Hildener Schulen bekommen Amokschlösser

Helmholtz-Gymnasium und Marie-Colinet-Sekundarschule erhalten neue Schließanlagen.

Foto: Stephan Köhlen

Hilden. Erfurt 2002, Emsdetten 2006, Winnenden 2009: Diese Namen und Jahreszahlen stehen für Amokläufe an Schulen. In Erfurt wurden zwölf Lehrer, zwei Schüler, die Schulsekretärin sowie ein Polizist verletzt. In Emsdetten 37 Menschen. In Winnenden erschoss der 17-jährige Amokläufer in einer Realschule drei Lehrerinnen und neun Schüler. Solche schrecklichen Ereignisse sind zum Glück selten — aber sie geschehen. Schulen sind besondere Gebäude. Sie müssen frei zugänglich, zugleich aber auch sicher sein und Flucht- und Rettungswege bieten.

Deshalb hat die Politik einstimmig beschlossen, dass die neuen Schließanlagen für die beiden weiterführenden städtischen Schulen auch eine „Amokfunktion“ enthalten. Sie macht Klassen und Aufenthaltsräume zu sicheren Rückzugsräumen, erläutert Ralf Scheib, Leiter des städtischen Gebäudemanagements.

Mit einem einfachen Dreh am Zylinderknauf kann die Klassentür ohne Schlüssel von innen verriegelt werden. Eine erneute Öffnung von außen ist nur mit einem passenden Schlüssel möglich. Durch eine Panik-/Fluchttürfunktion können die Räume aber auch schnell verlassen werden, etwa im Falle eines Brandes. „Eine Flucht von innen nach außen ist jederzeit möglich.“

Stadt und Schulleitungen haben sich eingehend von Fachleuten des Landeskriminalamts beraten lassen. Im vergangenen Jahr wurden verschiedene Schließsysteme auch praktisch getestet. Das habe dann auch die Leitungen des Helmholtz-Gymnasiums und der Marie-Colinet-Sekundarschule überzeugt, berichtet Scheib.

Beide Schulen haben eine gemeinsame (inzwischen abgeschriebene) Schließanlage. Defekte Schlüssel und Schließzylinder verursachten inzwischen vermehrt Kosten von rund 10 000 Euro pro Jahr. „Ersatz ist extrem teuer“, so Scheib. Deshalb sollen die neuen Türschlösser zusätzlich mit elektronischen Schließzylindern kombiniert werden. Sie passen in jede Standard-Innentür und können problemlos nachgerüstet werden. Wenn Schlüssel verloren gehen oder zusätzliche Schlüssel gebraucht werden, können die Bedienchips einfach programmiert werden. Das spart dann Kosten.

Für die neuen Schließanlagen muss die Stadt richtig Geld in die Hand nehmen. Das Helmholtz-Gymnasium hat rund 350 Türen, die umgerüstet werden müssen; die Marie-Colinet-Sekundarschule etwa 220. Scheib rechnet pro Tür mit 450 Euro. Macht rund 160 000 Euro für das Helmholtz-Gymnasium und etwa 100 000 Euro für die Marie-Colinet-Sekundarschule. Im Umwelt-Ausschuss haben alle Fraktionen das Vorhaben einstimmig unterstützt.

Deshalb kann man davon ausgehen, dass auch der Haupt- und Finanzausschuss am Mittwoch, 8. März, zustimmt und die Mittel bereitstellt. Bürgermeisterin Birgit Alkenings will die neuen Schließanlagen noch in diesem Jahr ausschreiben. Weil es um so viele Türen geht, werden sie bis ins nächste Jahr hinein umgerüstet. Die alten Schlösser werden übrigens nicht weggeworfen, sondern so weit möglich in den städtischen Grundschulen weiter verwendet.