Eindrücke an der Grenze zur Ukraine Hildenerin hilft in Ukraine

Hilden · Die Hildenerin Ninja Taprogge hat für die Hilfsorganisation CARE Grenzübergänge zwischen Polen und der Ukraine sowie Aufnahmezentren für Geflüchtete in Polen besucht.

Die Hildenerin Ninja Taprogge ist für die Organisation Care im polnisch-ukrainischen Grenzgebiet eingesetzt.

Foto: Care

Anfang März reiste Ninja Taprogge zusammen mit der Gender-Expertin Siobhan Foran und Emmanuel Deisser, Sicherheitsexperten der Hilfsorganisation Care, für acht Tage an die polnisch-ukrainische Grenze, um vor allem die Situation der Frauen und Mädchen und ihre Bedürfnisse festzustellen. Dabei besuchte sie den größten Grenzübergang Medyka.

„Die Leute kommen hier mit Bussen, Autos und zu Fuß an“, erzählt sie. „Die Wartezeiten an der Grenze waren kurz. Sehr schnell steigen sie in einen der Busse, die sie dann zu den Aufnahmezentren fahren.“ Von da aus reisen viele weiter zu Bekannten oder Verwandten, manche werden sogar abgeholt. „Oder sie kommen in größere Aufnahmezentren, wo sie länger bleiben können.“

Auch einen kleinen Grenzübergang hat Ninja Taprogge besucht. Hier traf sie auf Menschen, die helfen wollen. „Ich bin vielen Leuten aus Deutschland begegnet, aus Köln, Frankfurt, Stuttgart.“ Zwar ist Hilfe auf Privatinitiative ein großartiges Zeichen der Solidarität, aber sie birgt auch die Gefahr, die organisierte humanitäre Hilfe zu behindern.

Überall hat Ninja Taprogge versucht, mit den Frauen und Mädchen zu sprechen, um zu erfahren, was sie brauchen, welche Hilfe nötig ist, um die weitere humanitäre Hilfe planen und organisieren zu können. „In den Aufnahmezentren habe ich gesehen, wie wichtig geschützte Räume für Frauen mit kleinen Kindern sind“, erzählt sie. Auch die psychologische Betreuung ist wichtig. „Vor allem nachts“, weiß Ninja Taprogge. „Nachts, wenn sie allein im Bett liegen, dann denken sie an die schrecklichen Erlebnisse, an ihre Männer und daran, was sie zurücklassen mussten.“

Auch Corona ist ein Problem. „Die Ukraine hat eine niedrige Impfquote von etwa 35 Prozent.“ In den Aufnahmelagern fehlt es an Desinfektionsmitteln, an Masken, an Seife und Corona-Tests.

Von März bis Mai entbinden
rund 80 000 Ukrainerinnen

Die Situation für Schwangere und Mütter mit Kleinkindern sei ebenfalls besorgniserregend, hat die Hildenerin festgestellt. Laut Statistik sollen von März bis Mai rund 80 000 Ukrainerinnen ein Kind gebären – und das mitten im Krieg. Passiert das auf der Flucht, hat die werdende Mutter oft keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. „Und die Angst die damit einhergeht“, sagt Taprogge. „Ob ihr Kind oder sie selbst in dieser Situation überhaupt überleben werden.“

Eine weitere Gefahr sieht Ninja Taprogge besonders für allein reisende Mädchen und Frauen. „Wie schnell steigt man da in ein fremdes Auto ein.“ Um die Frauen und Mädchen vor sexueller Gewalt und Ausbeutung zu schützen, müssen sie auf diese Gefahr aufmerksam gemacht und entsprechend informiert werden. Obwohl das Leid und Elend an der polnisch-ukrainischen Grenze groß ist, hat Ninja Taprogge auch viele „kleine Gesten der Hoffnung“ erlebt. „Wenn die Geflüchteten Freunde in Polen hatten und man konnte Szenen der Wiedersehensfreude beobachten.“

Auch die Hilfsbereitschaft und Solidarität macht Hoffnung. Doch sollte die Hilfe gut organisiert werden. „Wer den Geflüchteten mit Sachspenden helfen möchte, sollte sich vorher bei einer Hilfsorganisation erkundigen, was aktuell gerade benötigt wird“, rät Ninja Taprogge.

Sonst passierten Sachen wie im Aufnahmezentrum in Warschau. „Die hatten so viele Windeln, dass sie keinen Lagerplatz mehr hatten. Dafür fehlte es an Flip-Flops fürs Duschen.“ Doch am Sinnvollsten sind derzeit Geldspenden, ist Ninja Taprogge nach ihrer Erkundung im polnisch-ukrainischen Grenzgebiet sicher. „Die können die Hilfsorganisationen, die dort im Einsatz sind, flexibler einsetzen.“ Damit die professionelle humanitäre Hilfe gezielt tätig werden könne.