Steuerfreier Inflationsausgleich Prämienzahlung von Firmen abhängig

Hilden/Haan · Bis zu 3000 Euro extra können Arbeitgeber ihren Beschäftigten bis Ende 2024 steuer- und sozialversicherungsfrei zahlen. Doch nicht jeder sieht sich dazu imstande. Das ergab eine Umfrage unter Arbeitgebern in Hilden und Haan.

Die Unternehmen in Hilden und Haan gehen unterschiedlich mit der Möglichkeit um, ihren Beschäftigten eine Inflationsausgleichsprämie zu gewähren.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Für viele ist sie zweifellos eine willkommene Entlastung angesichts hoher Energie- und Lebensmittelpreise: Die Inflationsausgleichsprämie, die der Bund bis zu einer Höhe von 3000 Euro von Steuern und Abgaben befreit, kann seit Ende Oktober auf das Konto von abhängig Beschäftigen fließen – ganz gleich, ob sie in Voll- oder Teilzeit arbeiten. Das soll Unternehmen dazu animieren, Arbeitnehmer und Angestellte zu unterstützen, ohne die eigentlichen Löhne erhöhen zu müssen und die viel beschworene „Lohn-Preis-Spirale“ zu riskieren.

Ob Betriebe aber diese Sonderzahlung tatsächlich überweisen und in welchem Umfang, bleibt letztlich ihnen überlassen – und hängt offenkundig von den wirtschaftlichen Möglichkeiten ab. Das zeigt auch ein Rundruf bei Firmen aus Hilden und Haan. Die Maximalsumme erhalten zum Beispiel die Mitarbeiter der Hildener Kapitalanlagegesellschaft Ökoworld. „Mit dieser Sonderzahlung wollen wir unseren Beschäftigten in diesen herausfordernden Zeiten finanziell beistehen“, erklärt der Unternehmensgründer und Vorstandsvorsitzende Alfred Platow. 67 Mitarbeiter erhalten den Betrag – macht eine Gesamtaufwendung von 200 000 Euro.

Eine Prämie kündigt auch Qiagen an: „An unserem Standort in Hilden, aber auch an Standorten in 20 weiteren von Inflation besonders betroffenen Ländern zahlen wir im Dezember eine einmalige Sonderzahlung aus“, heißt es vom international tätigen Biotech-Unternehmen. Rund die Hälfte der Beschäftigten profitiere davon. Daraus ergebe sich für Qiagen in Summe ein mittlerer einstelliger Millionenbetrag.

Wie genau Arbeitgeber Prämien auszahlen und wie hoch sie letztlich tatsächlich sind, ist dem Vernehmen nach sehr verschieden. Schließlich besteht die Möglichkeit des steuerbefreiten Inflationsausgleichs noch bis Ende 2024. Entsprechend können Sonderzahlungen gestaffelt werden – und auch Teil eines Tarifabschlusses sein.

So verhält es sich zum Beispiel beim Technologiekonzern 3M: So sollen die deutschen Tarifangestellten des US-amerikanischen Unternehmens mit einem Werk in Hilden im Januar 2023 und 2024 jeweils 1500 Euro bekommen. Noch nicht im Detail geklärt ist das Vorgehen bei der Haaner Felsenquelle: Man werde eine Zahlung innerhalb des vorgegebenen finanziellen Rahmens leisten, heißt es vom Unternehmen. Genaueres werde aber erst im nächsten Jahr entschieden – in Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Lage.

Keine Möglichkeit für die Zahlung einer Prämie sieht man derweil bei Wachtel in Hilden. Das Familienunternehmen produziert Bäckereiöfen und Kältetechnik, und deren Bäckerkunden haben mit explodierenden Energiepreisen, teuren Rohstoffen und hoher Inflation zu kämpfen. „Wir sind seit Jahrzehnten treuer Partner des Bäckereihandwerkes und wenn unsere Bäcker Zahlungsprobleme haben, dann wirkt sich das auch negativ auf uns aus“, betont Geschäftsführer Oliver Frey. Viele Bäckerbetriebe seien jetzt gezwungen, Investitionen zu verschieben. „Wir hoffen, dass unsere lokalen Bankenpartner uns weiterhin mit ausreichend Finanzierung unterstützen und nicht im Regen stehen lassen“, sagt Frey. Die Auftragsbücher von Wachtel, das nächstes Jahr sein 100-jähriges Firmenjubiläum feiern möchte, seien noch gut gefüllt. Einige Wettbewerber dagegen hätten bereits Kurzarbeit anmelden müssen. Die Inflationsausgleichsprämie bezeichnet Frey, in dessen Unternehmen 250 Beschäftigte arbeiten, grundsätzlich als „löbliche Idee“. Besonders für das gebeutelte, energieintensive Bäckereihandwerk fehle es aber nach wie vor an einer nachhaltigen Entlastung – zum Beispiel durch eine Gas- und Strompreisbremse.