Hilden Defekt der Solaranlage hat Hochhaus-Brand ausgelöst

Hilden. · Photovoltaik-Anlagen machen Einsätze für die Feuerwehr häufig schwieriger.

Die Feuerwehr konnte das Feuer auf dem Dach eines Hochhauses an der Köbener Straße nach etwa 30 Minuten löschen.

Foto: Patrick Schüller

Zeugen hatten schwarzen Rauch bemerkt. Sie riefen die Feuerwehr und warnten die Bewohner (36 Parteien), lobt die Polizei das vorbildliche Verhalten. Die Feuerwehr hatte das Feuer nach etwa 30 Minuten unter Kontrolle und es wenig später gelöscht. Ursache war ein stromtechnischer Defekt der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, stellten die Brandermittler der Kriminalpolizei fest Ein Verteilerkasten und ein Wechselrichter wurden zerstört sowie die Fassade des Aufzugschachtes beschädigt. Etwa 25 Quadratmeter Dachpappe seien in Mitleidenschaft gezogen worden. Um Glutnester auszuschließen, öffnete die Feuerwehr eine Metallverkleidung, die das Dach einbettet. Auch sie wurde beschädigt. Die Ermittler schätzen den Sachschaden auf mindestens 15 000 Euro.

Photovoltaik-Anlagen und stationäre Lithium-Solarstromspeicher machen den Einsatz der Feuerwehr noch gefährlicher als ohnehin. Die Anlage hat Strom führende Teile. Und in vielen Fällen lässt sich eine Photovoltaikanlage nicht komplett spannungsfrei schalten. Selbst wenn die Wechselstromseite durch einen entsprechenden Schalter im Wechselrichter spannungsfrei ist, so gilt dies nicht für die Gleichstromseite. Von den Modulen bis zu einem Freischalter bleibt die Spannung bestehen. Aber gerade bei Gleichstrom ist bereits eine Spannung von 120 Volt für Menschen tödlich.

Eine weitere Gefahr ergibt sich für Feuerwehrleute, wenn Stecker oder Anlagenteile unsachgemäß getrennt werden. Dann können Lichtbögen entstehen, von denen eine große Gefahr für Leib und Leben der Feuerwehr ausgeht. Löschen Feuerwehrleute ein Haus und betreten dieses, kann sich in Räumen Löschwasser ansammeln. Befinden sich dort Strom führende Bauteile der Photovoltaikanlage, so besteht eine große Gefahr durch Stromschlag.

Das Löschwasser selbst kann aber auch unter Strom stehen, auch, wenn es außen am Haus entlang läuft und die Feuerwehr gefährden. „Wir haben bei der PV-Anlage auf dem Hochhaus das abgestellt, was möglich war, und die Sicherheitsabstände eingehalten“, sagt Einsatzleiter Stephan Brocke, stellvertretender Amtsleiter der Feuerwehr Hilden. Probleme könne es auch bei brennenden Elektro-Fahrzeugen geben, weil die Batterien meist gut abgekapselt und deshalb für die Feuerwehr nur schwer zu erreichen seien.

Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE und der TÜV Rheinland haben fast vier Jahre lang die Brandrisiken von Photovoltaik-Anlagen untersucht. Die häufigsten Brandursachen seien Installationsfehler, gefolgt von Produkt- und Planungsmängeln, stellten die Forscher aus Deutschland und der Schweiz 2015 fest. Sie untersuchten 210 Brände von Solaranlagen. In 130 Fällen blieb der Schaden auf die Anlage begrenzt, in etwa 80 Fällen war das Gebäude betroffen. Angesichts von mehr als 1,5 Millionen Photovoltaik-Anlagen in Deutschland sei das eine sehr geringe Zahl. Sie könnte allerdings steigen, weil die Anlagen altern und damit Isolationsfehler, Kontaktprobleme und Übergangswiderstände zunähmen. „Brandrisiken bei Solaranlagen sind gering, aber sie lassen sich leicht noch weiter reduzieren“, fasst Projektleiter Florian Reil Geschäftsfeldleiter Solarenergie bei TÜV Rheinland, zusammen. Und weiter: „Dazu können eine verbesserte Qualifizierung der Installateure, eine technische Abnahme und regelmäßige Überprüfung der Anlagen sowie schließlich technische Entwicklungen wie Detektoren für gefährliche Lichtbogen beitragen.“