Haben Sie sich schon entschieden, 2020 wieder als Bürgermeisterkandidatin anzutreten?
Interview Birgit Alkenings tritt wieder zur Wahl an
Interview Seit 2014 ist Alkenings Hildens Bürgermeisterin. Im kommenden Jahr will sie es noch einmal wissen.
Birgit Alkenings: Ja, ich trete noch einmal an. Ich habe der Partei meine Bereitschaft erklärt – und die SPD möchte mich wieder aufstellen. Wann die offizielle Nominierung erfolgt, ist allerdings noch unklar. Bisher steht ja noch nicht einmal der Wahltermin im kommenden Jahr fest.
War das eine leichte Entscheidung?
Alkenings: Ich habe schon vor meiner ersten Kandidatur lange darüber nachgedacht, ob ich das machen soll. Ich finde es schwierig, wenn der Job und damit das Geldverdienen an der politischen Meinung hängen. Da könnte sich die Frage ergeben, ob man eine nicht mehrheitsfähige Position vertritt oder lieber das Mandat behält. Auch meine erneute Kandidatur habe ich mir gut überlegt. Die Arbeit macht mir viel Spaß und ist sehr spannend. Außerdem haben wir in den vergangenen Jahren einiges erreicht.
Was genau kommt Ihnen dabei in den Sinn?
Alkenings: Das große Thema der vergangenen Jahre waren die Flucht und Integration. Wir haben in Hilden über 20 Notunterkünfte, die sich geräuschlos in die Nachbarschaft eingegliedert haben. Ich bin vor kurzem gefragt worden, ob in Hilden überhaupt noch Flüchtlinge leben. Es sind immer noch rund 700. Aber sie fallen nicht auf. Und das ist das beste Zeichen dafür, dass an dieser Stelle vieles richtig gemacht worden ist.
Was sind die Herausforderungen für die kommenden Jahre?
Alkenings: Das werden weiterhin die Flüchtlinge sein. Wenn ich nach Syrien schaue und an den Abzug der Amerikaner dort denke oder wenn ich Nachrichten aus Afrika höre, dann ist mir klar, dass da noch etwas auf uns zukommt. An den auslösenden Krisen hat sich nichts geändert. Die Menschen flüchten weiter aus ihrer Heimat.
Wie sieht die Situation in Hilden aus? Wird es eng?
Alkenings: Wir haben in unseren Unterkünften noch Kapazitäten frei, sie sind nicht voll belegt.
Gibt es noch ein anderes Thema, das Sie 2019 umtreiben wird?
Alkenings: In der Verwaltung erleben wir momentan einen Generationenwechsel. Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Rente, junge Menschen übernehmen ihre Jobs. Das macht sich auch bei den Führungspositionen bemerkbar. Wir haben schon Nachfolgerinnen für die Kämmerer-Stelle und die Leitung des Personalamtes gefunden. Auch das Kulturamt hat eine neue Chefin. So geht es 2019 weiter.
Wenn Sie zurückblicken – gibt es etwas, das Sie anders machen würden?
Alkenings: Ich habe unglaublich viel gelernt. Ich hatte vorher ja nicht in der Verwaltung gearbeitet, kannte viele Abläufe nicht und gehe bis heute an Probleme anders heran als einige Kolleginnen und Kollegen. Das hat in beide Richtungen zu Missverständnissen geführt. Ich bin teilweise auch ungeduldig und möchte, dass Dinge schnell umgesetzt werden.
Gibt es etwas, auf das Sie besonders stolz sind?
Alkenings: Das ist einmal unsere Reaktion auf die ankommenden Flüchtlinge. Ganz viele Ehrenamtliche, Hilfsorganisationen, Vereine, Kirchen und die Verwaltung haben Hand in Hand und einfach sehr gut zusammen gearbeitet. Das geht von der Unterbringung bis hin zur Eingliederung in der Schule. Und sehr froh bin ich auch, dass wir den Haushalt gestemmt bekommen haben, obwohl wir weniger Geld einnehmen konnten.
Haben Sie ein Ziel für Ihre Amtszeit?
Alkenings: Eine Stadt ist etwas wahnsinnig Komplexes, deshalb ist ein konkretes Ziel schwierig. Wir haben in Hilden eine gut funktionierende Stadt. Mein Ziel ist es, dass sie auch in zehn Jahren noch gut funktioniert. Das ist gar nicht so einfach. Abwärts geht es immer schnell, aufwärts dauert es viel länger. Ein Beispiel: Dass wir heute eine blühende Innenstadt haben, findet seinen Ursprung vor 40 Jahren. Damals legte die Politik fest, Einzelhandel in Gewerbegebieten nicht zuzulassen. Der zweite Schritt war Jahre später die Einrichtung der Fußgängerzone. Und diese Entwicklung hat sich bis heute fortgesetzt – und sie wird sich weiter fortsetzen. Aber dafür müssen wir am Ball bleiben und dürfen damit nicht aufhören. Das ist an vielen Stellen so: In Hilden engagieren sich ganz viele Menschen ehrenamtlich. Wenn wir die Vereinsförderung – sei es die finanzielle oder auch die mit Räumlichkeiten – einstellen würden, würde die Ehrenamtsstruktur in Hilden zusammenbrechen. Das könnten wir nie wieder aufbauen. Und das würde wieder zu anderen Problemen führen. Daher müssen wir ehrenamtliche Strukturen stützen, sodass sie funktionieren.