Im Alt Hilden trifft man sich zum Bier

Hilden Wer, fragt man sich als neugieriger Passant, geht eigentlich heute noch nach der Arbeit in eine ganz schlichte Kneipe? Schlicht im Sinne von: Keine „Events“, kein leckeres Essen, keine Happy Hour mit Cocktails zum halben Preis?

Foto: Olaf Staschik

Und was ist das Geheimnis, dass eine Kneipe wie das Alt Hilden an der Schulstraße 34 heute noch existiert?

Sie hat getönte Butzenscheiben, die das Licht eher aussperren und einen winzigen Schankraum, der mit 15 Gästen eigentlich schon voll ist. Die Wände sind mit unzähligen Spiegeln, Sprüchen, Erinnerungen und Relikten aus vergangenen Zeiten dekoriert. Eine alte Bierkneipe, vom Aussterben bedroht. „Es ist ein Idealisten-Job“, gibt Kneipenchefin Andrea Ellen von Berg zu. „Der Nachwuchs kommt nicht“. Die Folge: Die überzeugte Verfechterin der Kneipenkultur betreibt Gästepflege der letzten 50 Jahre. Immer wieder gibt hier was zu lachen, Anekdoten: Der Wirt zapft ein Bier und hört dann: „Du, ich brauch vier Leckerchen für die Hunde“ sagt ein Gast, der von draußen kommt. Der Wirt greift nach einem Schnapsglas und füllt es mit Kräuterlikör. Der Gast wiederholt seine Bitte. Da begreift der Wirt: „Ich habe keine Leckerchen“, sagt er. Die Vierbeiner gehen leer aus und drinnen lacht die Stammkundschaft mit dem Wirt schallend über das Missverständnis: „Ein Leckerchen ist für mich ein Killepitsch“, sagt der Zapfer. Vor drei Jahren hat von Berg hier übernommen. In der Gastronomie kennt sie sich aus. „20 Jahre Gastro heißt aber auch 20 Jahre kein Urlaub“.

Ein Fulltime-Job für die 47-Jährige. Steht sie nicht hinterm Tresen macht sie die Buchhaltung oder kauft ein. Um neun Uhr morgens öffnet das Alt-Hilden seine Pforten. Und dann stehen sie auch schon da und trinken ihr Bierchen. „Die Kneipe ist für die Stammgäste ein wichtiger Halt im Alltag“, sagt von Berg.