Hilden Hospizler streben Stiftung an

Hilden · Die Hospizbewegung Hilden hat eine Erbschaft erhalten. Das soll der Grundstock für eine Stiftung werden. Sie soll perspektivisch ein stationäres Hospiz in Hilden finanzieren oder aber die Erweiterung bestehender Einrichtungen ermöglichen.

Sterbenskranke Menschen werden im Hospiz auf dem  letzten Abschnitt ihres Lebensweges begleitet.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Karin Lackus und Christiane Bindsei haben einen Buch geschrieben: „Mir geht es gut, ich sterbe gerade.“ Der Titel irritiert und befremdet. Die Klinikseelsorgerin und die Pfarrerin berichten darin über ihre Erfahrungen mit Sterbenden. Sie hätten nicht nur Tod und Traurigkeit erlebt, sondern auch heitere Momente: „Ja, wir lachen viel.“ Sie erzählt von einem 60-jährigen Krebspatienten, der am Tag vor seinem Tod noch mit dem Arzt scherzte: „Es ist so schönes Wetter, morgen gehe ich wandern.“

Tod und Sterben machen vielen Angst, sie meiden das Thema. Vielleicht, weil es uns alle daran erinnert, dass unsere Zeit auf Erden bemessen ist und unaufhaltsam abläuft. Wir alle müssen irgendwann einmal sterben.

Vorsitzender Rainer Pennekamp (r.) begrüßt Henning Scherf. Der ehemalige Regierungschef von Bremen sprach über Leben und Tod.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

„Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben“: Das steht auf dem Flyer der Hospizbewegung Hilden. Freiwillige begleiten stundenweise Menschen auf ihrem Lebensweg zu Hause, in Alten- und Pflegeheimen und im Krankenhaus. Damit entlasten sie pflegende Angehörige und stehen Schwerstkranken und Sterbenden auf ihrem letzten Weg bei. Die ehrenamtlichen Hospizbegleiter werden geschult und begleitet (Supervision). Es geht im wahren Wortsinn um Leben und Tod.

Alle Begleiter berichten übereinstimmend, dass sich durch ihren Einsatz auch der Blick auf das eigene Leben verändert. Und dass sie von den Sterbenden viel zurückbekommen.

Die Hospizbewegung Hilden hat unverhofft eine bedeutende Erbschaft erhalten – 104 000 Euro. „Deshalb wollen wir der Mitgliederversammlung im Oktober die Gründung einer Stiftung vorschlagen“, erläutert Vorsitzender Rainer Pennekamp: „Damit wollen wir auf längere Sicht ein stationäres Hospiz in Hilden oder die Erweiterung einer bestehenden Einrichtung ermöglichen. Dazu wären allerdings weitere namhafte Zustiftungen erforderlich.“

Hintergrund: Es gibt zwar einige stationäre Hospize in der Region, etwa in Erkrath, Düsseldorf oder Neuss. „Aber der Bedarf ist enorm“, weiß Pennekamp: „Die Plätze im Hospiz Erkrath zum Beispiel sind immer belegt. Menschen, die bereits im Pflegeheim sind, ist ein Weg ins Hospiz verbaut.“

Bis zu einem stationären Hospiz in Hilden sei es ein langer Weg: „Wir brauchen ein Grundstück, wir brauchen ein Pflegeheim. Und dann eine nachhaltige Finanzierung. Allein das kostet Millionen.“ Deshalb könne sich der Vorstand auch vorstellen, sich an eine bereits vorhandene Einrichtung anzudocken und dort zusätzliche Hospizplätze zu finanzieren.

Das alles wolle der Vorstand aber nicht allein entscheiden, sondern die Mitgliederversammlung am 11. Oktober um 19 Uhr in der Awo-Fabrik an der Walder Straße 24 (Interessierte sind willkommen). Der Verein hat rund 470 Mitglieder. Eine Stiftung habe viele Vorteile, zählt Pennekamp auf. Der Stifter (Kapitalgeber) könne dauerhaft etwas Gutes tun – über den Tod hinaus. Und das auch noch steuerbegünstigt. Und das Kapital der Stiftung wird nicht aufgebraucht, sondern nur dessen Erträge.

Gründet der Hospizverein Hilden eine Stiftung, müsste um Zustiftungen und weiteres Kapital geworben werden. Pennekamp: „Wichtig ist uns, dass eine Stiftung keine Konkurrenz zur Hospizbewegung Hilden werden soll.“

Wer sich über die Arbeit der Hospizbewegung Hilden informieren will, kann die tun: Der Verein steht am 9. Oktober mit einem Stand auf dem Nove-Mesto-Platz – anlässlich des Welt-Hospiz-Tages.