfüllen weitere zwei Stunden, und dann muss das Bier noch vier Wochen reifen“, erklärt der Nebenerwerbs-Bierbrauer.
Über jeden abgegebenen Liter Bier muss er Buch führen. „Der Braukeller ist das Steuerlager. Auf alles, was raus geht, wird Biersteuer erhoben. Jeden Monat muss ich eine Steuererklärung abgeben, einmal im Jahr ist Buchkontrolle.“
Seit diesem Jahr wirbt der Zapfhaan auch für seine Produkte. Christina Gorny (35), eigentlich Lehrerin in Leichlingen, betreibt die eigene Internetseite der Hausbrauerei und vermarktet das Bier des Bruders. „Ich mache die Fotos, entwerfe Flyer für die Kneipen, Poster, beschaffe die Gläser in niedrigen Stückzahlen mit unserem Logo.“ Auch den Namen Zapfhaan hat sich Christina Gorny ausgedacht. Auf der Internetseite und auf Facebook stellt die Familienbrauerei ihre Produkte vor und nimmt Bestellungen entgegen. Sogar einen Fanshop gibt es. Das Bier wird teils in Flaschen, teils im Fass angeboten. Schick etikettiert, kommt das Haaner Bier schon optisch hochprofessionell daher.
„Man kann das Bier flaschenweise bestellen, einen Termin machen und es bei uns abholen“, sagt Christina Gorny. Es gibt zwei bis drei Bestellungen pro Woche. Und erste Verkaufserfolge in Kneipen: „Im Rockin‘ Rooster Club gingen 50 Liter Fassbier in zwei Stunden weg“, freut sie sich. Und durch private Kontakte konnte sie auch 60 Liter Flaschenbier in der Opladener Kneipe „Stilbruch“ absetzen. Die hat prompt auf ihrer Facebookseite dafür geworben.
Der Nebenerwerbsbrauer scheint alles richtig zu machen: „Ich habe bisher nur positive Feedbacks auf meine Biere“, sagt Gorny. Die Geschwister wollen aber nicht die Branche wechseln: „Mehr soll es nicht werden. Wir probieren immer was Neues aus, mal Weihnachtsbier, mal ein Abteibier – das Dubbel“, sagt der Bruder. „Das ist ganz schön tückisch“, ergänzt die Schwester lachend.