Schnelles Internet in Haan Glasfaser für die Gartenstadt
Haan · In wenigen Wochen beginnen die baulichen Vorbereitungen für den Ausbau des Glasfasernetzes. Von Ellscheid aus soll ab Mitte Mai dann die Infrastruktur für das leistungsfähige Internet in Haan wachsen. Ab 2023 könnten es die ersten Bürger der insgesamt rund 3700 angebundenen Wohn- und Gewerbeeinheiten bereits nutzen.
Aufbruchstimmung in der Gartenstadt: Nach vier langen Jahren, in denen der städtische Wirtschaftsförderer Dr. Jürgen Simon an der Beseitigung der sogenannten weißen und grauen Flecken in Haan arbeitete, ist es nun endlich so weit. In rund einem Monat wird das Fundament für das technische Hauptgebäude des Kabelnetzbetreibers Tele Columbus in Haan gegossen, Herzstück der Infrastruktur. „Das Technikhaus ist nicht größer als eine Fertigbaugarage, klimatisiert, in der alle wichtigen elektronischen Bauteile für die digitale Infrastruktur untergebracht sind“, erklärt Ansgar Sluiter, technischer Projektleiter der Tele Columbus-Vertriebsmarke Pÿur in Ratingen. Stehen wird es in Ellscheid. Von da aus wird voraussichtlich am Mitte Mai das Glasfasernetz kontinuierlich ausgebaut. Rund 80 Kilometer Trasse, in denen rund 500 Kilometer Glasfaserkabel verlegt werden soll, liegen vor ihnen, wobei der Bautrupp täglich eine Strecke von gut 40 Meter zurücklegt. „Wir werden mit fortlaufendem Signal ausbauen“, sagt Sluiter und erklärt, dass die angeschlossenen Wohn- und Gewerbeeinheiten dadurch nicht warten müssten, bis das komplette Netz ausgebaut ist, sondern sich mit fortschreitender Ausbaumaßnahme bereits anschließen lassen könnten.
Die ersten könnten so bereits Anfang 2023 in den Genuss des schnellen Internets kommen, vorausgesetzt, sie stimmen dem Grundstückseigentümerschreiben zu, das ihnen in den kommenden Wochen zugeschickt wird. Darin geben die Grundstückseigentümer dem Netzbetreiber die Erlaubnis, das Glasfasernetz kostenlos bis zum Hausanschluss zu verlegen. Wer sich jetzt dagegen entscheidet und später aber nachrüsten will, müsse das aus eigener Tasche bezahlen, geben die Projektleiter zu bedenken.
Finanziert wird die Maßnahme durch Fördermittel in Höhe von insgesamt 12,8 Millionen Euro, die der Stadt Haan von Bund und Land zur Beseitigung der weißen und grauen Flecken in der Stadt zugesprochen wurden, und einem Eigenanteil von rund 1,4 Millionen Euro. „Das ist die höchste Fördersumme, die wir in der Stadt Haan je erhalten haben“, äußert Bürgermeisterin Dr. Bettina Warnecke zufrieden.
Doch nicht jeder Hausbesitzer auf der rund 80 Kilometer langen Ausbaustrecke käme für die Förderung infrage, stellt Dr. Simon klar. Es gehe lediglich um jene Haushalte, die keine Internetversorgung oder eine unter 30Mbit/s aufweisen. „Alles andere fällt leider aus der Förderung raus.“ Angebunden würden aber alle Schulen sowie das komplette Gewerbegebiet. Letzteres sei nahezu immer ein K.O.-Kriterium bei der Ansiedlung neuer Unternehmen, betont Simon. Im Zuge des Glasfaserausbaus könnten auch anstehende Kanal- und Straßensanierungen angegangen werden. Dafür stimme sich das Unternehmen mit der Stadt ab, sodass die Straßen nicht mehrfach aufgerissen werden müssten.
Mit der Telekom, die sich kürzlich dazwischenschalten wollte und ebenfalls einen Glasfaserausbau in Haan ankündigte, sei man in guten Gesprächen, verrät die Bürgermeisterin. Verbieten könne man dem Telekommunikationsunternehmen ein solches Vorhaben zwar nicht, doch in der Stadt und auch in den politischen Gremien sei die Ankündigung nicht positiv aufgenommen worden.
Der Kabelnetzbetreiber Tele Columbus wird den angeschlossenen Haushalten Internet-Zugänge ihrer eigenen Vertriebsmarke Pÿur anbieten, doch das neue Glasfasernetz sei als offenes Netz konzipiert, sodass sich bei Bedarf auch andere Anbieter aufschalten lassen können, betont Thomas Drechsler, Gesamtprojektleiter der Tele Columbus AG in Leipzig, für die Vermarktung zuständig. Ob sie das machen, entscheiden die Anbieter je nach Kundennachfrage aber letztendlich selbst.
Nach der Anbindung an den Hausanschluss müssen die entsprechenden Kabel im Haus gelegt werden, was in den meisten Fällen allerdings keine großen Umbaumaßnahmen bedürfe, beruhigt Drechsler.