Hildenerin verletzt sich bei Sturz im Bus

Gisela Martin wünscht sich eine Entschuldigung des Fahrers. Der sagt, sie sei schuld.

Foto: Stephan Köhlen

Hilden. Gisela Martin ärgert sich über die Rheinbahn. Die 80-Jährige fährt oft mit dem Bus, aber im Moment macht sie das nur mit einem flauen Gefühl im Bauch. Es war am 5. Oktober, als die Hildenerin wieder einmal im Bus von Benrath nach Hilden saß, in der Linie 784. An der Gabelung hatte sie vor auszusteigen. Sie stand kurz vorher auf, hielt sich aber — so Martins Worte — an einer der senkrechten Stangen gut fest. „Dennoch: Der Bus fuhr nach dem Halt an einer Ampel so ruckartig, so merkwürdig an, dass ich mich nicht mehr halten konnte.“ Sie habe sich regelrecht um die Stange „gewickelt“ und sei schließlich gegen die Schale eines Sitzes geschleudert worden. „Ich blutete ganz fürchterlich aus der Nase“, erzählt die Seniorin, „alles war voller Blut. Es war schrecklich!“

Einige andere Fahrgäste hätten sich rührend um sie gekümmert, bei ihnen möchte sich Gisela Martin noch nachträglich bedanken. „Der Fahrer hat seine Fahrt jedoch ungerührt fortgesetzt, sich überhaupt nicht nach meinem Befinden erkundigt.“ Ein Umstand, der sie noch immer in Harnisch bringt. An der Haltestelle nahm ein Krankenwagen sie auf und brachte sie ins St.-Josefs-Krankenhaus, wo die Ärzte ihr eine gebrochene Nasenwand sowie eine gebrochene und mehrere geprellte Rippen diagnostizierten. Die Nase hat einen kleinen Höcker davongetragen, die Rippen taten ihr wochenlang weh.

Hellhörig wurde sie, als Krankenhauspersonal ihr versicherte, dass es sich regelmäßig um Gestürzte aus Rheinbahn-Bussen kümmern müsse: „Ich bin ganz sicher kein Einzelfall.“ Die alte Dame wandte sich in einem Schreiben an die Rheinbahn, in dem sie den Vorfall schilderte. In einer ersten Antwort wollte das Unternehmen wissen, ob die Kundin Geld fordere und Zeugen benennen könne. „Aber nein“, sagt Gisela Martin. „Ich stand vollkommen unter Schock, da habe ich mir keine Personalien notiert!“ Sie dachte, es sei nach einem solchen Schreiben klar, dass ihr an einer nachträglichen Entschuldigung des Fahrers gelegen ist. Sie sei immerhin die Leidtragende des Vorfalls.

In einem erneuten Schrieb bietet die Rheinbahn ihr schließlich 100 Euro an, wenn sie von allen anderen möglichen Forderungen zurückträte und versicherte, dass sie durch ihr eigenes Verschulden zu Fall gekommen sei: Sie hätte sich besser sichern müssen, so wie es die Fahrgastbestimmungen vorsähen. Doch Martin ist sich keiner Schuld bewusst: „Ich bin nicht herumgelaufen!“, sagt sie. Die Rheinbahn hat den Vorfall geprüft und die Einlassung des betreffenden Fahrers herausgesucht. Darin beschreibt dieser, dass er sich durchaus gekümmert und den Krankenwagen bestellt habe. Fünf bis sechs Fahrgäste hätten geholfen, die meisten anderen jedoch lautstark gefragt, „wann es endlich weitergehe“. Für ihn habe es so ausgesehen, „als sei die Dame gestolpert“. Er bedauere den Vorfall sehr, habe aber den Namen der Geschädigten nicht, um sich mit ihr in Verbindung zu setzen, so die Rheinbahn. Das will Unternehmenssprecher Ekkehard Lander nun ändern.